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Vergeblich gestreckt. Florian Mayer gab gegen Novak Djokovic sein Bestes. Foto: dpa

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Wimbledon: Florian Mayer unterliegt Novak Djokovic

Der Grashüpfer wehrt sich, verliert aber doch: Florian Mayer leistet Novak Djokovic im Viertelfinale von Wimbledon lange Widerstand.

In der Royal Box des Centre Courts hatten Prinz William mit seiner Gattin Herzogin Catherine Platz genommen, auch Steffi Graf mit Ehemann Andre Agassi und weitere Tennislegenden sowie Gäste aus dem Hochadel waren vom All England Club eingeladen worden. Sie alle schauten Roger Federer dabei zu, wie er den Russen Michail Juschni mit 6:1, 6:2 und 6:2 abfertigte, dabei hätte sich der Blick gut 100 Meter Luftlinie hinüber zu Court No.1 an diesem Tag weit mehr gelohnt. Denn Florian Mayer bot dem Weltranglistenersten und Titelverteidiger Novak Djokovic in seiner Viertelfinalpartie so mutig die Stirn, wie es wohl nur wenige dem 28 Jahre alten Bayreuther zugetraut hatten. „Ich will einfach rausgehen und es genießen, und es ihm so schwer wie möglich machen“, hatte Mayer vorab angekündigt und hielt Wort.

Und auch wenn es am Ende nicht zur großen Sensation gereicht hatte, brauchte sich Mayer über die 4:6, 1:6 und 4:6-Niederlage sicherlich nicht zu grämen. Mayer hatte dem Serben einen harten Kampf geboten und sich die Sympathien der 11 000 Zuschauer erspielt, die ihn mit tosendem Applaus verabschiedeten. Dass Djokovic ein martialisches Gebrüll losließ, als er den Matchball mit einem Ass verwandelte, zeigte, was Mayer ihm abverlangt hatte. „Florian hatte so viele Chancen, es war heikel. Es hätte auch anders ausgehen können“, sagte Djokovic. Ähnlich wie Mayer erging es Philipp Kohlschreiber. Auch er bot Jo-Wilfried Tsonga, dem Fünften der Setzliste, einen harten Kampf. Auch er scheiterte. Kohlschreiber unterlag 6:7, 6:4 6:7, 2:6.

Acht Jahre ist es her, da war Mayer schon einmal in die Runde der letzten Acht gestürmt. Damals war es sein Debüt in Wimbledon gewesen, und er verblüffte mit seiner unorthodoxen Spielweise Gegner und Publikum. Der 1,91 Meter große Schlaks spielt Bälle, die man nicht erwarten kann – und mit einer Technik, die nicht in Lehrbüchern zu finden ist. Sein Paradeschlag ist der eingesprungene, beidhändige Rückhandwinner, den niemand sonst mit diesem kleinen Hopser spielt. Die britischen Medien tauften ihn deshalb liebevoll „Grashüpfer“, auch gegen Djokovic setzte er diese Waffe immer wieder ein.

Und mehr noch, Mayer spielte wunderbar befreit auf, hechtete auch nach schier unerreichbaren Bällen und trieb Djokovic in endlos langen Grundlinienduellen an den Rand seines Stehvermögens. Und wer weiß, wie sich die Partie wohl entwickelt hätte, wenn Mayer einen seiner drei Breakbälle beim Stand von 4:4 im ersten Satz genutzt hätte und in Führung gegangen wäre. Denn zumindest beim ersten hatte Mayer eine riesengroße Chance, als er nach einer langen Rallye ans Netz vorgerückt war und die linke Spielhälfte offen vor ihm lag. Doch anstatt den Volley ins freie Feld zu drücken, schob er ihn nach rechts, direkt in den Schläger des Serben, der mit einem perfekten Passierball antwortete. „Da habe ich zu viel nachgedacht“, ärgerte sich Mayer, „den ersten Satz hätte ich gewinnen müssen.“

Mayer kämpfte, doch er traf auf den derzeit zähesten und konstantesten Spieler der Welt, der nur eines seiner letzten 32 Grand-Slam-Matches verloren hatte, im French-Open-Finale gegen Rafael Nadal. Nun spielt Djokovic im Halbfinale erstmals in Wimbledon gegen Federer.

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