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WM 2010: Tatort Südafrika

Er wollte nur eine Runde Golf spielen, dann fand das Sicherheitspersonal den früheren Profifußballer tot auf dem Bauch liegend im Gras. Peter Burgstaller ist am Freitag in der südafrikanischen Hafenstadt Durban mit einem Brustschuss ermordet worden.

Die Polizei vermutet einen Raubmord – kein ungewöhnliches Verbrechen in Südafrika. Das Mobiltelefon fehlte, zudem waren die Hosentaschen des Opfers nach außen gedreht. Der Zimmerschlüssel des Hotels lag neben dem Toten.

Bekannt wurde der Todesfall am Sonntag kurz vor der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die WM 2010 in Südafrika. Die weltweit übertragene Zeremonie fand in Durban statt und sollte Werbung für die erste WM auf afrikanischem Boden sein. Burgstaller hatte die Show besuchen wollen. Die Fußballdelegation aus Österreich reagierte bestürzt, obwohl der Fußball-Manager allein angereist war, um Geschäfte für seine Agentur zu tätigen (siehe Kasten). Burgstaller hatte sich für zwei Tage im Selbrone-Estate-Hotel, im drei Kilometer südlich von Durban-City gelegenen Stadtteil Pennington, eingemietet. Die Polizei gab am Sonntag bekannt, die Wertsachen Burgstallers seien im Hotel aufgefunden worden. Die österreichische Botschaft, die das Gepäck des Toten am Samstag an sich nahm, informierte umgehend die Familie des Toten von dem Verbrechen.

Geschockt zeigte sich am Sonntag auch Fifa-Präsident Joseph Blatter, der den Zwischenfall allerdings nicht als südafrikanisches Problem bewerten wollte. „Kriminalität gibt es überall auf der Welt“, sagte Blatter am Rande der Zeremonie. „Mich hat eben die Nachricht erreicht, dass zum Beispiel am Freitagabend in einer Straßenbahn in Zürich ein 16-jähriges Mädchen ebenfalls erschossen worden ist. Die Welt ist heutzutage offenbar leider so.“

In Südafrika allerdings ist die Kriminalität ein ganz besonderes Problem. Die Verbrechensrate ist so hoch wie in keinem anderen Land der Welt. Selbst Polizeiminister Charles Nqakula sprach bei der Vorlage der jüngsten Gewaltstatistik, die Taten bis Ende März 2007 berücksichtigt, von einem „unakzeptabel hohen Maß an ernsthaften und gewalttätigen Verbrechen“. So stieg die Mordrate innerhalb eines Jahres um 2,4 Prozent auf 19 200 Fälle. Mehr als 100 Polizisten wurden im Dienst getötet. Festnahmen sind trotz der massiven Gewalt, die etwa in Johannesburg ganze Stadtviertel beherrscht, die Ausnahme. Die meisten Täter entkommen oder erscheinen nie vor Gericht. Nach Meinung von Sicherheitsexperten fehlt es in Südafrika an kompetenten Polizisten, an einem funktionierenden Untersuchungsapparat mit Polizeilaboren und einer effizienten Rechtsprechung.

Joseph Blatter, der die Austragung der WM 2010 nicht anzweifeln wollte, erwähnte den Todesfall bei der Auslosungszeremonie ebenso wenig wie Südafrikas Staatspräsidenten Thabo Mbeki. Es hätte wohl auch nicht zum WM-Slogan gepasst, der gestern vorgestellt wurde: „Kenako – celebrate Africa’s humanity“. Zu Deutsch: Es ist an der Zeit, Afrikas Menschlichkeit zu feiern.

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