zum Hauptinhalt
Foto: dpa

© dpa

Sport: Wieder groß im Rennen

Deutsche Läufer erleben einen Aufschwung.

Wattenscheid - Nach 5000 Metern in der prallen Sonne lief bei Arne Gabius der Schweiß in Strömen, und noch im Lohrheidestadion schimpfte der deutsche Meister auf den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). „Auch den sechsten Titel musste ich mir hart erarbeiten. Mit 30 geht das Läuferleben ja erst richtig los. Aber dass mich der DLV gezielt gefördert haben soll, ist ein Witz“, sagte der 31-Jährige. „300 Euro habe ich für ein Trainingslager als Zuschuss bekommen, zum Glück haben mich meine Eltern unterstützt“, sagte Gabius. „Es ist aber auch eine Taktik, nicht zu fördern und zu gucken, was dabei rumkommt.“

Und es kam eine Menge rum bei den deutschen Meisterschaften in Wattenscheid. Nach jahrelanger Tristesse bewegt sich wieder was zwischen Sprint und Langstrecke in der deutschen Leichtathletik. Jeder dritte Starter bei der vom 27. Juni bis zum 1. Juli stattfindenden Europameisterschaft in Helsinki kommt aus dem Laufbereich. Nach zwei Olympia-Desastern der Läufer (2004 und 2008) macht das Mut für die Sommerspiele in London (27. Juli bis 12. August). Routiniers wie Gabius, aber auch Newcomer wie das zehn Jahre jüngere Mittelstrecken-Talent Corinna Harrer aus Regensburg, stehen für den Aufschwung.

„Wir haben den Trend umgedreht. Es sind vor allem auch junge Läufer, die nur den Fachleuten bekannt sind, die nach vorne drängen“, sagte Clemens Prokop, Präsident des DLV. So wie Gesa Felicitas Krause. 19 Jahre jung ist die Hindernisläuferin aus Frankfurt, im Vorjahr war sie Neunte im WM-Finale, die Olympia-Norm für London hat sie längst geknackt. „Warum soll man warten, bis man in die hohen Zwanziger kommt? Als junger Mensch hat man Träume – und die sind unheimlich groß“, meinte die Abiturientin. „Ich finde es unheimlich cool, dass es dieses Jahr so viele Läufer geschafft haben, die Norm zu laufen.“

„Das ist kein Wunderwerk“, sagte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen zum Aufschwung. „Ich sehe das als Reaktion einer guten Zusammenarbeit zwischen Trainern und den Athleten.“ Auch Hürden-Meisterin Carolin Nytra spürt den Rückenwind. „Ich habe schon vor vier Jahren gesagt, dass etwas passiert. Wir sind so stark, dass nicht immer der Harting rausgeholt werden muss“, meinte die 27-Jährige aus Mannheim.

Für Gabius, hinter Weltmeister Mo Farah aus Großbritannien die Nummer zwei der europäischen Saisonbestenliste über 5000 Meter, gibt es gute Nachrichten: Das Innenministerium hat die Fördermittel für den DLV im Vergleich zum Olympia-Jahr 2008 deutlich erhöht, was auch den Läufern – beispielsweise für mehr Trainingslager – zugute kommt. Gleich am ersten EM-Tag in Helsinki will Gabius eine Medaille. Sogar Gold scheint möglich – denn Farah startet nicht. dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false