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Wintersport: Höhenflug trotz Höhenangst: Raimund glänzt auf der Schanze
Philipp Raimund ist im noch jungen Olympia-Winter das Trumpf-Ass der deutschen Skispringer. Der erste Weltcupsieg soll nicht mehr lange auf sich warten lassen.
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Philipp Raimund stand mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf dem Podium und genoss die Siegerehrung. Als Zweiter beim Weltcup in Wisla gehörte Deutschlands neue Skisprung-Hoffnung im Olympia-Winter erst zum dritten Mal überhaupt zu den Hauptdarstellern der feierlichen Zeremonie. Entsprechend groß waren die Emotionen beim Oberstdorfer.
„Ich habe jeden einzelnen Sprung voll ausgekostet und bin extrem zufrieden“, sagte Raimund über seinen bereits zweiten Podiumsplatz in der noch jungen Saison nach zuvor Rang drei in Falun. Im polnischen Skisprung-Ort schnupperte er sogar am ersten Einzel-Weltcupsieg in seiner Laufbahn. „Nach meinem zweiten Sprung habe ich mir kurz gedacht, vielleicht könnte es sich mit einem Sieg ausgehen“, berichtete der 25-Jährige freimütig.
Daraus wurde dann nichts, weil der Slowene Domen Prevc die Nerven behielt und mit Sprüngen auf 136 und 130 Meter am Ende um 6,8 Punkte vor Raimund lag. Der gebürtige Göppinger wollte damit aber nicht hadern. „Domen hat einen Super-Job gemacht und das Ding sauber heruntergezogen“, zollte er dem Sieger die verdiente Anerkennung.
Horngacher rechnet bald mit erstem Raimund-Sieg
Raimund selbst unterstrich mit 129 und 130,5 Metern seinen Qualitätssprung, der sich bereits mit Top-Fünf-Platzierungen bei der WM in Trondheim angedeutet hatte. Spätestens der Gesamtsieg im Sommer-Grand-Prix brachte ihm die Gewissheit, ganz vorn mitmischen zu können. Raimunds Erfolgsformel: „Ich habe es geschafft, mein Grundniveau anzuheben, mehr Stabilität, Ruhe und Harmonie in meine Sprünge zu bekommen.“
Bundestrainer Stefan Horngacher rechnet daher damit, dass der Premierensieg von Raimund im Weltcup nicht mehr lange auf sich warten lässt. „Ich hatte gehofft, dass er heute gewinnt, denn er hat einen tollen Sprung gezeigt im zweiten Durchgang. Aber Domen ist auch weit geflogen, das müssen wir akzeptieren“, sagte Horngacher und prophezeite: „Irgendwann wird er sicher gewinnen. Das ist nur eine Frage der Zeit.“
Mentaltraining gegen die Höhenangst
Jahrelang schienen Podestplätze für Raimund, der seit 2019 im Weltcup-Zirkus unterwegs ist, unerreichbar zu sein. Nun werden sie langsam zur Gewohnheit. Was auch an seiner neuen Lockerheit liegt. „Er hat momentan einfach die Ruhe weg und ist im Flow“, lobte Zimmerkollege Karl Geiger und fügte hinzu: „Er hat einen unglaublichen Bumms in den Haxen und macht das gerade sehr, sehr gut.“
Während die einstigen Vorzeigespringer Geiger und Andreas Wellinger zwei Monate vor den Olympischen Winterspielen weit von ihrer Bestform entfernt sind, befindet sich Raimund im Höhenflug. Und das, obwohl er teilweise unter Höhenangst leidet. „Ich arbeite viel mit einem Mentaltrainer zusammen und bin da in guten Händen“, berichtete Raimund und stellte fest: „Es läuft.“
Gut im Griff hat er auch die neuen Anzüge. „Ich habe ein ganz anderes Fluggefühl und wurde gezwungen, selbst mehr zu tun im Flug“, nannte er einen weiteren Grund für seine Leistungsexplosion. Die soll ihn möglichst bald auf das oberste Treppchen katapultieren.
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