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Allein am Pult: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

© dpa

Wolfgang Niersbach: "Wir brauchen keinen 35-Jährigen"

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach äußert sich zur vakanten Stelle des Sportdirektors, eine mögliche Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw und Deutschlands Chancen auf die EM 2024.

Ein neuer Vertrag für Bundestrainer Joachim Löw möglichst noch vor der WM, ein neuer Sportdirektor bis spätestens Oktober und eventuell eine deutsche Bewerbung um die EM 2024: Mit einem beachtlichen Rundumschlag hat DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gleich zu mehreren spannenden Fußball-Themen Auskunft gegeben und den deutschen Fans Hoffnungen auf ein neues Sommermärchen gemacht.

„Schaut man sich die europäische Landkarte an, können wir mit Selbstbewusstsein - nicht Arroganz - sagen, dass wir in der Lage sind, ein so komplexes Turnier auszurichten“, sagte Niersbach in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag) über eine mögliche EM-Kandidatur für 2024.

Zunächst will sich Niersbach aber schon bald um die wichtigste Fußball-Personalie kümmern und den Vertrag mit Bundestrainer Joachim Löw möglichst noch vor der WM 2014 in Brasilien verlängern. „Ich habe eine große Sympathie, den Weg mit Jogi weiter zu gehen, und weiß, dass die Stimmung im DFB-Präsidium ähnlich ist“, sagte Niersbach.

Eine Hängepartie wie vor knapp vier Jahren will der DFB-Boss unbedingt vermeiden. „Ich empfand es 2010 in Südafrika als nervig, dass nach jedem Sieg die Frage kam: „Ist das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für die Vertragsverlängerung?“, sagte der Verbandschef.

Den Zeitplan für Verhandlungen über einen neuen Kontrakt will der DFB-Chef nach einer erfolgreichen WM-Qualifikation festlegen. „Vielleicht qualifizieren wir uns schon im September. Dann überlegen wir: Machen wir es wie 2008? Oder machen wir es wie 2010?“, sagte Niersbach. 2008 hatte der DFB vor der EM mit Löw verlängert, 2010 erst nach dem WM-Turnier.

Auch ein drohendes frühzeitiges WM-Scheitern ist für Niersbach kein starkes Argument gegen eine Verlängerung vor dem Turnier. „Ja, das spräche fürs Abwarten. Aber im September 2014 stehen schon wieder Qualifikationen an. Da gerät man unter Druck, wenn man zuvor nicht klare Verhältnisse geschaffen hat“, betonte der DFB-Präsident. Löw hatte bislang betont, keine Job-Garantie vor der WM zu benötigen.

Niersbach hat klare Vorstellungen vom neuen Sportdirektor

Bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor hat Niersbach weiterhin keine Eile. „Die Entscheidung drängt noch nicht, sie hat Zeit bis zum DFB-Bundestag im Oktober“, sagte er. Überraschend verkündete Niersbach, dass der Deutsche Fußball-Bund mit Bewerbungsgesprächen noch nicht weit vorangeschritten ist. „Wir haben eine Liste mit Namen, aber bis heute fast keine Verhandlungen geführt“, sagte er. Über mögliche Nachfolge-Kandidaten des als Trainer zu Werder Bremen abgewanderten Robin Dutt wollte sich Niersbach nicht äußern.

Gesucht werde ein Sportdirektor, der das neue Anforderungsprofil erfüllt. Man brauche „wieder ein Gesicht, das klar ausgerichtet ist auf die Elite“. Kontinuität auf dem Posten sei das Wichtigste. „Also nicht jemanden, der 35 Jahre alt ist und sein ganzes Trainerleben vor sich hat“, sagte Niersbach. Zuletzt war spekuliert worden, dass Löw-Assistent Hansi Flick ein Kandidat für den vakanten Posten sei. Nicht auszuschließen ist, dass Niersbach beim DFB-Bundestag am 24. und 25. Oktober in Nürnberg beide wichtigen Personalentscheidungen um Nationalteam und Direktorenposten auf großer Bühne präsentieren will.

An Spekulationen um eine eigene mögliche Zukunft als UEFA-Präsident wollte sich Niersbach nicht beteiligen, schloss aber auch nicht aus, den Posten anzustreben, sollte sein Freund und Amtsinhaber Michel Platini zum FIFA-Präsidenten gekürt werden. „Die Dinge müssen Schritt für Schritt gemacht werden. Ich denke, wir erhalten im September beim UEFA-Meeting in Dubrovnik Klarheit, wie wir uns in Richtung FIFA aufstellen und auch, was Michels Ambitionen angeht. Danach sieht man klar und kann klarer reden“, sagte er.

Der UEFA-Chefposten würde frei werden, wenn Platini 2015 zum Nachfolger von FIFA-Boss Joseph Blatter gekürt werden sollte. Bislang hat sich keine der beiden Funktionärsgrößen öffentlich zur Bewerbung bekannt. Niersbach rechnet aber mit einer Kandidatur Platinis. „Ich sage eher Ja als Nein“, meinte er.

Von einer Kandidatur um die Gastgeberrolle für die überübernächste EM 2024 hängt laut Niersbach auch die deutsche Strategie für die Pan-Europa-EM 2020 ab. Sollte man sich um das Turnier 2024 bemühen wollen, wäre ein Bewerbungsverzicht um die Halbfinalspiele und das Endspiel 2020 die Konsequenz. Dann würde man sich nur um drei Gruppenspiele und ein K.o.-Duell in Deutschland bewerben. (dpa)

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