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Auge um Auge. Marco Huck (l.) und Alexander Powetkin.

© dpa

WM-Kampf im Boxen: Powetkin, Huck und eine Morddrohung

Der WM-Kampf am Samstag zwischen Alexander Powetkin und Marco Huck wird von einer Morddrohung begleitet. Das Wiegen fand schon unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt.

Das offizielle Wiegen der Boxer am Tag vor einem Kampf ist ein schrulliges, aber unverzichtbares Ritual. Ein letztes Posen, ein letzter Trash-talk oder, wie vergangene Woche, auch eine letzte Gelegenheit, sich daneben zu benehmen. Wie Dereck Chisora, der Witali Klitschko eine Ohrfeige verpasste. Es geht aber noch eine Nummer heikler.

Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen ging gestern das Wiegen für den anstehenden Schwergewichtskampf zwischen WBA-Titelträger Alexander Powetkin (104 kg) und seinem Herausforderer Marco Huck (95 kg) über die Bühne. Vor zwei Tagen hatte der Berliner Sauerland-Stall, für den beide Boxer kämpfen, bestätigt, dass Huck, bisher WBO-Champion im Cruisergewicht, eine Morddrohung erhielt. Der Brief sei dem 27-Jährigen bereits im Januar als Fanpost zugegangen. Huck stellte inzwischen bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt. Dabei soll der Speichel, mit dem der Brief verschlossen wurde, untersucht werden. „Das ist eine böse Sache. Ich mache mir keine Sorgen wegen mir, aber natürlich wegen meiner Familie“, sagt Huck.

Heute Abend kommt es in Stuttgart (ab 22.15 Uhr, live bei ARD) zu einem interessanten Duell. Auf der einen Seite der 32-jährige Russe Powetkin, der in 23 Kämpfen (16 Knockouts) ungeschlagen ist. Auf der anderen Seite der Herausforderer Huck, der 34 seiner 35 Kämpfe gewonnen hat, 25 durch K. o., und der achtmal in Folge seinen WM-Titel erfolgreich verteidigt hat. Allerdings im Cruisergewicht, der Klasse unter dem Schwergewicht.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein erfolgreicher Cruisergewichtler ins Schwergewicht aufsteigt, dort aber scheitert, wie zuletzt zwei frühere Weltmeister. Der Pole Tomasz Adamek unterlag im vorigen September dem WBC-Weltmeister Witali Klitschko. Zwei Monate zuvor war der Brite David Haye chancenlos gegen Wladimir Klitschko, der damit zu seinen IBF- und WBO-Titel auch noch den WBA-Titel einsammelte. Anschließend wurde Wladimir Klitschko von der WBA zum Super-Champion erklärt, was wiederum den Weg frei machte für Powetkin. Im Kampf um den plötzlich vakanten WM-Titel der WBA setzte sich Powetkin gegen den Usbeken und früheren Weltmeister Ruslan Tschagajew durch.

„Eigentlich sehe ich Powetkin nur als Zwischenstation auf dem Weg zu den Klitschkos. Ich respektiere die Leistungen von Witali und Wladimir. Aber ich bin mir auch sicher, dass ich beide schlagen kann“, sagt der extrovertierte Huck. Ins Schwergewicht zog es ihn aus Pragmatismus. Im höchsten Limit ist das Renommee weit höher und es gibt mehr Geld zu verdienen.

Während sein Trainer Uli Wegner optimistisch auf den Kampfausgang blickt („Marco hat die bessere Kondition“), bezweifeln viele Experten, dass er Powetkin bezwingen kann. Der Russe ist als Amateurweltmeister und Olympiasieger der besser ausgebildete Boxer und ein natürlich gewachsener Schwergewichtler. Aber er hat Respekt. „Marco ist verrückt“, sagt Powetkin.

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