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WM 2006: Keine Gespräche mit Warentestern

Nach einem Machtwort von Aufsichtsratschef Wolfgang Schäuble wird das Organisations-Komitee der Fußball-Weltmeisterschaft nun doch keine weiteren Gespräche mehr mit der Stiftung Warentest führen.

Frankfurt/Main - Exakt einen Monat nach der Vorabveröffentlichung der umstrittenen Studie zur Sicherheit in den zwölf Stadien - vier Arenen erhielten von den Prüfern die Rote Karte - beendete das OK damit aus seiner Sicht die auch international für Aufsehen sorgende Auseinandersetzung. Dies sei unter anderem vor dem Hintergrund geschehen, dass ein hoher Repräsentant der Stiftung Warentest die Vergabe von Roten Karten als redaktionellen Gag bezeichnet hätte, erklärte der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Schäuble.

«Wir haben sehr sorgfältig den kompletten Vorgang geprüft und sind zu der klaren Erkenntnis gekommen, dass fortführende Gespräche zwischen dem OK-Präsidium und der Stiftung Warentest der Sache nicht dienen», wurde Schäuble am Montag in einer Pressemitteilung des Organisations-Komitees weiter zitiert. «An den enorm hohen Sicherheitsstandards unserer WM-Stadien bestehen keine Zweifel.» Der CDU-Politiker fasste damit das Ergebnis einer Aufsichtsratssitzung zusammen, der am vergangenen Freitag auch sein Amtsvorgänger Otto Schily beigewohnt hatte.

Die Stiftung zeigte sich in einer ersten Stellungnahme verwundert und enttäuscht, nachdem das OK bis dato eigentlich Gesprächsbereitschaft signalisiert hatte. «Wir sind überrascht und bedauern das. Diese Haltung finden wir auch deshalb unverständlich, da wir dem Organisationskomitee das ausdrückliche Angebot gemacht haben, das Gutachten einzusehen», sagte Pressesprecherin Heike van Laak der dpa. Die Stiftung bleibe «natürlich» bei dem Ergebnis der Untersuchung und habe gehofft, dass man sich im Sinne der Fans zusammensetze und gemeinsam die Punkte abarbeite.

Diese Notwendigkeit sieht das OK nicht mehr. Schäuble und seine Mitstreiter im Aufsichtsrat berufen sich insbesondere auf einen Beschluss der Fachkommission Bauaufsicht der Bauministerkonferenz. Darin wird klar gestellt, dass die von der Stiftung Warentest für die Stadien in Berlin, Leipzig und Gelsenkirchen (alle Note mangelhaft) geforderten Evakuierungsmöglichkeiten in den Innenraum «grundsätzlich dem Bauordnungsrecht entgegen» stehen würden und «nur in Ausnahmesituationen» auf Grund einer bewussten Entscheidung der Ordnungskräfte einzuleiten seien. Rettungswege müssten immer ins Freie zu den öffentlichen Verkehrsflächen führen. Eine Selbstrettung in das Innere von baulichen Anlagen widerspreche den Schutzzielen.

Erst am Wochenende hatte der Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA), Joseph Blatter, die Diskussion um die Sicherheit des Berliner Olympiastadions, in dem am 9. Juli das WM-Finale ausgetragen wird, wegen der tiefen Gräben zwischen Innenraum und Zuschauerrängen angeprangert. Auch dazu zitierte das OK aus dem Beschluss der Bauaufsicht: In Berlin würden mobile Brücken zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe die Sicherheitskräfte über den Graben hinweg den Tribünenbereich vom Spielfeld aus erreichen könnten. In den 70 Jahren, die das Olympiastadion betrieben werde, «sind keine unter den Begriff 'Massenpanik' fallende Situationen eingetreten».

Als viertem Stadion hatte die Stiftung Warentest der WM-Arena in Kaiserslautern die Rote Karte gezeigt. Der OK-Aufsichtsrat ist aber davon überzeugt, dass auch dort keine Mängel bestehen. Die Tribüne, bei der die angeblich unzureichenden Brandschutzeinrichtungen zur nicht mehr ausreichenden Benotung geführt hatten, sei zum Zeitpunkt der Untersuchung noch im Bau gewesen.

Bekannt gemacht hatte die Stiftung Warentest die ersten Ergebnisse ihrer Studie am 6. Januar per Pressemitteilung. Die ursprünglich für den 19. Januar geplante Pressekonferenz, in der dann die detaillierten Informationen preisgegeben werden sollten, wurde auf Druck des Organisationskomitees vorgezogen und am 10. Januar abgehalten. (Von Jens Marx, dpa)

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