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Sport: WM-Qualifikation: Vor dem Spiel gegen Argentinien herrscht in Brasilien Unruhe

Kein Team, kein Konzept und kaum Erfolg: Brasiliens Fußball-Nationalteam steckt in einer ähnlichen Krise wie die deutsche Mannschaft. Deswegen muss der viermalige Weltmeister am Mittwoch ausgerechnet gegen den derzeit in Topform spielenden Rivalen Argentinien in Sao Paulo gewonnen werden, wenn die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2002 für die "Selecao" nicht im Desaster enden soll.

Kein Team, kein Konzept und kaum Erfolg: Brasiliens Fußball-Nationalteam steckt in einer ähnlichen Krise wie die deutsche Mannschaft. Deswegen muss der viermalige Weltmeister am Mittwoch ausgerechnet gegen den derzeit in Topform spielenden Rivalen Argentinien in Sao Paulo gewonnen werden, wenn die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2002 für die "Selecao" nicht im Desaster enden soll. Die Sportzeitung "Lance" brachte die Krise auf den Punkt: "Mit der Schlinge um den Hals", wie das Blatt dieser Tage in großen schwarzen Lettern auf seiner ersten Seite schrieb, wartet ganz Brasilien auf dieses Fußballspiel in Sao Paulo. Der 48-jährige Wanderley Luxemburgo bangt um seinen Job als Nationaltrainer, Stars wie Rivaldo und Roberto Carlos fürchten ebenso um ihre Stammplätze wie die Fans um den guten Ruf des vierfachen Weltmeisters.

Spätestens seit der 1:2-Pleite vergangenen Woche in Paraguay steht für Brasiliens Anhänger der Sündenbock für die Misere fest: Nationaltrainer Wanderley Luxemburgo. Der Coach musste sich bereits öffentlich von Brasiliens Idol Pele wegen seiner anhaltender Experimente - Luxemburgo setzte seit seinem Amtsantritt 1998 schon über 100 Spieler ein - abwatschen lassen: "Ich habe darauf bestanden, dass Luxemburgo nur gestandene Profis wie Roberto Carlos, Cafu und Antonio Carlos, die in Italien oder Spanien spielen, nominiert", hatte der "Fußballer des Jahrhunderts" geschimpft.

Wie Pele sind auch Brasiliens Anhänger mit dem bisherigen Abschneiden in der WM-Ausscheidung unzufrieden. Nach zwei Siegen, zwei Unentschieden und der Paraguay-Pleite, der erst zweiten Niederlage Brasiliens in einer WM-Qualifikation (0:2 gegen Bolivien 1993), droht Brasilien die Relegation gegen den Ozeanien-Sieger. Argentinien dagegen hat alle fünf Spiele in der Qualifikation gewonnen und hat schon sieben Punkte Vorsprung auf die Brasilianer.

Angesichts von Peles Kritik und mehreren Umfragen dürfte Luxemburgo eine Pleite im ersten WM-Qualifikationsspiel zwischen beiden Nationen überhaupt den Job kosten. 43,1 Prozent fordern in einer repräsentativen Erhebung bereits die Ablösung des Coaches, 63,5 Prozent glauben, dass Luxemburgo nicht das Beste aus den Spielern heraus holt, und gar 68,7 Prozent sind unzufrieden mit der Auswahl der Spieler. In Boulevard-Umfragen sind zum Teil sogar neun von zehn Brasilianern der Meinung, dass Luxemburgo gehen sollte. Luis Felipe Scolari (Cruzeiro Belo Horizonte) und Luxemburgos Vorgänger Mario Zagallo sind schon potenzielle Nachfolger im Gespräch.

Entsprechend greift Luxemburgo durch und appelliert an die Ehre - ebenfalls ein deutsches Phänomen. Cafu wurde das Kapitänsamt entzogen, weil er sich nach seinem Platzverweis in Paraguay eigenmächtig vom Team abgesetzt hat. "Jeder Spieler muss sich bewusst sein, dass es um Ehre und Stolz geht, wenn er das Nationaltrikot überstreift. Die Qualifikationsspiele sind Krieg, und nun ist jedes Spiel wie ein WM-Finale", sagte Luxemburgo. Neuer Kapitän wird voraussichtlich Antonio Carlos, Evanilson von Borussia Dortmund wird wohl die Position des gesperrten Cafu übernehmen. Dort würde er dann mächtig zu tun bekommen, die potenziellen Gegenspieler heißen Lopez und Crespo (beide Lazio Rom).

Ebenfalls dabei sein werden auch der Leverkusener Bundesligaprofi Ze Roberto und Emerson, dem vorgeworfen wird, nur destruktiv und ideenlos zu spielen. Auf Fragen nach der Aufstellung reagierte Luxemburgo gereizt: "Ich werde die Aufstellung in der Kabine unmittelbar vor dem Spiel bekannt geben." Nur noch wenige stehen hinter dem Nationaltrainer. Doch Brasiliens Verbandspräsident Ricardo Teixeira hat bereits angekündigt, Luxemburgo werde auch bei einer Niederlage noch in Amt und Würden sein.

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