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Passt nicht durch jedes Abflussrohr: Das Meerschwein.

© dpa

Willmanns Kolumne: Der doppelte Wolfgang und die Geschichte von Onkel Mou

Die alte Welt, wie sie unser Kolumnist Frank Willmann kennt, ist zusammengebrochen. Denn zwei Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden haben den Kopf auf die Füße gestellt. Oder umgekehrt. Aber der Reihe nach.

Es gibt auch nette Kerle beim DFB. Ich kenne mindestens zwei, einer davon ist so etwas wie ein Schiriobmann. Er kümmert sich um Abläufe praktischer Natur. Man darf diese guten Geister nicht mit Cleanern, auch Tatortreiniger genannt, verwechseln. Mit diesem zwielichtigem Gewerbe haben sie überhaupt nichts zu tun. Auch mit den Schiedsrichterbeglückern made in GDR darf man sie keineswegs in ein Boot setzen. In der DDR wurden nur auserwählte Kader-Pfeifen zu Einsätzen ins kapitalistische Feindesland entsandt. Im Volksmund Hundertprozentige genannt. Immer IM Einsatz für die Kampflinie der Partei.

Der gute DFB-Geist kümmert sich. Damit unsere Schiedsrichter in Ruhe wirken können, ohne von den Freuden und Gefahren des Alltags belästigt zu werden. So wie am Dienstagabend Herr Wolfgang Stark in Offenbach. Dreimal sprang der Ball an die Hand eines Wolfsburgers. Beim ersten Ball hopste das Spielgerät danach ins Offenbacher Tor. Die weiteren zwei Mal traf er Wolfsburger Pranken im Wolfsburger Strafraum. Elfmeterpfiff? Ich hab keinen gehört. Wolfsburg siegt. Extrabreit besangen Anfang der 80er Wolfsburg. "Der Führer schenkt den Klonen eine Stadt". VW darf weiter vom Pokalsieg träumen, die Offenbacher Kickers ihren Rübenacker umpflügen. Vielleicht kommt ja irgendwann ein Goldschatz zum Vorschein.

In Spanien kriegt Prinzessin Ronaldo wahrscheinlich doch ein weißes Häubchen aufgesetzt. Sie ist vornehm und ruhig, benimmt sich neuerdings wie eine echte Dame. Im spanischen Pokal überwand sie gleich mehrfach das katalanische Befestigungswerk. Zweimal durfte sie folglich in der Höhle des Löwen mit dem Hinterteil wackeln.

Ihr Aufpasser, der böse Onkel Mou soll auch zugegen gewesen sein. Ohne Zankerei geht’s nicht, zumindest bestätigen das unabhängige Beobachter. Mou soll sich doch tatsächlich, rein prophylaktisch, über die geringe Größe des spanischen Königspokals beschwert haben! Passen nicht mal seine mächtig gewaltigen Mou-Cojones rein in die Blechbüchse. Die sei doch seinerzeit extra für Pep G. gemacht worden. Der bekommt sogar D-I-E seiner künftigen Bayernspieler mit rein.  

Eins ist gewiss! Unschuldige Köpfe müssen und werden rollen.

Mous erstes Meerschweinchen, es hieß übrigens Duchesse, soll ein schockfarbenes Gesicht mit cremefarbenen Haarkleid sein eigen genannt haben. Es ist, leider, leider, quasi irgendwann durch das Abflussrohr der Dusche davongegangen. Dieses Abflussrohr soll eine geradezu magische Wirkung auf die gesamte Schweinchenfamilie des Mou ausgeübt haben. Sie sind nach und nach allesamt via Abflussrohr desertiert. Die Nachwirkungen dieses tragischen Meerschweinchenentzugs beschäftigen die Fußballwelt noch heute. Trotzdem ist der unerklärliche 3:1 Sieg Kastiliens gegen Katalonien durch nichts zu entschuldigen. Warum war ich am Dienstag in Berlin und habe auf geheimen Seiten im Internet Fußball geguckt? Ich hätte doch auch in Berlin sein können, ohne auf meinen Laptop zu gucken! Ein unverzeihlicher Fehler.

Eins ist gewiss! Unschuldige Köpfe müssen und werden rollen. Spätestens wenn Barca in vierzehn Tagen gegen Milan antritt. Wieder hat es Barca mit der Mannschaft eines riesen-eirigen Clowns zu tun. Silvio der Gesalbte… Der Bunga-Bunga-Greis schwingt bei Milan das Zepter. Das gute, alte Eierproblem. Hat Fußballfeminist Eilenberger doch recht? Praktiziert Barcelona nicht die Kunst des schönen Spiels, sondern die Verwaschlappung unseres innig geliebten Männersports?  Nein, Nein, tausendfaches Nein. Es ist die Periode des Übergangs vom Sozialismus zum… Nein, vom Spanischen Meister CF Barcelona des Jahres 2013 zum Spanischen Meister CF Barcelona der kommenden Jahrzehnte. Wie heißt nochmal der aktuelle Trainer von Barcelona?

Es ist das Gebot der Stunde, nicht immer nur zu meckern. Es gilt, frohe Botschaften zu verbreiten. Der Effendi des DFB-Altersheims gibt sich generös. Er will Platz für Jüngere machen. Das ist die zweite Revolution im Fußball. Als gewiefter Verschwörungstheoretiker (siehe meine letzte Kolumne über das Wirken der Mellinger) wittere ich sofort den faulen Apfel. Niersbach: „Unser Ziel muss es doch sein, junge Leute aufzubauen. Ich bin jetzt auch schon 62. Ich habe daran kein Interesse“. Meint er das ernst, ist er tatsächlich so uneitel, liegt ihm jede Machtgeilheit fern? Oder ist es ein letzter Tritt in den Hintern seines Ziehopas Theo the Man Zwanziger, der unbemerkt vor den Augen der Öffentlichkeit noch bis ins Jahr 2015 im Blatterchor der Schmeichler mitsingen darf?

Februarmond. Februarmord? Vorbei die Zeit der Erbhöfe, Scheinschwangerschaften, Korrumpeleien und Beutelschneiderpossen. Man mag’s nicht glauben. Anarcho-Niersbach ist für mich die zweite Revolution und ich verleihe ihm vorsorglich schon mal die Große & Niedliche Hermundurenfibel am Latz. Bevor das Niersbachsche Versprechen noch als Niersbachscher Versprecher in die Fußballhistorie eingeht. So viel Zeit muss sein!

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