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Gib mir die Kugel. Felix Magath quält nun die Wolfsburger Profis mit seinem Lieblingsspielzeug.

© dpa

Wiedersehen mit Magath: Schalkes Team trifft auf seinen alten Trainer

In Schalke 04 steckt noch viel von Felix Magath. Der einstige Alleinherrscher, der heute mit Wolfsburg zurückkehrt, hat seine Spieler dauerhaft geformt – ihre Kraft und ihre Angst.

Kai Wilmsen braucht nun nicht mehr ständig auf die Eingangstür des Presseraums in der Schalker Arena zu schauen. Immer wenn der einstige Trainermanager des FC Schalke 04, Felix Magath, den Raum betreten hatte, um die Öffentlichkeit über seine Befindlichkeiten und auch die seiner Mannschaft zu informieren, brachte der Mann vom Arena-Service prompt einen frisch gebrühten Tee an das Podium. Der neue Coach Ralf Rangnick hat an derlei Zuwendung bisher noch kein Interesse gezeigt. Heute ist Felix Magath mit dem VfL Wolfsburg bei den Westfalen zu einem brisanten Bundesligaspiel zu Gast (15.30 Uhr, live bei Sky). Magath wird dann noch einmal in den Genuss dieser Dienstleistung kommen – aus Gastfreundschaft.

Felix Magath ist bei Schalke durchaus noch präsent – in Spurenelementen. Obwohl nur drei Wochen seit der Demission des 57-Jährigen vergangen sind, hat sich schon viel verändert im Gelsenkirchener Traditionsklub. „Wir haben nicht nur eine gute Stimmung in der Mannschaft, sondern auch drumherum. Es ist nicht zu erklären“, sagt etwa Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der in erster Linie die Trennung von Magath vorangetrieben hatte. In Schalke sind sie gerade dabei, die Überreste der Magath'schen Allmacht zu beseitigen. So wie bei einem Diktator nach einem Umsturz die übergroßen Porträts von den Wänden abgehängt werden.

Doch wie in der Politik ist in Schalke nicht jeder Wirkungskreis umgehend abzustreifen. Selbst wenn sich „der Trainingsschwerpunkt verschoben hat“, wie Joel Matip berichtet, liegen die unter Magath eigens angeschafften Medizinbälle noch im Materialschrank bereit. Und allein der Gedanke an deren intensive Nutzung, die Rangnick bisher vernachlässigt, dürfte manchem Spieler noch Schweiß auf die Stirn zaubern.

Neben den bisher in Schalke verbliebenen Kotrainern Seppo Eichkorn und Markus Zettelmaisl sowie dem Marketing-Direktor Olaf Prang ist es aber vor allem die Vielzahl der Spieler, die als die wesentlichste Hinterlassenschaft Magaths gelten muss. Bei dem jüngsten Überraschungserfolg in der Champions League bei Inter Mailand hatte Raúl eine wesentliche Ursache für den Erfolg genannt. „Wir waren dem Gegner physisch überlegen“, sagte der spanische Angreifer. Diese Stärke ist seit jeher Merkmal der von Magath trainierten Mannschaften. Die neue Mentalität des Teams, die solche Siege zuallererst möglich macht, ist jedoch erst nach dem Wechsel der sportlichen Führungsspitze zustande gekommen. Aus Mannschaftskreisen ist hinter vorgehaltenen Händen zu hören, dass die kollektive Freude und Erleichterung über diesen Austausch anhält.

Es ist durchaus verständlich, dass Felix Magath sich aus der Ferne auch diesen Erfolg noch auf die Fahnen schreiben möchte. „Ich habe verschiedene Grundlagen gelegt. Es zeigt sich, dass der Umbruch richtig war“, teilte er aus Niedersachsen mit. Allein der Weg, den Spielern seine Methoden zu vermitteln, sind bei einigen nicht auf Gegenliebe gestoßen. „Bis vor kurzem lebten viele Spieler in Angst“, wurde der Peruaner Jefferson Farfan zitiert.

Die Partie gegen die abstiegsbedrohten Wolfsburger ist für Schalkes Profis ein besonderes Spiel. „Wenn die Stimmung so ist wie zum Beispiel beim 3:1 gegen Valencia, fliegt der Rest des Daches weg“, sagte Ralf Rangnick mit Blick auf die durch den Winter schwer beschädigte Folie auf dem Stadion. Das dürfte Felix Magath neben einer sportlichen Niederlage zusätzlich ärgern, hatte er doch einst bei seinem Amtsantritt Ex-Manager Rudi Assauer Anteile an der Arena abgekauft.

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