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Manuel Neuer stand 2016 zuletzt im Tor der Nationalmannschaft.

© Guillaume Horcajuelo/EPA/dpa

WM 2018: Selbst bei Manuel Neuer wachsen die Zweifel

Das Comeback von Nationaltorwart Manuel Neuer verzögert sich weiter. Auch am Samstag ist ein Einsatz ausgeschlossen und die Zeit bis zur WM wird langsam knapp.

Am Samstagnachmittag, so gegen halb sechs, wird Manuel Neuer in die Kameras lächeln. Als Kapitän des FC Bayern wird der 32-Jährige dann die Meisterschale in Empfang nehmen, in den Himmel recken und sich – nein, nicht am albernen Bierduschenritual beteiligen. Nicht, weil er in dieser Saison nur drei Bundesligaspiele für den Serienmeister bestritten hat und von seinem Vertreter Sven Ulreich so formidabel vertreten wurde, sondern weil er immer noch nicht einhundertprozentig fit ist. In der deutschen Fußballnation ist längst eine heiligen Debatte um seine Gesundheit entbrannt. Nicht nur Neuers Teilnahme an der Weltmeisterschaft ist gefährdet, sondern womöglich sogar seine Karriere.

Fest steht, dass Manuel Neuer das letzte Bundesligaspiel gegen Stuttgart nicht bestreiten wird, und sehr wahrscheinlich auch nicht das Pokalfinale eine Woche später. Diesbezüglich hatte sich kürzlich der Münchner Vereinstrainer Jupp Heynckes geäußert. Hintergrund ist, dass Neuers linker, mehrfach operierter Mittelfuß geschwollen ist, was ihn zu einer mehrtägigen Trainingspause gezwungen hat. Der FC Bayern dementierte umgehend, für das Pokalendspiel sei noch keine finale Entscheidung getroffen. Fakt ist, dass Neuer selbst am Dienstag erstmals zugab, nicht zu wissen, ob er rechtzeitig für die WM in Russland fit werden würde. Das könne er jetzt nicht sagen, sagte er, schob aber einen nachdenklichen Satz hinterher: „Ich denke nicht, dass es vorstellbar ist, dass ich ohne Spielpraxis in so ein Turnier gehe.“

Auch 2014 war Neuer vor der WM verletzt

Am Dienstag wird Bundestrainer Joachim Löw seinen vorläufigen WM-Kader nominieren, vor der WM stehen für die deutsche Elf noch zwei Testspiele gegen Österreich (2. Juni) und Saudi-Arabien (8. Juni) an. Vieles spricht dafür, dass Löw vier Torhüter nominieren wird und einer davon Nationalmannschaftskapitän Neuer ist. Am 23. Mai steigt ein zweiwöchiges Trainingslager in Südtirol. Am 4. Juni muss Löw seinen endgültigen WM-Kader der Fifa melden.

Es sei denn, Neuer kommt Löw zuvor und sagt von sich aus ab. Doch damit ist eher nicht zu rechnen. Neuer könne sich nämlich vorstellen, sich als Nummer zwei zunächst auf die Bank zu setzen, um dann für die K.-o.-Spiele der WM zur Verfügung zu stehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Löw einen angeschlagenen Spieler mit zu einem Turnier nimmt. Unmittelbar vor der WM 2014 hatte Neuer sich im Pokalfinale an der Schulter verletzt und war erst nach der Ankunft in Brasilien ins Training zurückgekehrt. Er spielte eine herausragende Endrunde.

Grundsätzlich hält der Bundestrainer im Fall Neuers einen Kaltstart für möglich. Allerdings wiegt die Länge des jetzigen Ausfalls schwer. Das letzte Länderspiel hat Neuer im Oktober 2016 (!) bestritten, das letzte Ligaspiel im September 2017. Vor gut einem Monat war Neuer auf den Trainingsplatz zurückgekehrt und hatte spezielles Torwarttraining absolviert. Damals sagte Neuer, er müsse „jetzt besonders vorsichtig“ sein, es sei wirklich wichtig, dass mit dem Fuß nichts mehr passiere, „sonst könne es wirklich um die Karriere gehen“, hatte er dem vereinseigenen TV-Sender gesagt.

Neuers Krankenakte ist lang

Die Krankenakte Neuers ist genauso lang wie inzwischen bedenklich. Im Juli 2008 hatte er sich – noch im Schalke-Trikot – in einem Testspiel den rechten Fuß gebrochen. Neuer wurde eine Platte eingesetzt, die er bis heute trägt. Im März 2017 wurde Neuer wegen eines Haarrisses am linken Fuß operiert, dabei wurde ihm eine Schraube eingesetzt. Wenig später brach er sich im Champions-League-Viertelfinale bei Real Madrid den linken Fuß gleich doppelt. Er wurde konservativ behandelt und fiel vier Monate lang aus. Im vorigen September brach im Training erneut der linke Mittelfuß. Einen Tag später wurde ihm die Schraube entnommen und eine Platte eingesetzt. Auch diese trägt er bis heute.

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