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Kevin-Prince Boateng ist Thema aber nicht der Star...

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WM 2014: Die dunkle Seite des Joachim Löw

Bundestrainer Joachim Löw zieht beim WM-Turnier in Brasilien seine Wenn-dann-Strategie konsequent durch.

Es ist nicht bekannt, ob Joachim Löw ein überzeugter Anhänger des basisdemokratischen Prinzips ist. Ob er seinen Matchplan mit allen Wenn-dann-Strategien schon vor dem Anpfiff in sämtlichen Einzelheiten erklärt. Vermutlich nicht. Und deshalb hat Kevin Großkreutz vermutlich auch nichts Böses geahnt, als Shkodran Mustafi im Spiel gegen Portugal für den verletzten Mats Hummels eingewechselt wurde. Innenverteidiger für Innenverteidiger – das ist so weit nicht ungewöhnlich. Doch dann rückte der rechte Außenverteidiger Jerome Boateng für Hummels ins Zentrum und Mustafi auf die rechte Bahn. Auf genau jene Position also, für die eigentlich auch Kevin Großkreutz vorgesehen ist. Der Dortmunder aber hat einen entscheidenden Makel: Er ist nicht als Innenverteidiger geboren worden.

Bundestrainer Löw galt bisher immer als Anhänger des schönen Fußballs mit einem klaren Faible für die Offensive. In Brasilien aber lebt Löw jetzt anscheinend seine dunkle Seite aus. Gegen Portugal hat er vor Torhüter Manuel Neuer vier Innenverteidiger aneinander gekettet, um das eigene Tor mit dem größtmöglichen Bollwerk zu verrammeln. Und so, wie es aussieht, hat Löw auch weiterhin die Absicht, eine Mauer zu errichten. Der Riesen-Riegel bleibt, egal welche Spieler ihm heute gegen Ghana zur Verfügung stehen.

Mats Hummels hat gestern im WM-Stadion von Fortaleza zumindest am Abschlusstraining teilgenommen, nachdem er wegen seiner Einblutung im Oberschenkel seit dem Portugal-Spiel hatte pausieren müssen. Ob er heute wirklich gegen Ghana spielen kann, wird sich vermutlich kurzfristig entscheiden. „Ich würde die Abwehr ungern umgestalten“, sagte Löw. Doch auch für den Fall, dass Hummels ausfiele, „haben wir gute Lösungen“. Laut Löw können Shkodran Mustafi oder Matthias Ginter in der Innenverteidigung spielen, oder Jerome Boateng rückt von rechts ins Zentrum und Mustafi übernimmt die rechte Außenbahn. Dies ist die wahrscheinlichere Variante.

Noch vor zwei Wochen hat das Publikum mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, wie Löw auf den kurzfristigen Ausfall von Marco Reus für die WM reagiert hat. Anstatt für den Offensivspieler einen Offensivspieler nachzunominieren, entschied sich der Bundestrainer für Shkodran Mustafi, den Innenverteidiger von Sampdoria Genua. Allzu große Einsatzchancen bei der WM wurden ihm nicht eingeräumt, doch schon nach dem ersten Spiel sind derartige Deutungen hinfällig. Löws Entscheidung für Mustafi erscheint jetzt in einem ganz anderen Licht. Von Innenverteidigern kann der Bundestrainer bei diesem Turnier offenbar gar nicht genug kriegen.

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