zum Hauptinhalt
Miroslav Klose steigt mit seinem 16. WM-Tor endgültig zur Fußball-Legende auf.

© Reuters

WM 2014: Deutschland im Finale: Miroslav Klose ist zur Fußball-Legende geworden

Miroslav Klose steigt mit seinem 16. WM-Tor endgültig zur Fußball-Legende auf. Lange hat ihn verfolgt, dass er nur gegen die Kleinen trifft. Inzwischen ist sein Lebenslauf über jeden Zweifel erhaben.

Ronaldo war auch im Stadion. In der Pause wurde er eingeblendet, als Experte des brasilianischen Fernsehens. Er stand neben drei anderen Männern, die alle die gleichen blauen Anzüge trugen. Ronaldos Arme baumelten unförmig an seinem massigen Körper hinab, mit zusammengepressten Lippen und verkniffenem Blick stierte er ins Nichts. Diese historische Figur des Fußballs, Weltmeister und WM-Torschützenkönig 2002, hatte gerade einen Teil seiner historischen Bedeutung eingebüßt.

Das lag an jenem Spieler, dem Ronaldo im WM-Finale 2002 zum ersten Mal auf dem Fußballplatz begegnet ist. Auch damals spielte Brasilien gegen Deutschland, doch während Ronaldo das Endspiel mit seinen Turniertreffern sieben und acht für die Seleçao entschied, wurde Miroslav Klose eine Viertelstunde vor Schluss von Teamchef Rudi Völler ausgewechselt. Jetzt, zwölf Jahre später, schweigt Ronaldo mit seiner geballten Kompetenz fürs brasilianische Fernsehen in einem sackartig geschnittenen Sakko, und Klose, 36 Jahre alt, schießt immer noch Tore. Das zwischenzeitliche 2:0 beim 7:1 gegen die Brasilianer war sein 16. WM-Treffer. So viele – eins mehr als Ronaldo – hat niemand sonst geschossen.

Klose hat lange nur gegen die Kleinen getroffen

„Das bedeutet uns allen wahnsinnig viel“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. „Wenn man es jemandem gönnt, dann dem Miro, der auch in seinem Alter immer noch auf einem ganz hohen Niveau spielen kann.“ Angefangen hat Kloses unendliche Geschichte vor zwölf Jahren in Sapporo. Nicht mal 24 war er da, Mittelstürmer beim 1. FC Kaiserslautern. Ein verhuschtes Bürschchen, das urplötzlich auf die große Bühne katapultiert wurde und mit dem ganzen Rummel etwas überfordert schien. Beim 8:0 gegen Saudi-Arabien erzielte Klose drei Tore, alle mit dem Kopf. Genau wie die beiden anderen in den Vorrundenspielen gegen Irland und Kamerun. Danach, in der K.-o.- Runde, ging er leer aus.

Klose hat das lange verfolgt: dass er nur gegen die Kleinen trifft, in den großen Spielen gegen die großen Gegner hingegen nichts auf die Reihe kriegt. Inzwischen ist sein Lebenslauf auch in dieser Hinsicht über jeden Zweifel erhaben. Was gibt es Größeres als ein WM-Halbfinale in Brasilien gegen Brasilien?

Nun ist er eine historische Figur des Fußballs

Von seinem Klub Lazio Rom wurde Klose nach dem Halbfinale als „der Beste aller Zeiten“ gefeiert. „Miro Klose ist in der Geschichte. Miro Klose ist die Geschichte.“ Zumindest ist er eine historische Figur des Weltfußballs. Klose ist der einzige Spieler, der aus dem deutschen Finalteam von 2002 immer noch für die Nationalmannschaft spielt. Er ist der einzige Spieler weltweit, der in vier WM-Halbfinals aufgelaufen ist. Und er ist mit 71 Treffern der beste Torschütze der Nationalmannschaft – vor Gerd Müller. Nur Lothar Matthäus wird er wohl nicht mehr einholen, weder bei der Zahl der Länderspiele (150 zu 136) noch der WM-Einsätze (25 zu 23).

Aber vielleicht kann er seine Torquote bei Weltmeisterschaften noch verbessern. „Sollte er unbedingt noch ein 17. Tor machen wollen, dann wäre das für uns auch in Ordnung“, sagte Innenverteidiger Mats Hummels, der nach einer Sehnenreizung im Knie wieder einsatzbereit ist. Miroslav Klose würde dieses Tor vermutlich nicht erst in vier Jahren bei der WM in Russland schießen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false