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Geht es Sepp Blatter und seinen Korrumpeln endlich an den Kragen?

© dpa

Willmanns Kolumne: Selbstauflösung der Fifa ist die einzige Lösung

Unser Kolumnist Frank Willmann fordert die Auflösung der Fifa und die Verteilung des illegal angehäuften Reichtums an die Armen der Welt.

Der Krieg in Syrien dauert an. Der Krieg in der Ukraine dauert an. Der Krieg im Irak dauert an. Der Krieg in Afghanistan dauert an. Der Krieg in Somalia dauert an. Die Kriege im Kongo, in Jemen, die Drogenkriege in Mexiko und Kolumbien dauern an. Ebenso die Kriege und kriegerischen Auseinandersetzungen in Nigeria, Pakistan, auf den Philippinen, in Mali, Libyen, Ägypten, der Türkei, in der Zentralafrikanischen Republik. Die Mehrheit der Menschheit scheint das nicht zu stören.

Der Fußball verbindet und schenkt Frieden? Ein schönes Märchen. Der Fußball bringt die Menschen zusammen und macht alle gleich? Die FIFA ein Fall für den Nobelpreis? Sepp Blatter und seine Geschäftsfreunde sind geschickte Kerlchen. Unvorstellbare Summen geistern seit ein paar Tagen durch die Nachrichten. Jack Warner, bis vor kurzem enger Blatter-Kumpan, hat WM-Fernsehrechte für ein Butterbrot von der FIFA bekommen. Nach einer Weile verjubelte er sie für eine Summe, die zu obszön klingt, als dass ich sie nennen mag. Wird er der Einzige aus dem feinmaschigen Netz von mafiösen Minidespoten, korrupten Funktionären, Politikern, Journalisten usw. sein, der sich derart dreist bedient? Natürlich nicht! Und wer hat von diesem Geld einen Anteil bekommen? Damit die Füße still bleiben. Geht’s nun Blatter und seinen Korrumpeln endlich an den Kragen? Die Frage möchte ich beantwortet wissen. Zur Hölle mit ihnen! Sie müssen alle eine Zelle von innen sehen, besser gestern als morgen. Und warum beispielsweise nicht in einem albanischen Knast? Prophylaktisch fordere ich die wunderbar weiß waschenden Schweizer auf: Macht schon mal nen kleinen Rundgang durch die JVA Tirana mit Sepp. Es gibt nur eine einzige Lösung. Die Selbstauflösung der FIFA.

Wir wissen nicht, welche Schmutzlawine sich bei einem Sturz Blatters über unseren Fußball ergießt, doch sie wird gewaltig sein. Beckenbauer hat Deutschland den Fußball geschenkt. Als Fußballer, Trainer, Funktionär. WM 2006, da ging ganz bestimmt alles mit rechten Dingen zu. Oder etwa nicht? Beckenbauer neulich in der ARD. Seine Hoheit wird 70. Kein Stück Kritik. Öffentlich rechtlich. Bezahlt von Schafen wie mir. Eine lupenreine Jubelarie, wie es Honeckers Propagandahengste aus Adlershof nicht besser hinbekommen hätten. Mauscheln war dem Kaiser allezeit fremd, Gazprom eine Episode, die Ermittlungen der FIFA ein Witz, die enge Freundschaft zu Blatter ein Kaiserschmarrn, die Katarer sind tierlieb, Freiheit gut und schön. Ein guter Monarch ist streng. Aber immerzu gerecht. Er mochte seine Sekretärinnen. Doch das höchste Gut ist die Familie! Aber natürlich kommt ein Kaiser dauernd zuerst. Sonst wäre er ja nicht Kaiser geworden, sondern Bettelmann.

Auch wenn es so aussieht: Es ist nicht alles zum Kotzen!

Dem wollte das ZDF natürlich nicht nachstehen. Wurstmensch Hoeneß – einmal fröhlich in die Hölle und zurück. Ein feister, ein dreister Schinken. Auch öffentlich rechtlich. Wiederum bezahlt von Schafen wie mir. Sportfreund Thomas Thieme darf als UH jovial in die Kameras grinsen. Er hat alles richtig gemacht. Sich leider erwischen lassen. War bestimmt nicht er selbst, wenn er an seinem Pager fummelte. Topmacher, Topmäzen, Topzocker, Topmanager, Topbetrüger. Grande Cochones. Wie eine ganze Herde Bullen. Wir sind tief bewegt. Seine Frau im Film guckt stumm. Und nimmt alles, wie es kommt. sechs Millionen, zwölf Millionen, 32 Millionen. Vati wird’s schon richten. Uli hat an allem ein bisschen genascht und ein bisschen genagt. Bis diese vertrocknete Steuermaus kam. Und dieser bebrillte C&A-Anzugträger, dieser Steuerknecht. Dieser Sozi macht mir bestimmt auf den Teppich in unser Haus!

Und was macht die Bundesliga? Sie brummt. Zweite Liga auch. Sogar die dritte, dort dürfen sich die rundgestrickten Zonenklubs austoben. Gut, Augsburg hat bissel gemeckert. Aber sein wir doch ehrlich. Es geht um die Bayern. Unser Verein in Europa. Elfer hin und her. Seien sie mal nicht so kleinlich!

Ach sind das wunderbare Probleme, die uns angesichts der schrecklichen Weltlage (siehe oben) wohlig ins Bett fallen lassen. Das Tagesgeschäft geht weiter. Welcher Bundesligaspieler fährt eigentlich das teuerste Auto? Welcher Bundestrainer ist ein Schwulibert? Hummels Alte hat einen Neuen. Mustermann hat Krebs! Aber Zeit für Charity ist doch erst Weihnachten!

Ist nicht alles zum Kotzen? Nein. Es ist nicht alles zum Kotzen. Obwohl viele Deutsche die Angst umtreibt, der Muslim würde demnächst in der BRD die Scharia einführen und selbst Omas die Muschi perforieren. In vielen Orten zeigen Fußballer Solidarität, laden Flüchtlinge und Kriegsvertriebene zum Kicken ein. Unser Ball ist bunt. Der DFB gab eine Millionensumme weiter. St. Pauli und Dortmund übten sich in Benefiz. Fans spenden, selbst in kleinen Orten engagieren sich eine Handvoll Leute, wie ich am Wochenende beispielsweise in Bad Langensalza hören durfte. Bei den dort heimischen Fans von Preußen Bad Langensalza, den „Nackten Reitern“, war bereits im Juli der Ball bunt. Sauber!

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