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Sport: "Wir träumen ja nicht in Cottbus"

Kernige Sprüche sind von einem Mann wie Eduard Geyer häufig zu hören. Die Worte sind ehrlich.

Kernige Sprüche sind von einem Mann wie Eduard Geyer häufig zu hören. Die Worte sind ehrlich. Trocken. Geyer eben. Am Sonntagabend hatte sein Klub endlich wieder gewonnen, Energie Cottbus schlug Werder Bremen 2:1. Die Bremer sind immerhin Vierter der Fußball-Bundesliga. Trainer Geyer aber hielt sich zurück. Kein flotter Spruch, keine Späßchen. Geyer lächelte. Ein nettes Bild. Gelächelt hat Geyer schon lange nicht mehr.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Ein wenig verlegen sah der Cottbuser Trainer schon irgendwie aus, als er bei der Pressekonferenz auf dem Podium Platz nahm, vorne, vor all den Mikrofonen. Verstanden hatte Geyer das Spiel an diesem Abend wahrscheinlich selbst nicht. Seine Mannschaft kämpfte gegen Bremen, sie mühte sich, grätschte, ja, sie hatte sich vorgenommen, sogar ein wenig mehr Fußball zu spielen. Die meisten Bälle aber verstolperten Geyers Männer auch am Sonntag wieder.

So geht das schon lange, seit August, jenem Monat, in dem Cottbus zuvor das letzte Mal gewinnen konnte, damals bei Hertha BSC. In einer Woche steigt das Rückspiel. Der Kreis hat sich gegen Bremen geschlossen. Ein halbes Jahr ohne Sieg? So etwas hätte sich noch schlimmer angehört als jene 14 Spiele, in denen Cottbus nicht gewinnen konnte. Vorbei. Vorerst. Wahrscheinlich ist die Serie nur unterbrochen.

Denn eigentlich war alles wie in den Monaten zuvor: Bremen ging in der ersten Halbzeit in Führung. Eine gute Situation für ein Auswärtsteam. Kein Mensch glaubte noch ernsthaft an Cottbus. "Sehr naiv" habe seine Mannschaft gespielt, erzählte Geyer, gerade in jener Phase, als Bremen nach dem Führungstor noch ein, zwei Tore hätte schießen müssen. "Da ging es bei uns drunter und drüber", sagte Geyer. Bremen spielte clever, riss mit wenigen Pässen immer wieder Lücken in die jämmerlich herumstochernde Cottbuser Abwehrreihe. Geyer sprach von "elementaren Fehlern" und "Ballverlusten, die es einfach nicht geben darf". Dann sagte er: "Aber wir haben es ja doch gepackt."

Der Mann ist lange genug im Fußballgeschäft, um so einen Erfolg ordentlich einzuschätzen. Geyers Mannschaft hat sich trotz der Niederlagenserie nicht aufgegeben, das muss man ihr lassen. Der Sieg gegen Bremen war ein gelungener Auftakt. Zumindest vom Ergebnis her. So etwas gebe der Mannschaft Selbstvertrauen, meinte Geyer, "und ein bisschen Mut". Durchatmen aber darf Energie Cottbus nicht. Der Klub darf nicht einmal daran denken. Drei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsrang sind ein bescheidenes Polster. Am kommenden Sonnabend muss Cottbus beim 1. FC Nürnberg antreten, dem Vorletzten der Liga.

Die Worte, die sie nach dem Sieg in Cottbus gewählt haben, waren gut überlegt. Der Verein bremst die Euphorie, die im Stadion nach Abpfiff aufkam. Vereinspräsident Dieter Krein sagt: "Wir träumen hier nicht. Wir sind unruhiger, als es nach außen scheint." Leichte Spiele gibt es für Cottbus schon lange nicht mehr.

André Görke

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