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WM 2006: "Davon haben wir geträumt"

Kapitän Michael Ballack lobt Odonkor und erhofft sich von dem Sieg gegen Polen "einen Riesen-Schub" für die Mannschaft. Ein Interview

Wie haben Sie das Ende dieses turbulenten Spiels erlebt?

Das Spiel war von der ganzen Spannung und Atmosphäre sensationell. Das war emotional, ein packendes Spiel mit einer packenden Schlussphase. Wenn man so belohnt wird, ist das super für die Mannschaft. Dann fällt die Spannung ab, weil wir so gut wie sicher im Achtelfinale sind. Dementsprechend hat sich die Truppe auch gefreut. Die Fans haben uns super unterstützt. Das ist fast nur hier in Dortmund so möglich. Davon haben wir alle ein bisschen geträumt, dass uns das Dortmunder Publikum da hin trägt.

Wie fällt Ihr Fazit nach diesem Erfolg aus?

Wir haben seit langem wieder eine europäische Mannschaft geschlagen bei einem Turnier. Aber selbst wenn wir 0:0 gespielt hätten, wäre es eine gute Leistung gewesen. Doch ich bin froh, dass die Mannschaft dafür belohnt worden ist. Wir konnten zulegen, das war unser Plus, auch das Stadion und die Stimmung. Es war hochverdient. Wir haben einen Riesen-Schub bekommen für das Selbstvertrauen, müssen aber versuchen, die Spannung hochzuhalten.

Ist die Mannschaft jetzt so gefestigt, wie sie es sein sollte?

Wir haben noch keinen Rückschlag erlebt, wie einen Rückstand, und sind gut durch die ersten Spiele durchgekommen. Wenn alles perfekt läuft, ist jeder zufrieden. Ich bin der Meinung, man muss bei so einem Turnier aber auch mal durch ein kleines Tief. Und dann wird sich zeigen, wie die Mannschaft reagiert. Aber so ist es natürlich allen lieber.

Was hat heute nicht gestimmt?

Heute gibt es nicht viel auszusetzen, vielleicht die Chancenverwertung. Wir müssen weiter an uns arbeiten, müssen versuchen unsere Physis hochzuhalten und zu verbessern. Das ist unser großes Plus, das hat man heute gesehen. Wir haben in der Innenverteidigung einen großen Schritt nach vorn gemacht. Sie haben heute das zweite Mal zusammen gespielt. Sie haben in der Vergangenheit nicht die Möglichkeit gehabt, sich einzuspielen. Das ist super für die Jungs, dass sie jetzt ein paar ruhige Tage haben, das nicht wieder jeder auf die Abwehr zeigt. Sie können sagen, wir haben gut gespielt und zu null gespielt. Man hat auch beim Confed-Cup eine Steigerung gesehen, die Mannschaft hat dort von Spiel zu Spiel Sicherheit bekommen. Das erhoffen wir uns hier auch.

Was ging in Ihnen bei den zwei Lattentreffern kurz vor Spielende vor?

Ich habe gedacht, heute will der Ball nicht rein. Aber wir haben weiter gemacht, jeder Angriff war ja gefährlich zum Schluss. Wir haben daran geglaubt, Glück gehört mit dazu.

Besonders für das Spiel war, dass ausgerechnet die Einwechselspieler für den Erfolg gesorgt haben.

Das zeigt, dass wir eine gute Truppe sind. Die Jungs, die nicht gespielt haben, sind sofort da. Die kriegen das Gefühl vom Trainer und der Mannschaft, dass sie wichtig sind.

Spielt man anders, wenn man auf dem Flügel den schnellen Odonkor weiß?

Wenn man so einen schnellen Spieler rechts hat, kann man die Bälle blind in den Raum spielen, weil er gerne steil geht. Gerade wenn man 60, 70 Minuten gespielt hat, der Verteidiger war ziemlich platt und dann kam Odonkor noch mal rein. Er ist mit seiner enormen Schnelligkeit ein absolutes Plus.

Wie sehen Sie die Leistung von Oliver Neuville?

Er hat einen sehr frischen und unbekümmerten Eindruck gemacht. Er hat eine gewisse Erfahrung, auch wenn er länger nicht dabei war. Er kennt seine Stärken und ist in Gladbach ein absoluter Führungsspieler. Er ist in einer hervorragenden Verfassung, ist spritzig und torgefährlich. (tso/dpa)

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