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Sport: Windstärke acht

SCC-Volleyballer Kromm braucht den Druck im Europapokal

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Mal eben einen sportlich minderbemittelten Kontrahenten im Schnellverfahren und ohne große Anstrengung zu bezwingen, das gefällt Robert Kromm nicht so. Der 19-Jährige fühlt sich auf dem Volleyballfeld erst dann wohl, wenn von der Gegenseite gehöriger Widerstand zu spüren ist. „In manchen Bundesligaspielen geht doch kaum Druck vom Gegner aus“, klagte Kromm unlängst und sein Gesicht verzog sich ins Gequält-Beleidigte. Wie gut, dass es die Champions League gibt. Dort trifft der SC Charlottenburg mit Außenangreifer Kromm heute (19 Uhr, Sömmeringhalle) auf Italiens Meister Sisley Treviso. Eine fast unlösbare Aufgabe für den SCC, aber für Kromm ein Freudenfest. „Unter diesem Druck und vor diesem Publikum zu spielen, das hat doch einen riesigen Trainingseffekt“, hat er schon nach dem letzten Europapokal-Heimspiel gegen Olympiakos Piräus (1:3) festgestellt.

Der SCC ist in der Champions League tatsächlich ein Lernender. Erst einen Sieg holte die Mannschaft in ihren vier Spielen, ist damit fernab aller Hoffnung, als Gruppensieger noch weiterzukommen. Die Mannschaft, in der Bundesliga auch nach elf Spielen noch unbezwungen, hat ihre internationale Reifeprüfung noch nicht bestanden. Wie denn auch, wenn im nationalen Wettbewerb, wie am vorigen Samstag, ein Gegner wie der TSV Bad Saulgau der Herausforderer ist? Allerdings: Bad Saulgau führte in den ersten beiden Sätzen eine von allen guten Geistern verlassene SCC-Mannschaft förmlich vor, lag nach Sätzen schon 2:0 vorn. Auch Kromm erweckte bei manchem Schmetterball mitunter den Eindruck, als würden seine Hände ihm plötzlich den Gehorsam verweigern. Da das für den SCC so unselig begonnene Spiel noch ein glückliches Ende fand (3:2), nahm Manager Kaweh Niroomand hinterher alle Spieler kollektiv in Schutz: „Wir haben zurzeit eine hohe Belastung durch die vielen Spiele in Meisterschaft, Pokal und Champions League, da ist es nur natürlich und auch notwendig, dass der Kopf mal Pause macht.“

In der Champions League sind derartige Ruhepausen der beste Wegweiser ins Debakel. „Die Mannschaften dort sind konstanter, sie machen mehr Druck mit dem Aufschlag“, warnt Robert Kromm. Beim 1:3 gegen Piräus bot der Jung-Nationalspieler eine Leistung, die ihn auf die Frage, welche Lerneffekte er denn in dem Spiel erzielt habe, zu der launig-selbstbewussten Bemerkung veranlasste: „Ich lerne aus Fehlern, also habe ich diesmal nicht viel gelernt.“

Derartige internationale Leistungsvergleiche sind für Kromm auch deshalb wichtig, weil „er da merkt, wozu er wirklich fähig ist“, wie Niroomand sagt. Und: „Das ist doch für ihn wie Rückenwind in Windstärke acht.“ Und die Champions League stellt den SCC gar nicht vor allzu unlösbare Probleme, wie Kromm erkannt hat: „Wir haben bisher einige Sätze doch nur ganz knapp verloren.“

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