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© dpa

WM-Qualifikation: Brasilianische Tristesse

In der südamerikanischen WM-Qualifikation rutscht Brasilien auf Platz vier ab. Gegen Ekuador gab es für den großen Favoriten nur ein 1:1, das sogar noch schmeichelhaft war.

Schweigend und mit hängenden Köpfen verließen die Protagonisten des fünfmaligen Weltmeisters den Ort des Geschehens. Das vernichtende Urteil über sie fällte Ekuadors enttäuschter Trainer Sixto Vizuete: „Wir waren in jedem Moment besser als Brasilien. Leider ging der Ball nicht frühzeitig ins Tor.“ Das schmeichelhafte 1:1 (0:0) zwischen Ekuador und Brasilien am elften Spieltag der südamerikanischen WM-Qualifikation offenbarte die Tristesse, die der Fußball aus dem Land der einst so bewunderten Ballzauberer derzeit versprüht.

Die Situation für den – ob seiner Vorliebe für seinen Defensivstil – ungeliebten Trainer Carlos Dunga wird langsam dramatisch. Gerade zwei Punkte trennen die Selecao vom Relegationsplatz fünf, auf dem momentan Uruguay mit 16 Punkten steht. Dieser würde ein unberechenbares Play-off-Duell mit einem Vertreter aus Mittel- oder Nordamerika bedeuten. Nur vier Zähler Vorsprung sind es bis auf Platz sechs, der das Aus für die WM 2010 zur Folge hätte. Unvorstellbar für Brasilien.

Der frühere Stuttgarter Bundesligaprofi auf der Trainerbank des Fußballgiganten hat sich erst einmal für Durchhalteparolen entschieden. „Völlig normal“ sei dieses Unentschieden in der Höhe von Quito, sagte Dunga provozierend gelassen, immerhin hätten auch andere brasilianische Teams in der 2850 Meter hochgelegenen Hauptstadt der Andenrepublik Probleme gehabt.

Als einer der wenigen brasilianischen Spieler, die sich nach dem Abpfiff den Fragen stellten, räumte Robinho von Manchester City Versäumnisse ein. „Wie in Zeitlupe“ hätten er und seine Kollegen in der dünnen Luft von Quito gespielt. Als Erklärung für das blutleere Spiel des fünfmaligen Weltmeisters reicht das nicht.

Wirkliche Alternativen zu alternden Stars wie Ronaldinho, der während seiner gut 70 Minuten auf dem Rasen praktisch nicht zu sehen war, gibt es für Carlos Dunga nicht. Die Abhängigkeit vom in Ekuador verletzt fehlenden Kaka ist offensichtlich, wie die ersten Rufe nach dem übergewichtigen Ronaldo, der erst kürzlich nach langer verletzung sein Comeback gefeiert hat, bestätigen.

Am Ende war es wie oft in jüngster Vergangenheit: Eine Einzelaktion des für den enttäuschenden Ronaldinho eingewechselten Julio Baptista vom AS Rom reichte. Der Ausgleichstreffer von Cristian Noboa, den der überragende Schlussmann Julio Cesar im brasilianischen Tor nicht verhindern konnte, war hochverdient. Über eine deutliche Niederlage hätte sich Brasilien auch nicht beschweren können.

Am Mittwoch soll die brasilianische Fußballseele beruhigt werden. Als Aufbaugegner kommt das abgeschlagene und von Skandalen erschütterte Peru. Gegen diesen Gegner soll Kaka, der Sondertrainingseinheiten absolviert hat, die Wende bringen – und Carlos Dunga ein paar Wochen Ruhe verschaffen. Tobias Käufer

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