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Die enttäuschten Syrer verpassten die Sensation nur knapp.

© AFP

WM-Qualifikation: Syrien und die Grenzen des Fußballs

Syriens Nationalteam schrieb die bemerkenswerteste Geschichte dieser WM-Qualifikation. Aber politische Konflikte kann der Fußball eben nicht lösen.

Von Johannes Nedo

Das syrische Fußballmärchen ist zu Ende. Die Nationalmannschaft wird es nicht mehr zur Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Russland schaffen. In den asiatischen Play-offs verlor Syrien am Dienstag das Rückspiel gegen Australien in Sydney 1:2 nach Verlängerung – und damit auch alle Hoffnungen auf die erste WM-Teilnahme überhaupt.

Die Erfolge des syrischen Nationalteams waren während der vergangenen zwei Jahre die bemerkenswerteste Geschichte dieser WM-Qualifikation. Wegen des Bürgerkriegs musste die Mannschaft ihre Heimspiele im Exil austragen – zuletzt im weit entfernten Malaysia, wo sie vor einigen hundert Zuschauern auflief. Das hielt sie allerdings nicht davon ab, Runde um Runde weiterzukommen und dabei unter anderem China zu besiegen oder dem asiatischen Topteam Südkorea ein 0:0 abzutrotzen.

Die Begeisterung um die syrische Nationalmannschaft wuchs von Spiel zu Spiel. Zuletzt wurden in Damaskus große Public Viewings mit Tausenden Zuschauern veranstaltet. Auch daran zeigte sich wieder, welch enorme Kraft der Fußball entfalten, wie er die Menschen begeistern und von ihren Sorgen ablenken kann.

Auch in Sydney trafen oppositionelle syrische Fans auf Assad-Anhänger

Allerdings wurde dabei auch deutlich, wie dieser faszinierende Sport immer wieder instrumentalisiert wird. Syriens Nationalmannschaft setzt sich aus regimetreuen Spielern zusammen. Zwei Spieler, die ihre Sympathie mit der Opposition bekundeten, traten aus. Es waren Leistungsträger, und sie kehrten ins Team zurück – ohne plausible Begründung.

Weil die Mannschaft ihre Erfolge stets dem Staatspräsidenten Baschar al-Assad widmet, sehen sie nicht alle Syrer als ihr Team an. Auch am Dienstag trafen in Sydney oppositionelle syrische Fans auf Assad-Anhänger. Die australische Polizei stellte sich zwischen beide Gruppen.

So spiegelt sich im Fußball all die Hoffnung und die Zerrissenheit eines Landes wider. Aber politische Konflikte kann eben auch der Fußball nicht lösen, da ist das syrische Märchen ohne sportliches Happy End keine Ausnahme.

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