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Sport: "Wir laufen doch nicht durch einen Minenfeld"

Auf dem Eis geht es locker zu. Diejenigen, die ab heute im Mittelpunkt stehen, wirken bei ihrer letzten Übungseinheit vor dem großen Auftritt entspannt.

Auf dem Eis geht es locker zu. Diejenigen, die ab heute im Mittelpunkt stehen, wirken bei ihrer letzten Übungseinheit vor dem großen Auftritt entspannt. Dafür ist das Treiben hinter der Bande in der Eishalle im Sportforum Hohenschönhausen um so hektischer. Schließlich soll Eisschnellläuferin Claudia Pechstein beim Training der Eisbären vorbeischauen und natürlich exklusiv für eine Boulevardzeitung posieren. Als Glücksbringerin für die Spieler des EHC, für die es ab Freitag Ernst wird: Erstmals seit drei Jahren stehen die Berliner wieder in den Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Heute treten sie im ersten Viertelfinalspiel der nach dem Modus "Best of five" ausgespielten Serie bei den Mannheimer Adlern an.

Angst vor einem schnellen Ausscheiden gegen den Deutschen Meister und großen Favoriten haben die Berliner nicht. "Wenn ein Geschäftsmann ein Geschäft abschließt, geht er doch auch nicht davon aus, dass er scheitert", sagt Richard Shulmistra. Eine Frage des Selbstbewusstseins also. Das hat der Torhüter der Eisbären: "Druck gibt es für mich gegen Mannheim nicht. Mein Leben steht nicht auf dem Spiel. Wir laufen doch nicht durch ein Minenfeld."

Nein, von Shulmistra und seinen Kollegen wird anderes erwartet. Sie müssen dreimal gewinnen, um ins Halbfinale zu kommen. Denn dass beim Eisbären-Eigner, der Anschutz-Gruppe, von der Berliner Filiale mehr als die bloße Anwesenheit in den Play-offs erhofft wird, ist klar. Vom Erfolg in den kommenden Tagen wird die Zukunft einiger Herren abhängen. Etwa die des Trainers. Das Ansinnen, den ehemaligen Preussen-Spieler Georg Holzmann künftig hinter die Bande zu stellen, hat sich wohl zerschlagen. Pierre Pagés Zukunft ist trotzdem nicht klar. "Einen Mann mit viel Erfahrung und Feingefühl", will Manager Peter John Lee nächste Saison als Trainer sehen. Dies kann auch Pagé sein - den Erfolgsfall vorausgesetzt.

Ein anderer Mann mit Erfahrung wird Berlin wohl verlassen. Marc Fortier, seit 1997 bei den Eisbären, soll sich schon mit einem anderen DEL-Klub einig sein. Na und, sagt Richard Shulmistra. "Wenn im Eishockey die Play-offs beginnen, interessiert alles andere nicht." Der Torhüter hat seinen Vertrag bereits um ein Jahr verlängert, will darüber aber nicht reden. "Wichtig ist momentan nur, dass wir weiterkommen."

Dafür müssen die Eisbären mindestens einmal auch im Mannheimer Friedrichspark gewinnen, am besten schon heute. Doch bevor die Reise nach Kurpfalz angetreten werden kann, müssen logistische Fragen im Vorfeld geklärt werden. Das Pechstein-Problem? Löst sich. Die Olympiasiegerin von Salt Lake City kommt zwar spät, aber nicht zu spät, um mit den Spielern zu posieren. Und dann ist da ja noch die Sache mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung des Pierre Pagé: Der Trainer der Eisbären hatte versprochen, alles dafür zu tun, dass die Erfolgsmöglichkeiten des Außenseiters gegen den Meister steigen.

"Natürlich sind die Mannheimer besser, die sind Zweiter in der Tabelle und wir nur Siebter", sagt Pagé. Und? Na klar, da kommt noch was: "Natürlich bleibt geheim, was wir gemacht haben, um unsere Chancen zu steigern. Nur so viel: Es ist wichtig, dass wir verstanden haben, wer wir sind." Hmm - ihr seid doch die Eisbären aus Berlin, antwortet einer. Pierre Pagé lacht und treibt weiter das Spielchen mit den philosophischen Andeutungen. "Wichtig ist, dass man nicht nur die Dinge macht, die einem Spaß machen. Da ist jeder gut", sagt der Kanadier. "Wenn du dich verbessern willst, musst du an deiner Psyche arbeiten, dir klarmachen, dass du auch andere Dinge gut können musst."

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