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Sport: Wir haben nichts mitzuteilen Die Berliner sind

nach dem Spiel wortkarg.

Gelsenkirchen - Eine kleine Auswahl an Statements der Profis von Hertha BSC nach dem 0:4: „Sie müssen das Trainerteam fragen.“ (Patrick Ebert). „Fragen Sie die Protagonisten.“ (Ersatzspieler Andreas Ottl). „Ich habe nichts zu sagen.“ (Tunay Torun). „Da kommen noch welche.“ (Felix Bastians verweist auf die Kollegen). „Ich will nichts sagen, sonst muss ich aufpassen...“ (Thomas Kraft). „Wir dürfen nichts sagen, vom Pressesprecher aus.“ (Kapitän Christian Lell).

Wie auf dem Spielfeld fehlte den Berlinern auch im Abgang die Klasse. Bloß weg hier, Kopf einziehen, ab in den Bus. Offizielle Begründung für die Flucht aus der Schalker Arena war der Rückflug, der zwei Stunden und 15 Minuten nach Spielschluss von Düsseldorf aus ging. Ein willkommener Vorwand, die mediale Verweigerungstaktik des Berliner Managements weiter zu verschärfen.

Einige Spieler umgingen die Direktive und bezogen vor dem Mannschaftsbus Stellung. Christoph Janker, der tapfer ignorierte, dass ihn ein betrunkener Schalker Anhänger während seines Statements bepöbelte. Und Lewan Kobiaschwili. Als der gesperrte Vizekapitän zwei Reportern Rede und Antwort stand, fuhr Hertha-Sprecher Peter Bohmbach einen der aus Berlin mitgebrachten Sicherheitsleute an. Warum er denn nicht einschreite? Schnell ging es in den Bus. Der bahnte sich mit Polizeieskorte seinen Weg, durch die aufgeschreckten Schalker Fans auf dem Nachhauseweg.

Am Sonntag werden die verweigerten Statements nicht nachgeholt. Das öffentliche Auslaufen auf dem Trainingsgelände ist seit Wochen abgeschafft. Der Kontakt mit Fans ist unerwünscht. Sie sollen sich über die Medien informieren – nicht über die unabhängigen, sondern über die Vereinshomepage. So wie aus dem Trainingslager in Castrop-Rauxel, aus dem es wenig Informationen, aber dafür online Erlebnisberichte gab.

Das Abschotten in völliger Stille war offenbar nicht die richtige Vorbereitung auf eines der lautesten Bundesligastadien. Trainer Otto Rehhagel, der die obligatorische Pressekonferenz ausfallen ließ, sich aber doch noch zu einigen kurzen Äußerungen überreden ließ, glaubte seinem Hörgerät nicht, als er darauf angesprochen wurde. „Wir müssen Sie ja wohl nicht fragen, ob wir in ein Trainingslager fahren dürfen. Noch leben wir in einer Demokratie!“ Sprach der selbst ernannte demokratische Diktator und verschwand.Dominik Bardow

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