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Sport: „Wir müssen die Kräfte konzentrieren“ Ulrich Feldhoff über neue Trainingsgruppen

Herr Feldhoff, warum muss der deutsche Spitzensport 38 Bundesstützpunkte schließen? Wir müssen unsere Kräfte konzentrieren.

Herr Feldhoff, warum muss der deutsche Spitzensport 38 Bundesstützpunkte schließen?

Wir müssen unsere Kräfte konzentrieren. Das heißt konkret, dass wir weniger Trainingsgruppen brauchen. In denen müssen die Athleten etwa gleich stark sein.

Nennen Sie doch bitte ein Beispiel.

Nehmen Sie den Wintersport. Im Skilanglauf hat Bundestrainer Jochen Behle seine wichtigsten Sportler auf drei Standorte konzentriert. Der Erfolg gibt ihm Recht. Die Skilangläufer erreichen hervorragende Resultate.

38 Stützpunkte zu schließen, erzeugt Widerstand bei Betroffenen. Welche Verbände stellen sich gegen die Reform?

Von offenen Widerständen kann man eigentlich nicht sprechen. Die Bundesregierung hat dem Konzept zugestimmt, auch die Sportminister der einzelnen Bundesländer sind dafür. Natürlich müssen sich einige Sportverbände mit der Reform anfreunden, mit zwölf Verbänden stehen noch Gespräche aus.

Im Leichtathletik-Verband hatte es Kritik gegeben.

Bei der Versammlung des Deutschen Sportbundes in Bremen habe ich keine Gegenstimmen gesehen. Alle müssen jetzt einsehen: Der Sport kommt um eine kompakte, effiziente Förderung nicht herum. Auch die Leichtathletik muss sich nach ihrem Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Athen darauf einstellen.

In Schwerin wird der Bundesstützpunkt Boxen geschlossen. Wird damit nicht eine jahrelange Aufbauarbeit kaputtgemacht?

In Schwerin sind in der Tat gute junge Boxer ausgebildet worden. Doch wie in anderen Sportarten haben wir hier das Problem, dass es viele von ihnen am Ende nicht in die Weltspitze geschafft haben. Deshalb wollen wir Schwerin zu einem Nachwuchsstützpunkt ausbauen.

Und wenn Sportler es doch in die Weltspitze schaffen?

Dann müssen sie zu einem Bundesstützpunkt wechseln. Der wird dann nicht mehr in Schwerin sein. So weit ich weiß, will der Boxverband zwei Stützpunkte in Deutschland einrichten. Darüber stehen noch abschließende Verhandlungen aus. Genau dieses Konzept hat sich schon bei den Judokas bewährt. Sie haben nach schwachen Leistungen bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney ihre Kräfte konzentriert – mit Erfolg.

Warum hat sich der gesamte Spitzensport nicht schon damals reformiert?

Mir wäre es auch lieber gewesen, wir hätten früher angefangen. Aber das Verständnis dafür war bei vielen Verbänden nicht so vorhanden wie heute.

Liegt das auch am Druck der Politik? Innenminister Otto Schily hat in Bremen gesagt, im Leistungssport müsse gründlich aufgeräumt werden.

Das sind in der Tat deutliche Worte. Sie zeigen uns, dass wir in ernsten Zeiten zügiger handeln müssen. Auch der Sport stellt jetzt fest, dass er sich von mancher Bequemlichkeit verabschieden muss.

Das Gespräch führte Robert Ide.

Ulrich Feldhoff,66,

ist Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Sportbunds. Darüber hinaus steht er dem nationalen und internationalen Kanuverband vor.

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