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Sport: „Wir jungen Spieler rennen wie die Blöden“

Verteidiger Draxinger über die Eishockey-WM

Herr Draxinger, Sie wohnen mit der Eishockey-Nationalmannschaft in einem Hotel mitten in Moskau. Haben Sie schon etwas von der Stadt gesehen?

Eigentlich haben wir zwischen den Trainingseinheiten und den Massagen kaum Zeit. Vor drei Tagen aber haben wir es mal zum Kreml geschafft. Und jetzt gleich fahren wir in den russischen Staatszirkus.

Bemerkt man in der Stadt, dass gerade eine Weltmeisterschaft stattfindet?

Moskau ist riesig. Die Stadt verschluckt das fast ein bisschen. Aber je näher man an die Hallen heranfährt, desto mehr Fahnen hängen an den Laternen. Auf den Straßen sieht man außerdem schon einige ausländische Fans, vor allem Dänen.

Keine Deutschen?

Doch, doch. Erst kürzlich habe ich einen Kollegen im Sven-Felski-Trikot in der Hotel-Lobby entdeckt. Aus Mannheim und Düsseldorf sind viele Zuschauer hier.

Wie ist denn die Erwartungshaltung der Fans an die sehr junge Mannschaft? 17 Spieler sind zum ersten Mal bei einer A-WM dabei, Sie auch.

Es wird nicht zu viel von uns erwartet. Unser Ziel ist natürlich der Klassenerhalt – und das werden wir erreichen. Mal sehen, was am Montag gegen die Slowakei geht (14.10 Uhr, live im ZDF). Aber wir haben bislang ja nicht schlecht ausgesehen. Gegen Kanada haben wir alles gegeben. Da kann uns keiner böse sein. Vor dem Spiel haben wir uns auch gedacht: Jetzt geht es gegen Rick Nash und die anderen Jungs aus der NHL, das kann heiter werden. Aber wir haben mitgehalten.

Die Deutschen aus der nordamerikanischen Profiliga sind nicht dabei. Sind Sie enttäuscht darüber?

Auf der einen Seite ist das schon ein bisschen unverständlich – eine WM ist doch ein großes Erlebnis. Auf der anderen Seite haben die auch ihre Gründe dafür. Und natürlich wäre es schwieriger gewesen, in den Kader zu kommen, wenn noch drei oder vier von denen dabei wären. Wir jungen Spieler rennen dafür wie die Blöden.

Fehlt der Mannschaft durch die vielen jungen Profis die Struktur?

Nein, im Gegenteil. Wir haben eine sehr klare Hierarchie. Die wenigen Alten führen ganz klar. Sven Felski zum Beispiel, der mit mir bei den Eisbären spielt. Wenn der was sagt, dann wird das gemacht.

Dann mal jetzt viel Spaß im Zirkus!

Danke! Hoffentlich ist die Anfahrt nicht so lang wie die zur Halle. Das war nur stop and go. Zum Glück wurden wir schon von der Polizei eskortiert – auf dem Mittelstreifen.

Das Gespräch führte Ingo Schmidt- Tychsen.

Tobias Daxinger, 22, spielt in Russland seine erste A-Weltmeisterschaft im Eishockey. Der Verteidiger des EHC Eisbären wechselte 2003 aus Rosenheim nach Berlin.

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