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Keine Ruhe im Umfeld. Abdul Majeed Waris (links) und Kollegen beim Training.

© AFP

WM 2014 - Manipulation in Ghana: "Halbwahrheiten und Halblügen"

Die Aussichten aufs WM-Achtelfinale werden im ghanaischen Lager durch weitreichende Betrugsvorwürfe im nationalen Fußball überlagert. Zwei britische Medien berichteten über eine monatelange Undercover-Aktion ihrer Reporter im Umfeld der Wettmafia.

Ghanas Verbandschef Kwesi Nyantakyi soll seine Bereitschaft zur Manipulation künftiger Testspiele der Nationalmannschaft gegeben haben. Die Zeitung „The Daily Telegraph“ und der Fernsehsender Channel 4 sicherten sich nach eigener Aussage das Vertrauen von Nyantakyi, der Präsident der Ghana Football Association (GFA) wies die schweren Anschuldigungen zurück.

Es gebe keinerlei Anzeichen, dass die Integrität der Weltmeisterschaft in Brasilien davon betroffen sei, sagte ein Sprecher des Weltverbandes Fifa und bestätigte, dass sich die eigene Sicherheitsabteilung mit der Causa beschäftige.

„Wir möchten der Öffentlichkeit versichern, dass wir solche Fehldarstellungen nicht tolerieren“, hieß es unterdessen in einer GFA-Stellungnahme: Es habe „keine korrupten Angebote“ gegeben. Nyantakyi macht gar eine Verschwörung vor dem entscheidenden WM-Gruppenspiel am Donnerstag gegen Portugal aus. Die Berichte seien veröffentlicht worden, „um den Fokus unseres Teams zu zerstören“, dargestellt würden „Halbwahrheiten und Halblügen“.

Es sei nie die Absicht gewesen, der Manipulation von Länderspielen zuzustimmen. Es bestehe kein Grund für Alarmstimmung, weil „nichts Unerhörtes passiert ist, mit dem ich oder der Verband zu tun hätten. Der Lärm, der gemacht wird, ist ohne Belang“, kommentierte er.

Allerdings konstatierte der Verband ein Treffen vor dem WM-Start in Miami mit zwei Männern, von denen auch die britischen Medien berichteten. Nach „Telegraph“-Angaben waren ein von der Fifa anerkannter Spielervermittler und ein GFA-Funktionär auf die verdeckten Reporter hereingefallen und hatten daraufhin den Kontakt zu Ghanas Verbandsoberen hergestellt.

Nyantakyi habe in Miami vorgeschlagen, dass eine von den britischen Reportern erfundene Betrügerfirma schon im August und im Dezember dieses Jahres ihre ersten beiden Freundschaftsspiele organisieren solle. Im Raum habe gestanden, dass gekaufte Referees gewünschte Ergebnisse liefern sollten, die GFA von der Bande im Gegenzug 170.000 US-Dollar pro Partie kassieren sollte. Nyantakyi behauptete stattdessen, Manipulationen seien in den Gesprächen nie Thema gewesen. „Den Vertrag habe ich nicht gelesen“, sagte er, der Entwurf sei sofort dem eigenen Rechtsausschuss weitergeleitet worden.

„Da ich nichts unterschrieben habe, heißt das, dass die GFA nicht zugestimmt hat und dass eine bestimmte Position nie eingenommen worden ist“, sagte Nyantakyi mit Verweis auf die Betrugsvorwürfe. Angaben über die Vetragsinhalte machte der Verband nicht. Man habe in der Sache jetzt die Fifa und die ghanaische Polizei eingeschaltet.

Die bösen Anschuldigungen verdrängen die sportliche Situation von Kevin-Prince Boateng & Co. einmal mehr aus dem Blickfeld. Schon vergangene Woche hatten Medienberichte über einen Spieleraufstand gegen Trainer Kwesi Appiah Verwirrung gestiftet und für Unruhe gesorgt. Die Vorwürfe an Nyantakyi, der selbst auch im WM-Quartier Ghanas in der brasilianischen Küstenstadt Maceió weilt, registrieren auch die Profis. Wenngleich Nyantakyi behauptete: „Ich kann Ihnen versichern, dass diese negative Berichterstattung keine negativen Auswirkungen auf die Psyche und den Fokus unserer Spieler hat.“

Am Donnerstag in Brasília erwartet Boateng & Co. ein ausgemachtes Endspiel ums Weiterkommen. Gegen Cristiano Ronaldos Portugiesen muss ein Sieg her; obendrein dürfen Deutschland und die USA im Parallelspiel auf keinen Fall unentschieden spielen. „Ghana hat eine starke
Mentalität im Fußball. Wir glauben daran, immer bis zum Schluss kämpfen zu müssen, egal was passiert“, sagte Nationalcoach Appiah nach dem turbulenten 2:2 gegen Deutschland und versprach: „Meine Spieler werden sich immer wehren.“ Angst vor Weltfußballer Ronaldo, in Portugals ersten beiden Vorrundenspielen eher eine Enttäuschung, will er sich nicht machen lassen: „Ich glaube nicht, dass man sich nur auf einen konzentrieren darf,
auch wenn es der beste Spieler der Welt ist“, urteilte Appiah. (dpa)

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