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Etwas mehr ist er geworden. Aber immer noch am Ball: der Kolumbianer Carlos Valderrama.

© dpa

WM 2014 - Kolumbien gegen Uruguay: Carlos Valderrama hofft im Achtelfinale auf seinen Nachfolger James

Carlos Valderrama war Kolumbiens Fußball-Held in den Neunzigerjahren – jetzt hat das Land einen neuen Hoffnungsträger. James Rodriguez soll seine Mannschaft am Samstag gegen Uruguay ins Viertelfinale schießen.

Er ist ein bisschen kräftiger geworden, aber der Schnurrbart ist noch genauso breit wie damals, und zum Friseur muss er immer noch nicht gehen, er hat ja zwei Finger und eine Steckdose. Um das rechte Handgelenk windet sich eine Batterie von Freundschaftsbändern, auf die selbst Wolfgang Petry neidisch wäre. Carlos Alberto Valderrama Palacio wird 53, aber mit seinem wasserstoffblonden Haupt sieht er noch so aus wie im Sommer 1990, als er bei der Weltmeisterschaft gegen die Deutschen kickte, kurz vor Schluss einen schweren Tod zu sterben schien, dann aufsprang und das Tor zum 1:1-Ausgleich vorbereitete, es war das einzige Spiel, das der spätere Weltmeister nicht gewann in Italien. „Ist ja eine Ewigkeit her“, sagt Valderrama.

Er hat jetzt einen neuen Job, neben dem eines Privatiers und Repräsentanten seiner Fußballschule. Valderrama ist oberster Fan der kolumbianischen Nationalmannschaft. Stolz trägt er das gelbe Nationaltrikot mit dem leicht blauen Einstich, es ähnelt ein bisschen dem brasilianischen, was für die optische Unterstützung bei der WM nicht unbedingt von Nachteil ist. Ganz Brasilien strahlt gerade in Gelb-Blau, da fällt auch etwas für Kolumbien ab. „Bei jeder WM gibt es eine große Überraschung“, sagt Valderrama. „Diesmal könnte es Kolumbien sein.“

In Kolumbien nennen sie ihn auch in den Fünfzigern noch „El Pibe“, den Jungen. Seit 1998, seit Valderramas letzter WM in Frankreich, sucht Kolumbien einen neuen Jungen. Valderrama sagt, der neue Junge sei gefunden. Er heißt James Rodriguez, die Kolumbianer nennen ihn nur beim Vornamen, den sie nicht englisch aussprechen, sondern latinospanisch, also Schames. Valderrama sagt, er möge eigentlich keine Vergleiche zwischen heute und gestern, „und deswegen will ich James Rodriguez auch nicht mit mir vergleichen. Diese WM ist seine bisher größte Prüfung“.

James Rodriguez ist Kolumbiens neuer Hoffnungsträger

Er ist dabei, diese Prüfung mit Auszeichnung zu bestehen. Vor dem Achtelfinale am Samstag in Rio de Janeiro gegen Uruguay ist Rodriguez neben Lionel Messi der einzige Spieler, der in jedem WM-Spiel mindestens ein Tor geschossen hat, und wie Argentinien hat Kolumbien alle drei Vorrundenspiele gewonnen. Valderrama hat sie alle bejubelt, und natürlich wird er auch am Samstag auf der Tribüne des Maracana sitzen und seine Mannschaft anfeuern. Auffällig ist, dass Valderrama wie so ziemlich jeder Kolumbianer kein Wort verliert über die Absenz von Radamel Falcao, er spielt wie James Rodriguez, seine WM-Teilnahme hat er nach einem Kreuzbandriss absagen müssen. Und sitzt doch bei jedem Spiel neben Valderrama auf der Tribüne, denn „ich bin mit meinem Herzen immer bei der Mannschaft“.

Valderrama sagt: „Wir werden Falcao immer verehren. Aber er ist verletzt, und wir können nun mal nicht mit zehn Leuten spielen.“ Es geht ihm in Brasilien weniger um die Kompensation versäumter Erfolge oder um die Projektion der eigenen Größe in die Gegenwart. „Es gibt keine Parallelen zwischen dieser Mannschaft und unserer früher“, sagt Valderrama. „Jede Generation macht ihr Ding. Diese Generation kann etwas erreichen, was wir nicht erreicht haben. Wir haben damals einmal ein viertes Spiel erreicht, also das Achtelfinale. Diese Mannschaft kann ein fünftes Spiel erreichen und vielleicht noch mehr. Mein Traum ist, dass Kolumbien einmal bei einer WM ein siebtes Spiel macht und das gewinnt. Ich träume davon, dass Kolumbien Weltmeister wird.“

Dafür muss am Samstag in Rio de Janeiro Uruguay aus dem Weg geräumt werden, immerhin der erste aller Weltmeister.

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