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Sport: Wiedersehen macht Freude

Gerg und Riesch belegen in St. Moritz Platz zwei und drei – ausgerechnet dort, wo bei der WM alles schief gelaufen war

St. Moritz (Tsp). Oben am Start hatten die deutschen Abfahrerinnen wenigstens einen kleinen Trost. Die Strecke in St. Moritz, die sie diesmal hinunterjagen mussten, war nicht die WMStrecke von 2003. Der Streckenverlauf war ein bisschen abgewandelt worden, nicht viel, aber genug, um besonders abergläubische Fahrerinnen zu beruhigen. Auf der WM-Strecke hatte im Februar nämlich keine deutsche Frau eine Medaille geholt, das hätte böse Erinnerungen wecken können.

Doch am Sonnabend war im Zielraum von St. Moritz alles anders: Es gab keine enttäuschten Gesichter deutscher Fahrerinnen, es gab eine strahlende Hilde Gerg und eine genauso strahlende Maria Riesch. Hilde Gerg aus Lenggries hatte die Weltcup-Abfahrt von St. Moritz nach 1:39,95 Minuten als Zweite beendet, Maria Riesch aus Garmisch-Partenkirchen, das große Talent des Deutschen Skiverbandes, hatte Platz drei belegt (1:39,97). Schneller als die beiden Deutschen war nur die Österreicherin Renate Götschl (1:39,78). Maria Riesch erreichte damit ihr bestes Weltcup-Ergebnis. „Ich bin völlig überwältigt und kann es nicht fassen“, sagte die 19-Jährige. Regina Häusl (Schneizlreuth) als 13. und Isabelle Huber (Ruhpolding) als 15. überzeugten ebenfalls. „Wir sind wieder ein Top-Team. Ich freue mich, aber Genugtuung verspüre ich nicht“, sagte Cheftrainer Wolfgang Maier.

Hilde Gerg hatte bereits als Zweite der Abfahrt von Lake Louise ihre gute Form bewiesen. Schon dieser Platz war eine große Überraschung, schließlich hatte sie sich erst vor sechs Monaten ihr angerissenes Kreuzband operieren lassen. „Das hier war sicher eine gute Fahrt“, sagte sie in St. Moritz.

Noch besser allerdings war die Fahrt für Maria Riesch. Denn sie stand unter einem besonderen Druck. Die 19-Jährige gilt als das größte deutsche Talent, hatte aber zuletzt nicht überzeugt. Vor allem im Training zur Abfahrt in St. Moritz hatte sie miserable Auftritte. „Ich habe gedacht, viel schlechter als im Training kann es ja nicht mehr werden“, sagte Riesch. „Maria kann intuitiv gut abfahren. Sie hat das geistig sehr gut drauf. Das hat man, oder man hat es nicht“, sagte Hilde Gerg über die 19-Jährige.

Maria Riesch hatte schon als 16-Jährige ihren ersten Weltcup-Einsatz und fuhr dabei mit der Startnummer 80 in einem Super-G-Rennen gleich auf Platz 20. Sie wurde zweimalige Junioren-Weltmeisterin und wird als legitime Nachfolgerin von Martina Ertl angesehen. Sie hatte bis vor kurzem mit ihrer Nervenstärke beeindruckt. 2002 überschlug sie sich beim Training in Sölden fünfmal, spaltete ihre Ski und fuhr am nächsten Tag weiter. In Lake Louise, im Dezember 2002, ein erneuter Sturz, wieder im Training, am nächsten Tag wurde die Allrounderin Elfte. „Maria ist ehrgeizig und hat keine Angst“, sagt Cheftrainer Wolfgang Maier. Er betrachtet die Resultate zwar nicht als gelungene Revanche für die verpatzte WM, aber gab doch zu: „In St. Moritz haben wir selten überzeugt. Aber wie so oft im Leben sieht man sich immer zwei Mal.“ Er warnte, zu viel von Riesch zu erwarten: „Es ist mein Job, die Erwartungen nach unten zu schrauben.“

Fast wäre das Resultat noch von der Technik-Spezialistin Anja Pärson durcheinander gewirbelt worden, die bei ihrer ersten Weltcup-Abfahrt mit Zwischenbestzeit kurz vor dem Ziel fast gestürzt wäre, ein Tor verfehlte und damit ausschied. Die Schwedin blieb unverletzt und behauptete mit 510 Punkten ihre Führung im Gesamt-Weltcup vor den Österreicherinnen Nicole Hosp (320) und Götschl (306). In der Abfahrts-Wertung liegt Carole Montillet (Frankreich/236) weiter vor Gerg (205).

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