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Nadal

© AFP

Wimbledon: Nadal stößt Federer vom Thron

Der Spanier Rafael Nadal hat seinen Dauerkonkurrenten Roger Federer in einem Fünfsatz-Krimi im Wimbledon-Finale besiegt und den ersten Titel für einen Spanier in London seit 1966 errungen.

Eiskalt und entschlossen hat Rafael Nadal die Wimbledon-Regentschaft des fünfmaligen Champions Roger Federer brutal beendet. Wie ein Wirbelwind im stürmischen London fegte der Spanier zweieinhalb Sätze über den "Heiligen Rasen", musste dann aber erst einen verrückten Fünfsatz-Krimi überstehen, ehe er den Schweizer nach zwei Regenpausen und erbittertem Kampf mit 6:4, 6:4, 6:7 (5:7), 6:7 (8:10), 9:7 niedergerungen hatte. Überwältigt sank der 22-Jährige rücklings ins Gras, rannte dann mit Tränen in den Augen zu seiner Familie und bedankte sich auch bei Kronprinz Felipe und dessen Frau Letizia.

"Es ist nicht zu glauben. Das ist ein Traum, hier zu gewinnen", sagte Nadal, nachdem er die Sprache wiedergefunden und den Pokal in Empfang genommen hatte. "Roger hat unglaublich gekämpft. Er ist die Nummer eins und bleibt für mich auch der Beste", meinte der erste spanische Wimbledonsieger nach Manuel Santana 1966. "Ich habe alles versucht", sagte Roger Federer, der gleichfalls Tränen in den Augen hatte und sich nur langsam vom Schock der Niederlage erholte.

Erste Niederlage nach 65 Rasen-Siegen in Folge

Mit grimmiger Miene, aber der Größe eines Gentleman ertrug der entthronte Champion nach dem finalen Aus bei den French Open nun auch die erste Pleite nach 65 Rasen-Siegen in Serie gegen seinen Dauerrivalen und musste den Traum begraben, als erster Tennisprofi sechsmal in Serie die All England Championships zu gewinnen. Weltranglisten-Erster bleibt er aber auch in der an diesem Montag beginnenden 232. Woche nacheinander.

Nadal streicht für den zwölften Sieg im achtzehnten Duell das mit umgerechnet 947.000 Euro doppelt so hohe Preisgeld wie Federer ein. Vollkommen zurecht. Mit der peitschenden Vorhand, dem stark verbesserten Aufschlag und der Gabe, unmögliche Bälle zu kontrollieren, machte er Federers Dominanz ein Ende. Als erster Profi überhaupt schaffte er damit nach seinem vierten Erfolg bei den French Open und dem ersten Rasen-Titel in Queens auch den Sieg in Wimbledon. Das ist außer ihm nur dem legendären Rod Laver gelungen - aber nicht im selben Jahr. In den beiden Vorjahren hat Nadal im Endspiel gegen Federer verloren.

Geheimnisvolle Knieverletzung

Diesmal nutzte Nadal alle Möglichkeiten - gute wie schlechte. In den wichtigen und kniffligen Momenten verzögerte er, zupfte mehr als sonst an seiner Hose, richtete die Haare und prellte den Ball vor dem Aufschlag so oft, als wolle er für ein Basketballspiel üben. "Das hat er früher immer gemacht, das ist vorbei", hatte Federer noch tags zuvor gehofft und wurde eines Besseren belehrt. Was hinter Nadals Knieblessur steckte, die ihn mitte des dritten Satzes zu einer Behandlungspause zwang, blieb sein Geheimnis. Die wie üblich weiß bandagierten Patellasehnen waren kein Problem, wie das Muskelpaket aus Mallorca erklärte. "Das ist nur zur Vorsicht."

Nach 40 Siegen am Stück in Wimbledon schaffte es Federer nicht, seine Chancen zu nutzen. Dabei kämpfte er nach der ersten Regenpause bei eigener 5:4-Führung im dritten Satz wie ein Löwe. Mühsam holte er sich den Tiebreak und machte es im vierten Satz noch einmal genauso spannend. Nach zwei abgewehrten Matchbällen ballte der 26-Jährige die Faust und hüpfte nach dem Satzausgleich erleichtert in die Luft. Nadal war geschockt und mobilisierte seine letzten Kräfte - körperlich und geistig. Mit Erfolg, denn nach einer neuerlichen Regenpause beim Stand von 2:2 im entscheidenden Durchgang hatte er die stärkeren Nerven und brachte seinen ersten Triumph in Federers Regierungsbezirk glücklich unter Dach und Fach.

Schüttler: "Eine Sensation"

In der ersten Reihe der königlichen Loge sah der grauhaarige Björn Borg, wie sich "Geschichte auf dem Heiligen Rasen wiederholte". So wie bei dem Schweden, der nach seinen fünf Siegen zwischen 1976 und 1980 im folgenden Finale dem Amerikaner John McEnroe unterlag. Auch der war 22 Jahre alt und die Nummer zwei der Tennis-Welt. Wie Nadal.

Nach seiner achtbaren Halbfinal-Begegnung mit dem Mallorquiner konnte sich Rainer Schüttler das Finale daheim anschauen. Welche Begeisterung er mit seinem märchenhaften Comeback auf dem "Heiligen Rasen" ausgelöst hatte, bekam er am Abend zuvor im ZDF-Sportstudio zu spüren. "Ich kann's noch gar nicht glauben. Es kam einfach aus dem Nichts und war selbst für mich eine Sensation", sagte der 32-Jährige. Nur beim Torwandschießen mit dem Fußball versagte der Tennisprofi.

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