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Sport: Wimbledon: Die Nummer eins geht zuerst

Martina Hingis litt. Und zwar doppelt.

Martina Hingis litt. Und zwar doppelt. "Ich konnte mich einfach nicht bewegen", klagte sie. Und wer bewegungsunfähig ist, der kann offensichtlich nicht erfolgreich Tennis spielen. Die Nummer eins der Tennis-Weltrangliste schied gleich zum Auftakt der 115. All England Championships in Wimbledon aus. 1997 hatte sie dort zum letzten Mal gewonnen. Die Schweizerin unterlag der sieben Jahre älteren Spanierin Virginia Ruano Pascual 4:6, 2:6. "Ich habe seit zwei Wochen eine Entzündung im unteren Rückenbereich", erklärte Hingis. "Ich bin mit Akkupunktur behandelt worden und wollte nur versuchen, die erste Runde zu überstehen. Gegen eine andere Gegnerin wäre ich vielleicht gar nicht angetreten."

Ihre Gegnerin, die Nummer 85 der Tenniswelt, gewann in zwei vorangegangenen Matches nur ganze sieben Spiele gegen Hingis. Nun konnte Pascual ihr Glück kaum fassen: "Das ist ein Traum für mich, unglaublich. Ich habe mich sehr gut gefühlt und mein bestes Match geliefert."

Einen besseren Einstand als Martina Hingis hatte Anke Huber. Die Deutsche bewältigte ihre Prüfung mit Bravour. Nächste Herausforderin nach dem 6:3, 6:2-Sieg über Evie Dominikovic aus Australien ist Marlene Weingärtner, die sich mit 3:6, 7:6 (7:5), 6:4 gegen die Britin Julie Pullin behauptete.

Sieben Mal hat bei den Männern Pete Sampras das Turnier in Wimbledon schon gewonnen. Gegen den Spanier Francisco Clavet verlor er bei seinem 6:4, 7:6 (7:5), 6:4-Auftaktsieg nur einmal kurz den Überblick, als er zu Beginn des zweiten Satzes auf der falschen Seite Stellung bezog. Doch selbst für seinen Irrtum wurde der US-Amerikaner von den 13 806 Zuschauern auf dem vollbesetzten Centre Court gefeiert.

Mit einigen hundert Besuchern mussten sich Barbara Rittner, Bianka Lamade und David Prinosil begnügen. Als Erste betrieb die 28-jährige Barbara Rittner Wiedergutmachung für ihre desolaten Vorstellungen in Paris. Ihren 6:3, 6:4-Sieg holte die Leverkusenerin ausgerechnet gegen ihre Klubkameradin Andrea Glass aus Benrath. Neben Andrea Glass ist auch Lars Burgsmüller aus Essen ausgeschieden. Er unterlag dem Schweden Jonas Björkman mit 4:6, 3:6, 4:6. Gegen das Serve- und Volleyspiel des früheren Weltranglisten-Vierten blieb der drittbeste deutsche Profi des Jahres chancenlos.

"Es ist immer schwer, wenn man sich so gut kennt und sogar befreundet ist", sagte Barbara Rittner nach ihrem Sieg über Andrea Glass. Rittner hat nun gegen die US-Open-Siegerin Serena Williams eine fast unlösbare Aufgabe vor sich. "Ich bin froh, dass ich gewonnen habe. Alles andere kommt später", stellte Rittner fest. An die zweite Runde mag auch Bianka Lamade noch nicht denken. Die 18-Jährige aus Pforzheim schickte bei ihrem Wimbledon-Debüt die Tschechin Denisa Chladkova mit 6:1, 6:7 (1:7), 6:3 vom Platz. In Runde zwei erwartet die Weltranglisten-63. nun das schwere Los namens Elena Dementjewa (Russland).

Mit einem schwierigen Gegner bekommt es nach eigener Auffassung David Prinosil zu tun. Nach seinem 6:7 (5:7), 6:2, 6:4, 6:4-Sieg gegen den Südkoreaner Hyung-Taik Lee spielt der Amberger gegen Davide Sanguinetti. "Und der ist verrückt - wie alle Italiener", urteilte der Daviscup-Akteur mit einem Schmunzeln. Überhaupt sei er froh, erklärte Prinosil, "dass ich langsam wieder an Selbstvertrauen gewinne; schließlich war meine Saison bislang nicht sonderlich gut".

Derlei Gedanken sind dem Serien-Champion völlig fremd. Auf dem Gras an der Church Road wird alljährlich ein neuer Pete Sampras geboren. Sein insgesamt 65. Match in Wimbledon, von denen er nur fünf verlor, sah wieder einen strahlenden und hochmotivierten Tennisprofi. "Ich bin froh, dass ich die Ballwechsel weitgehend kontrollieren konnte", sagte der große Favorit bescheiden. Sein nächster Kontrahent auf dem Weg zum fünften Titel in Serie, womit Pete Sampras den Rekord des Schweden Björn Borg einstellen würde, ist nun Barry Cowan. Der Brite ist dank einer Wild Card ins Hauptfeld des Grand-Slam-Turniers gerutscht.

Heute greifen der Hamburger Thomas Haas gegen Wayne Black (Simbabwe) sowie Nicolas Kiefer (Holzminden) gegen den Spanier Alex Calatrava erstmals in diesem Jahr ins Turnier von Wimbledon ein.

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