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WM 2010: Straßen der Hoffnung

Das wichtigste Problem der WM 2010 in Südafrika ist kaum bekannt: das marode Transportsystem.

Die Stadien sind in Bau, das Verbrechen wird erfolgreich bekämpft. Aber unter Südafrikas größten Herausforderungen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ist zweifellos eine, die international kaum bekannt ist: das marode Transportsystem. Es könnte das größte Hindernis für das Turnier werden. Daher hat nun der Minister für Transport und öffentliche Arbeiten, Marius Fransman, seine Landsleute angetrieben „sich zu beeilen“.

Südafrika hat bereits die nationale Infrastruktur verbessert, ein Milliardenbudget für Straßen, Eisenbahnen und Flughäfen ausgegeben. Rund 1000 Arbeitstage vor dem Anstoß der WM im Juni 2010 steht das Land allerdings immer noch vor einer Zerreißprobe. Noch ist nicht klar, wie Millionen von Besuchern sicher zwischen ihren Hotels und den Stadien pendeln können. In einem Land, in dem sich Ortsansässige auf Züge, Busse und Minibustaxis in Privatbesitz verlassen, um in die Innenstädte zu kommen, wünscht sich Minister Jeff Radebe eine komplette Neuordnung des Transportwesens. Er hofft, dass die Verbesserungen im Verkehr „das größte Vermächtnis der WM“ für Südafrika sein werden.

Die Regierung baut auf ein einheitliches Transportsystem. Teil des Konzepts ist die umstrittene „Gautrain“ – eine 80 Kilometer lange Strecke, die Johannesburg mit Pretoria und dem außerhalb liegenden Flughafen Johannesburg verbinden soll. In Kapstadt, wo das Green-Point-Stadion gebaut wird, kämpft die Regierung immer noch mit Kleinbus-Unternehmern und ihrer so genannten „Taxi recapitalisation campaign“. Die Kampagne hat zum Ziel, Kleinbus-Taxis auszurangieren, die nicht verkehrssicher sind. Doch zuletzt ist wiederholt Gewalt zwischen konkurrierenden Taxi-Organisationen ausgebrochen, sie kulminierte gar in Todesfällen.

Auch das Green-Point-Stadion hat Debatten in der Transportfrage verursacht. Kritiker sagen, dass der Veranstaltungsort wegen des Mangels an Transport-Infrastruktur nicht WM-gerecht sei. In der abgelaufenen Woche nun hat Minister Fransman den Plan des Landes, ein „Weltklasse-Transportsystem“ für 2010 aufzubauen, konkret vorgestellt. „Das Programm birgt viele aufregende Möglichkeiten und Gelegenheiten für uns“, sagte Fransman. „Es bringt aber auch Herausforderungen und Schwierigkeiten mit sich.“ Nach dem Willen der Regierung muss das Land den Wandel schnell schaffen. „Es ist klar, dass unser Transportsystem nicht versagen darf – der Spielraum für den Misserfolg liegt bei Null.“

Fransman sagte, dass der größte Teil der öffentlichen Aufmerksamkeit auf das Green-Point-Stadion gerichtet sei, für das die Regierung gut 212 Millionen Rand (etwa 26 Millionen Euro) zur Verfügung gestellt hat. Dabei sei auch „hinter den Kulissen“ viel Aufwand getrieben worden. So etwa beim Bau eines neuen Flughafen-Terminals. Insgesamt liege das Budget für die WM bei 1,4 Milliarden Rand (etwa 175 Millionen Euro). Diese Projekte schließen auch den Ausbau von zwei anderen Stadien in den Townships ein, die als Trainingsstätten genutzt werden könnten. Dazu komme die Errichtung von Fanmeilen für Public Viewing, das bei der WM in Deutschland so populär gewesen ist. Außerdem werde ein Shuttle-Dienst zwischen den Schlüsselzentren eingerichtet.

Die südafrikanische Eisenbahngesellschaft, die seit Jahren wegen mangelnder Sicherheit in ihren Züge in der Kritik steht, gibt derzeit 1,2 Milliarden Rand (149 Millionen Euro) für die Aufrüstung ihrer Infrastruktur aus. Die Flughafengesellschaft Südafrikas wurde verpflichtet, 1,5 Milliarden Rand (187 Millionen Euro) in den neuen Terminal zu investieren. „Ich habe keinen Zweifel, dass mit dem WM-Turnier unsere Anstrengungen steigen, ein einheitliches öffentliches Transportsystem zu schaffen“, sagte Fransman. „Aber ich bestreite nicht, dass wir mit enormen Herausforderungen ringen. Die Taxi-Industrie bereitet uns die größten Kopfschmerzen.“ Er fügte hinzu, dass er Körperverletzung in einer Branche nicht dulden würde, „die vorgibt, Gemeinschaften einen Dienst anzubieten“.

Nicht nur auf der Straße, sondern auch auf der Schiene ist Sicherheit ein wichtiges Thema. Aber seitdem es einen Vertrag mit der südafrikanischen Polizei für die Aufstellung einer Eisenbahnpolizeieinheit gibt, sieht es besser aus. Es gibt jetzt schon 700 Eisenbahnpolizisten im Westkap, 5000 sollen es 2010 sein. „Ich glaube daran, dass die Eisenbahn der größte Profiteur der WM 2010 sein kann“, sagte Fransman.

Trotzdem sorgt sich die Opposition, die Demokratische Allianz, um den Zustand des Transportwesens in Südafrika. Sie bemängelt, dass viele der Infrastrukturbedürfnisse für die WM wohl nicht mehr früh genug fertig werden. Die Hoffnungen des Landes könnten auf der Schiene und auf der Straße scheitern.

Übersetzt von Claus Vetter.

A’Eysha Kassiem

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