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Sport: „Wir sind dabei, unseren Sport zu säubern“

Arne Ljungqvist, Vizepräsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes, über Sperren und Strafen im Kampf gegen Doping

Vor einigen Jahren wurde die VierJahres- Sperre abgeschafft. Jetzt hat sie Lamine Diack, der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), in Zusammenhang mit dem THG-Dopingskandal wieder ins Spiel gebracht. Ein sinnvoller Vorstoß?

Wir haben hier keinen Spielraum, denn wir sind an den internationalen Anti-Doping- Code der Wada, der Welt-Anti-Doping-Agentur, gebunden. Dabei ist international eine Zwei-Jahres-Sperre vorgesehen. Dies hängt auch damit zusammen, dass in verschiedenen Ländern unterschiedliche Rechtslagen zu beachten sind. Eine internationale Vier-Jahres-Sperre würde dazu führen, dass wir viele Klagen bekämen und Gerichtsprozesse führen müssten.

Haben Sie andere Ideen, um potenzielle Dopingtäter abzuschrecken?

Was die Anti-Doping-Regeln angeht, sind wir an die Wada gebunden. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass wir die Wettkampfregeln ändern und damit die Abschreckung erhöhen.

So machen es zum Beispiel die Briten. Wer dort des Dopings überführt wird, darf nie mehr an Olympischen Spielen teilnehmen.

Ja, so etwas in der Art. Zu überlegen wäre, ob wir Athleten für einen gewissen Zeitraum von unseren großen internationalen Meisterschaften ausschließen. Schon jetzt ist es übrigens so, dass ein Athlet, der gesperrt wird, in jedem Fall eine Weltmeisterschaft im Freien verpasst – selbst wenn seine Sperre kurz vor der WM ablaufen würde.

Es gab den Vorschlag, dass die großen Meetings ihr Preisgeld erst zahlen sollten, wenn die Ergebnisse der Dopingproben vorliegen. Bisher gibt es innerhalb der Golden League offenbar eine Regelung, dass die Preisgelder sehr schnell bezahlt werden müssen.

Offenbar ist das schnelle Zahlen eine interne Regelung der Golden League. Die IAAF würde das unterstützen, wenn erst nach einer negativen Dopingprobe Prämien ausgezahlt werden. Das machen wir bei unseren Titelkämpfen so, und das machen auch die großen City-Marathonläufe so.

Welche anderen Möglichkeiten sehen Sie, um potenzielle Dopingtäter abzuschrecken?

Ich glaube nicht, dass es die effizienteste Möglichkeit ist, weitere Strafen zu finden. Ich glaube, das Wichtigste ist, das Kontrollsystem so gut wie möglich auszubauen. Es muss außerdem in Forschung investiert werden, damit die Athleten merken, dass wir auch neue Mittel nachweisen können. Hinzu kommt, dass kleinere Nationen unterstützt werden müssen, weil sie sich sonst ein gutes Kontrollsystem gar nicht leisten können. In Südamerika sowie einigen afrikanischen und asiatischen Ländern wird derartige Hilfe benötigt.

Wie sehen Sie die Situation in den USA?

Ich bin inzwischen sehr optimistisch. Die IAAF hatte einen Konflikt mit dem amerikanischen Leichtathletik-Verband, es gab auch ein Problem zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee und dem Nationalen Olympischen Komitee der USA. Ich glaube, auch die amerikanische Regierung war nicht glücklich darüber, wie das Dopingproblem gehandhabt wurde. In der Zwischenzeit hat die amerikanische Anti-Doping-Agentur gezeigt, dass sie das Problem bekämpfen kann. Ich glaube, sie werden jetzt aufräumen. THG war das beste Beispiel und eine große Abschreckung für potenzielle Betrüger.

Glauben Sie, dass es weitere Substanzen gibt, die noch nicht nachweisbar sind und mit denen viele Athleten arbeiten?

Ich glaube nicht, dass es viele weitere Substanzen wie THG gibt. Und ich denke auch, dass THG hauptsächlich ein amerikanisches Problem ist. Das können wir zwar noch nicht beweisen, aber ich glaube, die Analyseergebnisse werden das zeigen. Insgesamt bin ich mir sicher, dass von allen Athleten nur ein sehr kleiner Teil betrügt. Das beweisen auch die Ergebnisse der umfangreichen Dopingtests auf THG, die wir vor den Weltmeisterschaften veranlasst haben. In der gesamten Weltelite gab es nur einen positiven Fall.

Fürchten Sie, dass es die Leichtathletik bezüglich des Sponsoren- und des Zuschauerinteresses wegen des THG-Skandals künftig schwerer haben wird?

Nein, überhaupt nicht. Wir haben immer wieder gezeigt, dass wir alles tun für einen sauberen Sport. Wir sind wirklich dabei, unseren Sport zu säubern . Wenn andere Verbände nichts tun, können sie natürlich auch nichts finden.

Das Gespräch führte Jörg Wenig.

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