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Eingepackt: Auch Jürgen Klopp hat sich angeschaut, wie es in der Bundesliga weitergeht.

© Martin Rickelt/dpa

„Wir müssen dem Beispiel folgen“: Wie die europäischen Topligen auf den Geisterspielbetrieb der Bundesliga blicken

Maskenmänner als Mutmacher: In England, Italien und Spanien schauen die Beteiligten ganz genau auf die Bundesliga. Ein Überblick.

Von Johannes Nedo

Während die Bundesliga schon fast im normalen Rhythmus ist, steht der Neustart in den Ligen Englands, Italiens und Spaniens erst im Juni wieder an. Das verschafft der Fußball-Bundesliga eine besondere Aufmerksamkeit. So blicken die europäischen Topligen auf den Geisterspielbetrieb in Deutschland:

ENGLAND
Mit ihrem klassischen Spieltermin am Samstag um 15.30 Uhr hatte die Bundesliga bislang keine Chance, live beim britischen Rechteinhaber BT Sport gezeigt zu werden – aus Rücksicht auf die einheimischen Klubs. Das ist nun ganz anders. Sogar alle neun Bundesliga-Partien pro Spieltag werden jetzt live übertragen.

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Die Premier League kann derzeit sowieso noch keinen festen Termin für den Neustart ausgeben, im Juni soll es weitergehen. Aktuell ist nur Training in Fünfergruppen erlaubt. Deshalb schauen Profis und Trainer umso genauer auf die Bundesliga.

„Die Spiele waren wirklich gut: Super Tore, echter Kampf, enge Spiele“, sagte Liverpools Trainer Jürgen Klopp. Beeindruckt hätten ihn in der Bundesliga Werte wie die Laufleistung der Spieler, sagte er. „Die Teams sind 117 oder 118 Kilometer gelaufen, ohne dass sie jemand dafür angefeuert hätte. Nur, weil du es willst, weil du es für deine Teamkollegen tust. Das ist genau das, was wir auch tun müssen“, sagte Dortmunds früherer Trainer. Ohne die Fans werde seinem Team aber „der beste Arschtritt der Welt im richtigen Moment“ fehlen.

Auch Arsenals Mittelfeldspieler Granit Xhaka sieht den Neustart in Deutschland als Mutmacher. „Wenn das Hygiene-Konzept der DFL trägt, ist das ein Super-Signal an die anderen Ligen“, sagte der Schweizer der „Sport Bild“.

Alleine unterwegs: In Italien halten sich wie hier beim FC Turin die Spieler fit.
Alleine unterwegs: In Italien halten sich wie hier beim FC Turin die Spieler fit.

© HochZwei/Imago

ITALIEN
Erst die Mondlandung, aber dann bald schon der Re-Start der Bundesliga. So müssten die Geschichtsbücher in Zukunft aussehen, zumindest wenn es nach der „Gazzetta dello Sport“ geht: „Der erste Schritt von Neil Armstrong ist noch mal etwas anderes, aber das Tor des Norwegers ist Geschichte“, schrieb die italienische Sportzeitung, nachdem Dortmunds Erling Haaland gegen Schalke das erste Tor nach der Spielpause erzielt hatte.

Im krisengeschüttelten Italien soll die Saison auf jeden Fall zu Ende gespielt werden. Zwölf Spieltage stehen noch aus. Der Blick geht deshalb natürlich automatisch nach Deutschland. Auch die Spieler haben hingeschaut: Milans Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic etwa („Sie kündigen es an, sie machen es – danke“) oder Bergamos deutscher Verteidiger Robin Gosens („Ich bin positiv überrascht von der ganzen Organisation der Spiele“).

Ein ganz besonderes Auge auf die Bundesliga haben jedoch die Verantwortlichen der Serie A. In den vergangenen Tagen hat der italienische Fußballverband ein Hygienekonzept erarbeitet, das sich stark an dem der Bundesliga anlehnt. Eine Entscheidung der Politik wird für Donnerstag erwartet. Ab dem 13. Juni soll der Ball dann wieder rollen – mit freundlicher Unterstützung der Bundesliga.

Hoch das Beinchen: Die Stars vom FC Barcelona dürfen in Zehnergruppen trainieren.
Hoch das Beinchen: Die Stars vom FC Barcelona dürfen in Zehnergruppen trainieren.

© Miguel Ruiz/AFP

SPANIEN
Toni Kroos hatte die Stimmungslage der spanischen Fußballgemeinde schon vor dem Wiederbeginn der Bundesliga bündig zusammengefasst: „Man hat hier so den Eindruck: Wenn die Deutschen das nicht hinkriegen, dann kriegt das keiner hin, da weiterzumachen“, sagte der Nationalspieler von Real Madrid. Seit gut einer Woche darf er mit seinen Teamkollegen wieder in Zehnergruppen trainieren. Denn auch in der Primera Division soll die Saison noch ein sportliches Ende finden.

Ganz im Kroos’schen Sinne stellt sich deshalb die Frage: Kriegen es die Deutschen hin? Ligapräsident Javier Tebas ist davon offenbar überzeugt: „Wir müssen dem Beispiel der Bundesliga folgen“, sagte er bereits im Anschluss an den ersten Spieltag nach der Pandemie-Pause. Am 12. Juni soll es nun weitergehen, Ministerpräsident Pedro Sánchez hat dafür am Wochenende Grünes Licht gegeben.

An die Atmosphäre der Geisterspiele wird man sich jedoch auch in Spanien erst noch gewöhnen müssen. Von „bestürzenden Szenen“ schrieb das katalanische Blatt „Sport“ mit Blick auf die leeren Tribünen und maskierten Spieler in der Bundesliga: „Fußball ohne Publikum ist kalt, unnatürlich und wirkt gekünstelt.“ Zumindest die erste dieser Zuschreibungen dürfte – wörtlich verstanden – angesichts aktueller Temperaturen in Spanien von bis zu 40 Grad das geringste Problem werden – auch wenn die Spiele deshalb nicht vor 19 Uhr beginnen sollen.

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