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WM-Qualifikation - Deutschland - Wales 1:0

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WM-Qualifikation: Groß gegen Kleine

Pflichtsiege wie der gegen Wales sind gar nicht hoch genug einzuschätzen. Sie werden die Qualifikation entscheiden.

Der Abend, der mit dem 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft ein doch noch erwartbares Ende fand, förderte auch einige überraschende Erkenntnisse zu Tage. Vor allem für die medizinische Forschung. Es könnte ein lohnendes Projekt sein, die Volksgruppe der Waliser eingehend auf ihre Schmerzempfindlichkeit zu untersuchen. Offensichtlich besitzen sie keine. Ihre Fußballer jedenfalls schafften es mit vergleichsweise einfachen Mitteln das Publikum in Mönchengladbach zu beeindrucken – indem sie ihre Körper in jeden Schuss der Deutschen warfen, selbst aus kürzester Distanz, ohne Rücksicht auf Verluste, wie man so schön sagt, und ohne erkennbaren Schmerz.

Bundestrainer Joachim Löw war vermutlich noch am wenigsten beeindruckt, weil er nichts anderes erwartet hatte. „Ich hätte jede Wette angenommen, dass es ein knappes Ergebnis wird“, sagte er nach dem mühsamen Sieg. Im Fußball ist es manchmal wie in der Politik: Vier Tage zuvor, in der ersten Halbzeit gegen Russland, war der Mannschaft der große Wurf gelungen, gegen Wales kam nach zähen Verhandlungen ein gerade noch tragfähiger Kompromiss zustande. „Ich hatte nie das Gefühl, dass wir nachlassen“, sagte Löw, „sondern dass wir von Minute zu Minute besser werden.“

Die Fans pfiffen nicht - ein Zeichen für ein gutes Spiel

Der beste Indikator für ein im Grunde gutes Spiel der Deutschen waren die Reaktionen im Stadion. In der Unterhaltungsbranche Fußball neigen die Zuschauer schnell zu Unmut; doch auch wenn die Darbietungen am Mittwoch nicht immer ansehnlich waren, hielt sich das Publikum mit Pfiffen zurück. Vielleicht weil es intuitiv das ehrliche Bemühen spürte. „Dass wir irgendwann ein Tor schießen, das steht für die Klasse unserer Mannschaft“, sagte Philipp Lahm.

Die vermeintlichen Pflichtsiege gegen vermeintlich minderbemittelte Gegner werden allzu schnell als selbstverständlich angesehen, dabei ist ihr Wert gar nicht hoch genug zu veranschlagen. „Ich glaube nicht, dass das Spiel in Moskau entscheiden wird, wer Erster oder Zweiter wird“, sagte Bastian Schweinsteiger über die Situation in der Gruppe vier. „Gegen solche Mannschaften wie Wales oder Finnland wird es sich entscheiden.“

Löw: "Man hat das Feuer gespürt"

Diese These ist auch historisch belegt. Ein einziges Mal, bei der EM 1968, hat das DFB-Team Qualifikation für ein großes Turnier verpasst – weil sie sich in Albanien zu einem 0:0 stümperte. Einmal, vor der WM 2002, musste sie in die Relegation. Doch entscheidend war am Ende nicht die 1:5-Niederlage gegen England, den einzigen Konkurrenten von Rang; entscheidend war, dass den Deutschen im abschließenden Heimspiel gegen Finnland kein einziges Tor gelang. Generell aber zählt es zu den traditionellen Stärken der Nationalmannschaft, dass sie den Schwellenländern des Fußballs mit dem nötigen Ernst begegnet. Auch gegen Wales zahlte sich diese Qualität am Ende aus. „Die Mannschaft hatte eine gute Einstellung“, sagte Bundestrainer Löw. „Man hat das Feuer gespürt.“

Trotzdem sind die Russen leicht im Vorteil: Sie haben Finnland 3:0 geschlagen, während die Deutschen in Helsinki nur ein 3:3 erreichten. „Im Nachhinein tut’s noch weh“, sagte Schweinsteiger. Noch aber bleiben den Russen genügend Gelegenheiten, sich zu blamieren. In Finnland, in Liechtenstein, gegen Aserbaidschan.

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