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WM Kolumne: Her mit dem Lack!

Moritz Rinke widerlegt alte und neue Feinde des Frauenfußballs

Schluss! Aus! Vorbei mit den wochenlangen Gender-Debatten! Endlich Anpfiff! Es ist mir auch ganz egal, ob „Tussis“ spielen von der „Generation Nagellack“ oder „lesbische Wuchtbrummen“, „Suffragetten“, „Emanzen“ oder „Postfeministinnen“ – ich freue mich auf schöne Spiele! Schon sich auf SCHÖNE Spiele zu freuen, das ist ja beim Frauenfußball verdächtig geworden. Wer SCHÖN sagt, reduziere ihn auf „Äußerlichkeiten“, „altbekannte Weiblichkeitsbilder“. Haben sich die sogenannten FrauenrechtlerInnen eigentlich einmal die Frisuren von Tim Wiese, Mario Gomez oder André Schürrle angeschaut? Was meinen Sie, wie lange die dafür in der Kabine brauchen? Der bisherige Rekord von Stefan Effenberg wurde von David Beckham eingestellt, bis Jogi Löw und Theodor zu Guttenberg kamen. Die Zeiten, in denen die Männer wie der legendäre Gladbacher Kalle del Haye oder Otto Schily sich einfach einen Topf auf den Kopf setzten und drum rum schnitten, sind vorbei. Und darum dürfen Lira Bajramaj oder Kim Kulig solange an ihren Nägeln lackieren wie sie wollen, die Männer sind nicht anders! Und was heißt „altbekannte Weiblichkeitsbilder“? Unsere Museen hängen voll mit Weiblichkeitsakten von der Antike bis zur Gegenwart (von den Wahlkampfplakaten mit dem Busen der CDU-Politikerin Vera Lengsfeld mal ganz abgesehen!) und da sollen jetzt unsere Frauen zur WM plötzlich Kartoffelsäcke anziehen? Und sich von einer Klischee-Ecke (Nagellacktussen!) zurück in die andere Klischee-Ecke (Mannsweiber!) jagen lassen? Nee! Jede Spielerin mit Nagellack und Wimperntusche ist willkommen – und in Wirklichkeit kaschiert die Kritik daran auch nur, dass es im Männerfußball ebenfalls längst zart und äußerlich zugeht und sogar schwul mit Wimperntusche. Auf jeden Fall gibt es noch andere Feinde des Frauenfußballs. Laut „kopp-online.com“ soll ja heute auf das Olympiastadion eine Atombombe fallen. Es würde sich um eine „False-Flag-Operation“ handeln, getarnter „Staatsterrorismus“. Also, entweder sind es die Geheimdienste, die den Frauenfußball noch verhindern wollen, oder es sind wieder die Verschwörungstheoretiker. Ich bin selbst im Stadion und werde berichten!

An dieser Stelle wechseln sich der Schriftsteller Moritz Rinke, DFB-Jugendtrainerin Anouschka Bernhard, Turbine Potsdams Coach Bernd Schröder und der langjährige Bundestrainer Gero Bisanz ab.

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