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Wimbledon: Kohlschreiber bleibt gegen Federer chancenlos

Maus unterliegt Schlange: Roger Federer überrollte den Weltranglisten-32. förmlich.

Fast hätte es Philipp Kohlschreiber geschafft und tatsächlich Wimbledon-Geschichte geschrieben. Nicht etwa, weil er in der dritten Runde Roger Federer auf dem Weg zu dessen sechsten Titel beim traditionsreichsten Turnier der Welt gestoppt hatte, denn er hätte an diesem Tag kaum weiter von diesem Coup entfernt sein können. Aber zumindest wäre der Augsburger mit Federer als erster Spieler in die Annalen eingegangen, der unter dem geschlossenen Dach von Wimbledon ein Match absolviert. Doch das 1000 Tonnen schwere Stahlkonstrukt, das geschätzte 100 Millionen Euro gekostet haben soll, wurde nicht über den Center Court geschoben, da das befürchtete Unwetter ausblieb. Die Sonne strahlte über dem All England Lawn Tennis Club, als Kohlschreiber mit 3:6, 2:6, 7:6 und 1:6 unterlag. „Das war mein bestes Match bisher“, freute sich Federer, „das war 1A heute, obwohl ich einen Satz abgab.“

Es sei doch auch nur ein Tennisplatz, hatte Kohlschreiber im Vorfeld ein wenig despektierlich über jenen Ort gesagt, der den meisten Spielern fast heilig ist. Doch der 25-Jährige sollte schmerzlich vorgeführt bekommen, wie dieser angeblich gewöhnliche Platz Federer zu einer herausragenden Leistung inspirierte. Kohlschreiber hatte für sich den Vergleich von der Maus im Schlangenkäfig angeführt und in dieses Rollenverhältnis fügte er sich dann auch.

Federer überrollte den Weltranglisten-32. förmlich und führte schnell mit 4:0. Federer passierte nach Belieben, seinen Aufschlägen hatte Kohlschreiber ebenso selten etwas entgegenzusetzen wie seinen knallharten Angriffen mit der Vorhand. Das kluge Taktieren des Schweizers, der seine Punkte mit unangestrengter Eleganz einholte, brachte die 15 000 Zuschauer immer wieder zum Raunen. „Roger hatte immer die bessere Antwort“, musste Kohlschreiber später eingestehen, „ich spürte immer extremen Druck und er hat mich meist ausgekontert.“

Kohlschreiber verzweifelte an seinem schwachen Aufschlag. nichts milderte den Eindruck, dass zwischen den beiden Spielern ein deutlicher Klassenunterschied bestand. Es ist Kohlschreiber anzurechnen, dass er nicht gänzlich kapitulierte, sondern sich zumindest Mitte des dritten Satzes kurzzeitig aufbäumte. Kohlschreiber spielte aggressiver, während Federer sich wohl schon ein wenig zu sicher fühlte. „Ich muss gestehen, ich war gedanklich schon in der Umkleide beim Duschen“, erklärte Federer später. Kohlschreiber schaffte so unerwartet das Rebreak zum 4:4. Im Tiebreak unterliefen Federer dann ein paar leichte Fehler, die Kohlschreiber den Satzgewinn bescherten.

Doch den Auftrieb, den Kohlschreiber nun verspürte, bremste Federer sofort wieder aus. Aufschlagsstark und mit wieder überlegen druckvollem Spiel kam er zu seinem vierten Sieg gegen Kohlschreiber. „Ich bin an seiner Qualität gescheitert“, sagte der Unterlegene, „aber eigentlich bin ich sehr zufrieden mit mir. Ich habe alles gegeben.“

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