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Zum Wegschauen. Joachim Löw, Thomas Schneider und Andreas Köpcke beim Spiel gegen Österreich.

© imago/ActionPictures

WM-Test gegen Österreich: Löw müsste sich über die Niederlage eigentlich freuen

Testspiele vor Turnieren waren selten überzeugend. So könnte auch die Niederlage gegen Österreich noch eine heilende Wirkung entfalten. Ein Kommentar.

Der Bundestrainer war sauer. „Ich ärgere mich“, sagte Joachim Löw. Aber das hätte er gar nicht sagen müssen. Es war leicht zu erkennen. Vor allem aber war es seltsam. Löw hätte sich nach der 1:2-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Österreich eigentlich freuen sollen. Besser hätte es für ihn nicht laufen können.

Diese Niederlage – mehr noch das Auftreten des Teams als das bloße Ergebnis – wird noch einmal heilende Wirkung entfalten: nach außen wie nach innen. Sie bewahrt das Land möglicherweise vor unrealistischen Erwartungen mit Blick auf die anstehende Weltmeisterschaft in Russland. Vor allem aber sollte der Auftritt der Mannschaft eine Warnung vor zu viel Bräsigkeit und Selbstgefälligkeit gewesen sein. Seit dem ersten Tag der Vorbereitung ist immer wieder von dem großen Ziel die Rede gewesen, als erste Mannschaft seit Brasilien 1962 den Titel erfolgreich zu verteidigen. Und immer wieder war auch die Rede davon, dass das Team 2018 besser sei als das Team 2014. Der Beweis dafür steht noch aus.

Die Testergebnisse vor den Turnieren waren selten überzeugend

Länderspiele der Nationalmannschaft sind immer mittlere Staatsangelegenheiten. Die Öffentlichkeit neigt zu Übertreibungen, im Guten wie im Schlechten. Und unmittelbar vor großen Turnieren nimmt diese Neigung noch einmal zu. Testspiele werden selten als das gesehen, was sie sind und sein sollen: eine Gelegenheit zum Testen. 2006 gab es im Anlauf auf die WM im eigenen Land ein 2:2 gegen Japan, 2008 ein 2:2 gegen Weißrussland, 2012 eine 3:5-Niederlage gegen die Schweiz und 2016 ein 1:3 gegen die Slowakei. Trotzdem konnte die Nationalmannschaft jedes Mal bis zum Turnierstart ihre Wettbewerbsfähigkeit herstellen.

Bundestrainer Löw hatte in der vorigen Woche die U-20-Nationalmannschaft als Sparringspartner ins Trainingslager nach Südtirol einfliegen lassen. Die Nachwuchskicker bekamen klare Vorgaben, die Spielweise der WM-Gruppengegner zu imitieren. Der Test in Klagenfurt wirkte, als seien auch die Österreicher von Löw vorab instruiert worden: In der ersten Hälfte verteidigten sie tief wie mutmaßlich die Schweden bei der WM; in der zweiten attackierten sie früh, als wären sie Mexiko. Mit beidem hatten die Deutschen Probleme.

Das ist zwar keine schöne Erkenntnis für Joachim Löw. Aber es ist zumindest eine Erkenntnis.

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