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Sport: WM statt Wolfen

Von Michael Rosentritt Berlin. Es waren elf Minuten nur.

Von Michael Rosentritt

Berlin. Es waren elf Minuten nur. Für Sebastian Deisler ganz persönliche – und die in aller Öffentlichkeit. In Leverkusen lief der spät eingewechselte 22-Jährige ein letztes Mal für Hertha BSC auf. Ab der kommenden Saison steht der gleichwohl hochbegabte wie oft operierte Mittelfeldspieler beim deutschen Rekordmeister Bayern München unter Vertrag. Er wollte noch einmal für seinen alten Verein spielen. Am Wollen hat es ihm nie gemangelt, dass er in dieser Saison nur elf Spiele für die Berliner bestreiten konnte.

Er waren aber auch elf Minuten, die für einen anderen sehr wichtig waren an diesem Nachmittag in Leverkusen. Rudi Völler saß im Rang der Bayarena und konnte verfolgen, wie einer seiner Wackelkandidaten für die WM zunehmend an Stabilität gewann. Heute nämlich wird der Teamchef der deutschen Nationalmannschaft seinen 23-köpfigen Kader für die WM in Südkorea und Japan benennen. Der Deisler wird fallen. „Ich freue mich riesig, dass Sebastian gespielt hat und nach seiner langen Verletzungspause wieder fit ist“, sagte Völler.

Die beiden vergangenen Tage nutzte Völler, seine Spieler über seine Entscheidung zu informieren. Er habe „einigen Spielern wehtun müssen“, sagte Völler und sprach von einigen „Härtefällen“. Namen wollte er nicht nennen. „Es wird aber keine Überraschungen geben.“ Und so wird sich neben Sebastian Deisler in Marko Rehmer ein zweiter Berliner im Aufgebot wiederfinden. Der 30-jährige Verteidiger, der sich im März einen doppelten Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen hatte und seitdem täglich acht Stunden in der Reha verbringt, hatte bereits vor einigen Tagen mit Völler gesprochen. „Ich möchte unbedingt zur WM. Die Schmerzen werden mich eine Weile begleiten, aber für dieses Ziel lohnt es sich“, sagt Rehmer. Nach dem Verzicht von Mehmet Scholl und dem verletzungsbedingten Ausfall Jens Nowotnys kommen Völler die positiven Signale der beiden Berliner gelegen.

Die Nationalmannschaft trifft sich am Dienstagabend in der Nähe von Freiburg. Kommenden Donnerstag spielt dort Völlers Team gegen Kuwait (20.30 Uhr, live im ZDF). Vor dem ersten WM-Vorrundenspiel am 1. Juni in Sapporo gegen Saudi-Arabien stehen dann noch am 14. Mai gegen Wales in Cardiff (20.45 Uhr/live in der ARD) und am 18. Mai in Leverkusen gegen Österreich (19.00 Uhr/live im ZDF) weitere Länderspiele an. Die Spieler von Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund werden allerdings fehlen. Der Meister steht am Mittwoch im Uefa-Cup-Finale in Rotterdam. Die Leverkusener steigen wegen DFB-Pokalfinale (11. Mai) und Champions-League-Endspiel (15. Mai) frühestens am 17. Mai in die WM-Vorbereitung ein. Abflug ins WM-Quartier nach Miyazaki wird am 22. Mai sein.

Bevor sich Deisler und Rehmer höheren Aufgaben widmeten, bestiegen sie gestern die „La Paloma“, ein stadtbekanntes Fahrgastschiff. Hertha hatte den Dampfer gemietet, um im überschaubaren Kreis auf das Ende der Bundesliga anzustoßen. Morgen geht es dann auf Osttour. Dienstag heißt der Gegner Sachsen Leipzig, Mittwoch Grün-Weiß Wolfen. In Fernost wird die Saison ausklingen – mit zwei Spielen am 13. und 16. Mai auf den Malediven. Der dortige Fußballverband hatte Hertha eingeladen. Deisler und Rehmer werden aus verständlichen Gründen auf diese Dienstreisen verzichten.

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