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Sport: Willkommener Gast: Autogramm fürs Finanzamt

Die Sicherheitskräfte waren in Kompaniestärke auf dem internationalen Flughafen von Rom aufmarschiert - unklar war allerdings, ob sie den Ankömmling schützen oder nur mal wieder bestaunen wollten: Diego Armando Maradona, 40 Jahre alt, in den achtziger Jahren das Idol des verspielten, genialen Fußballs schlechthin, sollte wieder einmal zur Stätte seiner Erfolge zurückkehren, nach Neapel. Dort, hieß es, solle er sich der derzeit desolaten Mannschaft in einer führenden Stellung annehmen.

Die Sicherheitskräfte waren in Kompaniestärke auf dem internationalen Flughafen von Rom aufmarschiert - unklar war allerdings, ob sie den Ankömmling schützen oder nur mal wieder bestaunen wollten: Diego Armando Maradona, 40 Jahre alt, in den achtziger Jahren das Idol des verspielten, genialen Fußballs schlechthin, sollte wieder einmal zur Stätte seiner Erfolge zurückkehren, nach Neapel. Dort, hieß es, solle er sich der derzeit desolaten Mannschaft in einer führenden Stellung annehmen. Vom Posten des Managers war die Rede. Doch der einstige Goldjunge aus Argentinien kam gar nicht bis zum Ausgang. Schon an der Zollstelle im Innenraum des Flughafens machte sich ein Rudel uniformierter Beamter der Finanzpolizei über ihn her. Die baten nicht um Autogramme für ihre lieben Verwandten zu Hause, sondern wünschten nur eine einzige Unterschrift: die unter einen Zahlungsbefehl des Finanzamtes über nicht weniger als umgerechnet 41 Millionen DM.

Nach Berichten der Finanzer soll Maradona aber nicht einmal rot angelaufen sein, sondern eher gescherzt haben: "So viel Kleingeld habe ich leider nicht in der Tasche." Der Zahlungsbefehl stützt sich auf mehrere Gerichtsurteile wegen Steuerverkürzung und -hinterziehung aus den goldenen Jahren der Siegeszuges von Neapel vor gut zehn Jahren und war an sich 1998 schon einmal ausgehändigt worden, ohne dass Maradona zahlte. "Es ist immer dasselbe" , seufzte er nun, "immer wenn ich nach Italien komme, fangen die Probleme an."

Das stimmt tatsächlich, zumindest seit er nicht mehr aus den unmöglichsten Lagen Tore schoss und immer aufgedunsener und langsamer über den Rasen stolperte: da war die Immunität futsch, die gute Kicker in Italien allemal genießen. Das schon lange umlaufende Geraune über Kokainsucht veranlasste die Staatsanwaltschaft zu einem Ermittlungsverfahren; eine junge Frau behauptete dann auch noch, ihr Sohn sei auch der von Diego und solle deshalb Maradona heißen wie sein Vater, was dieser unbedingt verhindern wollte. Am Ende wurde Maradona wegen verbotenen Drogenbesitzes zu dreizehn Monaten verurteit - da war er aber schon nach Argentinien ausgerissen. Vorher bereits aber war seine Vaterschaft amtlich festgestellt, so dass nun ein Diego Maradona junior in Neapel herumläuft. Lediglich die Anklage, er sei auch noch ein veritabler Drogendealer, wurde vor Gericht abgeschmettert - den Verdacht hatte er sich durch die Freundschaft mit einer Reihe von Camorrabossen eingehandelt.

Im vorliegenden Falle kann sich Maradona wieder einmal absolut keinen Reim darauf machen, warum die Finanzmenschen noch immer hinter ihm her sind. "In meinem Vertrag mit dem SSC Neapel", schimpft er, "steht doch groß geschrieben, dass für Steuern alleine der Verein beziehungsweise sein Präsident Corrado Ferlaino aufkommen muss." Das bestätigt auch die Führung der Klubs - doch sie meint, mit einer gewissen Logik, dass das natürlich nur für Maradonas Verdienste beim Verein selbst gilt, und nicht, wie der Argentinier meint, für alles und jedes, was er sich noch dazu verdient hat. Allerdings können sich nun auch die kundigsten Experten in Sachen Spielereinkünfte nicht vorstellen, dass Maradona über sein Salär bei Neapel hinaus noch einmal gut hundert Millionen DM dazuverdient hat - das nämlich erst würde eine so hohe Steuerschuld rechtfertigen.

"Der Verdacht liegt nahe", urteilt ein Spielervermittler aus Rom, "dass da schlitzohrig weder der Verein noch Maradona bezahlt haben, immer mit der Perspektive im Hinterkopf, man könne im Zweifelsfall den jeweils anderen hinhängen." Maradona scheint tatsächlich zu mutmaßen, dass Präsident Ferlaino ihn seinerzeit deshalb schnell nach Argentinien abgeschoben hat, damit er ihm dann die Steuerschuld ganz zuschieben konnte. Dann wäre freilich zu klären, warum der Verein Maradona nun zurückgeholt hat und die Gefahr auf sich nimmt, dass die ganze Strategie doch noch auffliegt.

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