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Lionel Messi war im Halbfinale gegen Holland weitgehend abgemeldet.

© dpa

WM 2014: Kolumne von Lucien Favre: "Lionel Messi, das war zu wenig"

Lucien Favre ist von Argentinien als Team nicht überzeugt. Und auch der Auftritt von Lionel Messi bei dieser WM lässt so manche Wünsche offen. Deshalb gibt es für unseren Kolumnisten auch nur einen würdigen Weltmeister.

Ich muss ja mit Sympathien in der Öffentlichkeit ein bisschen zurückhaltend sein, aber in diesem Fall... Also: Es spielt bei uns in Mönchengladbach kein Argentinier, momentan sieht es auch nicht so aus, als sollten wir Lionel Messi verpflichten oder Angel di María oder Sergio Agüero, wogegen ich natürlich überhaupt nichts hätte, aber wir haben nun mal nicht das Geld, und deswegen darf ich ganz ehrlich sagen: Hoffentlich gewinnt Deutschland diese WM! Es wäre schön für mich und gut für den Fußball.

Nichts gegen Argentinien. Nichts gegen Messi, di María oder Agüero. Alles sehr gute Fußballspieler. Aber die Mannschaft? Ich kann nicht sagen, dass Argentinien mich bei der WM überzeugt hat. In keinem einzigen Spiel. Ja, diese Mannschaft hat in der Defensive sehr wenig zugelassen, was mir als Trainer grundsätzlich ja sehr sympathisch ist. Aber sie hat in der Offensive auch sehr wenig getan, und das ist mir dann schon nicht mehr so sympathisch. Und, ganz ehrlich, auch wenn es meine Landsleute aus der Schweiz betrifft und ich da ein bisschen voreingenommen bin: Argentinien hätte im Achtelfinale sehr gut rausfliegen können, denn die Schweizer hatten in diesem Spiel mehr und bessere Torchancen. Was wäre dann wohl passiert? Ein Endspiel Schweiz gegen Deutschland?

Argentinien verteidigt sehr gut, tut aber im Spiel nach vorn zu wenig

Es ist schon ein bisschen seltsam, dass bei dieser südamerikanischen WM ausgerechnet die südamerikanische Mannschaft ins Finale kommt, die am wenigsten so spielt, wie man das immer von südamerikanischen Mannschaften kennt. Da ist wenig Zauber und viel Disziplin. Argentinien verteidigt sehr gut, tut aber im Spiel nach vorn viel zu wenig. Und das kann, bei aller Sympathie für Ökonomie, nicht das Ziel des Fußballs sein.

Borussia Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre kommentiert im Tagesspiegel das WM-Geschehen.
Borussia Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre kommentiert im Tagesspiegel das WM-Geschehen.

© AFP

Auch die Deutschen haben nicht bei allen Spielen überzeugt, aber sie hatten großartige Momente. Gegen Portugal! Gegen Brasilien! Das hat Spaß gemacht! Ich kann mich bei den Argentiniern an nichts Vergleichbares erinnern. Wenn sie eine Stärke haben, dann ist es ihre Laufbereitschaft. Pro Spiel legen die Argentinier 115 Kilometer zurück, bei den Brasilianern waren es nur 106. Alle machen sie lange Wege und arbeiten unheimlich viel. Bis auf einen. Lionel Messi ist für mich bislang eine Enttäuschung. Über seine fußballerischen Qualitäten müssen wir nicht weiter reden, aber warum zeigt er sie so wenig? Gegen die Schweiz hat er immerhin das Siegtor vorbereitet, aber hat ihn jemand im Spiel gegen Holland gesehen? Tut mir leid, aber das war viel zu wenig.

Im Sinne des Fußballs hoffe ich, dass Angel di María wieder für das Finale fit wird, er ist eine perfekte Ergänzung zu Messi. Und ich hoffe, dass Messi mehr zeigt, denn er kann doch so viel mehr. Ich hoffe also auf ein würdiges Endspiel! Und darauf, dass Deutschland gewinnt.

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