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Sport: WM-Qualifikation: Morgens um sieben vor dem Hotel

Es ist keine allzu originelle Feststellung, dass die englische und die deutsche Kultur - bei allen Gemeinsamkeiten - auch Unterschiede aufweisen. Man muss sich nur englische Boulevardblätter anschauen.

Es ist keine allzu originelle Feststellung, dass die englische und die deutsche Kultur - bei allen Gemeinsamkeiten - auch Unterschiede aufweisen. Man muss sich nur englische Boulevardblätter anschauen. Dagegen ist "Bild" so brav wie die Kirchenzeitung für das Bistum Paderborn. Die Engländer haben eine etwas derbere Vorstellung von gelungenem Krawalljournalismus. Augenfällig sind auch die Differenzen im Berufsbild. Der deutsche Journalist versteht sich in der Regel als Chronist der Ereignisse. In England hingegen werden Reporter auch in einem Fach ausgebildet, das in der Sprache deutscher Stellenanzeigen Event-Management hieße. Anders ausgedrückt: Wenn es nichts gibt, worüber wir berichten können, schaffen wir uns unsere Ereignisse selbst.

Gestern ließ die "Sun" um sieben Uhr früh einen Bus vor dem Hotel der deutschen Nationalmannschaft vorfahren, dem nach Augenzeugenberichten vier leicht bekleidete Seite-Drei-Girls entstiegen. Eher dilettantisch versuchten sich die jungen Frauen an bayrischen Blasinstrumenten, mit dem Ziel, die Nationalspieler in ihrer Bettruhe zu stören. Bis auf Christian Ziege wollte jedoch keiner etwas mitbekommen haben.

Der "Sun" ging es natürlich nicht um billige Rache, sondern um Chancengleichheit. Die englischen Nationalspieler sind in ihrem Quartier angeblich einer blasmusikalischen Dauerbeschallung durch das naheliegende Hofbräuhaus ausgesetzt. Der Kampf für die Gerechtigkeit ehrt die britischen Kollegen. Nur mit der Recherche nehmen sie es anscheinend nicht so genau. Den Laden möchten wir sehen, aus dem in München nachts nach halb eins noch laute Musik auf die Straße dringt.

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