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Sport: WM-Qualifikation: Die Albaner feiern nur vorher

Die ersten Autohupen nervten schon um die Mittagszeit. Später gesellten sich fahnenschwenkende und singende Fans hinzu.

Die ersten Autohupen nervten schon um die Mittagszeit. Später gesellten sich fahnenschwenkende und singende Fans hinzu. Es war, als hätten die albanischen Fußballfreunde eine Vorahnung gehabt, dass es nach dem abendlichen Qualifikationsspiel für die Weltmeisterschaft 2002 gegen Deutschland nicht viel zu feiern geben würde. Vielleicht hatten sie auch in die Statistik geschaut: Noch nie hatte Albanien gegen Deutschland gewinnen können, der erste und einzige Punktgewinn für das kleine Land vom Balkan gegen die deutsche Fußball-Auswahl datiert aus dem Jahr 1967. Also lieber noch schnell eine Before-the-game-Party feiern.

Rudi Völler hatte ebenfalls ein Vorahnung. "Gegen die Albaner kannst du nicht gut aussehen, du musst nur gewinnen", sagte der Teamchef der deutschen Nationalmannschaft. Tatsächlich war das 2:0 (1:0) gegen Albanien kein ansehnliches Spiel, doch spätestens in der zweiten Halbzeit überzeugte das deutsche Nationalteam durch seine abgeklärte, souveräne Spielweise. "Das war ein Riesenschritt zur Qualifikation", freute sich Sebastian Deisler. Zwei Spieltage vor dem Ende der Qualifikationsrunde führt Deutschland die Gruppe neun mit 16 Punkten ungefährdet an. Dennoch sagt Rudi Völler: "Wir müssen noch ein Heimspiel gewinnen."

Der Teamchef konnte in Sebastian Deisler wieder einen Spieler aufbieten, der das spielerische Element verstärkte. Der Berliner hatte seine Gelbsperre abgesessen, ersetzte Lars Ricken im zentralen Mittelfeld, doch er konnte sich erst in der zweiten Halbzeit besser in Szene setzen. Christian Ziege, der in Liverpool nur Ersatzspieler ist, durfte an Stelle von Marco Bode die Mannschaft komplettieren, die in Finnland 2:2 gespielt hatte.

Die erste Halbzeit hatte deutsche Team schwach begonnen, weshalb die Albaner mutiger wurden. "Wir haben nicht richtig mitgemacht", kritisierte Deisler. Die Führung durch Marko Rehmer fiel daher in der 28. Minute umso überraschender. Carsten Jancker verlängerte den Ball nach einer Ecke mit dem Kopf und der Berliner Defensivspezialist drückte den Ball aus drei Metern im Fallen zum 1:0 ins Tor. Es war Rehmers drittes Treffer in der Nationalmannschaft.

Dann rückte sich Schiedsrichter Veissiere in den Mittelpunkt, der in der 37. Minute Carsten Ramelow und den Albaner Edvin Murati vom Platz stellte. Der Albaner hatte den Leverkusener in die Hacken gekickt, doch was der Getretene getan haben soll, bleibt das Geheimnis des Unparteiischen. Kurz vor der Pause lag Monsieur Veissiere erneut daneben, als er nach einem Kopfballtor von Oliver Neuville auf Abseits entschied. Der Angreifer blieb zur Pause wegen einer Bänderverletzung in der Kabine, Alexander Zickler ersetzte ihn.

Die zweite Halbzeit gestaltete das deutsche Team souveräner. Das lag vor allem am Treffer von Michael Ballack, der in der 68. Minute durch eine schöne Einzelleistung das 2:0 schoss. "Mein Tor fiel genau zur richtigen Zeit", sagte defensive Mittelfeldspieler. Zuvor hatte nämlich Bushi durch eine Freistoß und einen Fallrückzieher über das Tor von Oliver Kahn noch einmal seine Gefährlichkeit bewiesen. Nach dem zweiten Treffer aber stand die Abwehr um Jens Nowotny, die sich in Finnland noch ein paar Aussetzer geleistet hatte, wieder sicher.

Rudi Völler musste im Gegensatz zum Hinspiel (2:1) nicht bis zur letzten Minute zittern. Überhaupt gewann sein Team erstmals seit 18 Jahren gegen Albanien wieder mit mehr als einem Tor Unterschied. Und es kommt noch besser: Am 1. September in München kann sich der so unerwartet in dieses Amt beförderte Teamchef mit einem Sieg gegen England für die WM 2002 bereits qualifizieren.

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