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Sport: Wo sind die Beweise?

Katrin Schulze über die Aussagen von Declan Hill zum Wettbetrug

Von Katrin Schulze

In seiner Karriere als Wissenschaftler hat Declan Hill das sorgfältige Recherchieren und das lückenlose Belegen von Quellen gelernt. Das sollte man zumindest meinen von einem, der seine Dissertation an der Universität Oxford eingereicht hat. In seinem Buch „Sichere Siege“, das in dieser Woche viel Aufsehen erregt hat, berichtet Hill nun über die Manipulation von Fußballspielen auf höchstem Niveau. Beweise? Fehlanzeige. Wo sollen die auch herkommen, wenn es keine sichtbaren Kronzeugen gibt? Auffällige Bewegungen auf dem wenig transparenten Wettmarkt sind immerhin Indizien, mehr aber nicht.

Nun ist Hill nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Journalist. Obwohl es ihm in seinem Buch eigentlich um die Darstellung einer global organisierten Wettmafia geht, redet er mit Vorliebe über einzelne Spiele etwa der WM 2006 – das bringt Aufsehen und Geld. In Talkshows verspricht er schon mal die Herausgabe von Belegfotos und Tonbändern. Auf die wartet man bislang vergebens. Glaubwürdiger wirkt Hill dadurch nicht. Es bleiben Zweifel – an sauberen Fußballspielen und an Hills Buch. „Bis zum heutigen Tag bin ich mir nicht ganz sicher, wie viel davon erfunden war und was der Wahrheit entsprach“, schreibt Hill über die Gespräche mit seinem Informanten Lee Chin. Genauso geht es dem Konsumenten seines Buches. Er weiß nicht, wo die Wahrheit – besser gesagt: die Indizienkette – aufhört und der Populismus anfängt.

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