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Nicht Diego, sondern er war der Mann des Tages: Der Mainzer Adam Szalai (vorne) erzielte das entscheidende Tor beim 4:3-Sieg über den VfL Wolfsburg.

© AFP

Wolfsburg - Mainz: Ein Diego macht noch keine Punkte

Der Brasilianer schießt bei seinem Debüt gleich ein Tor für den VfL Wolfsburg, zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung. Doch der Mann des Tages ist er nicht, weil die Wolfsburger am Ende noch mit 3:4 gegen die frechen Mainzer verlieren.

Von Christian Otto

Es fiel ihm schwer, den Moment des Glücks und des Torjubels noch einmal in Worte zu fassen. „Da flippst du eben einfach aus“, sagte Adam Szalai und grinste. Es war dem Einwechselspieler des FSV Mainz 05 vorbehalten, in die Rolle des Spielverderbers zu schlüpfen und dem VfL Wolfsburg seine große Heimpremiere mit Neuzugang Diego zu verderben. Szalai hatte sich in der 85. Minute das Trikot vom Leib gerissen und war ausgelassen jubelnd vor seinen eigenen Teamkollegen davongelaufen, weil ihm ein verblüffender Siegtreffer gelungen war. Die Mainzer feierten nach einem 0:3-Rückstand noch einen 4:3-Erfolg gegen die Profis vom VfL Wolfsburg, die schweigend in ihre Kabine schlichen.

Die erhoffte Fußballparty, zu der in Wolfsburg nur 26 161 Zuschauer gekommen waren, endete als großer Reinfall. Denn trotz eines sehenswerten Auftritts von Bundesliga-Torschützenkönig Edin Dzeko, der die ersten beiden Treffer für den VfL erzielt hatte, reichte es nicht zu einem Sieg. Auch der mit Spannung erwartete Auftritt von Spielmacher Diego, am Freitag erst für 15 Millionen Euro von Juventus Turin verpflichtet, erfüllte zunächst alle Erwartungen. Der Brasilianer zeigte Hackentricks, schöne Vorlagen und erzielte nach einer halben Stunde auch prompt das 3:0. Aber Nachlässigkeiten in der Abwehr kosteten die am Ende ratlosen Wolfsburger einen schon sicher geglaubten Sieg. „Diego hatte eine starke erste Halbzeit. Aber wir haben auch sehr gut gespielt. Und wir waren nicht hier, um Diego zu feiern“, sagte der Mainzer Siegtorschütze Szalai.

Die Wolfsburger hatten ihre Tore erzielt, weil sie dem neuen System ihres Trainers Steve McClaren gefolgt waren und den Gegner durch frühes Stören zu Fehler zwangen. Die Mainzer aber hatten bei ihren Treffer von Abstimmungsfehlern in der Wolfsburger Defensive profitiert. In Abwesenheit von Nationalspieler Arne Friedrich, der wegen eines Bandscheibenvorfalls operiert worden ist, leisteten sich der Italiener Andrea Barzagli und der Däne Simon Kjaer haarsträubende Fehler. Die Mischung aus Passivität und schlechtem Stellungsspiel nutzten kurz vor und nach der Pause Morten Rasmussen und Elkin Soto zu zwei Toren, dann schaffte der eingewechselte André Schürrle den Ausgleich, bevor Szalai seinen großen Auftritt hatte. „Die Wolfsburger hatten individuelle Vorteile. Aber wir haben gespielt wie eine Mannschaft und deshalb verdient gewonnen“, fand der Mainzer Manager Christian Heidel.

Je länger das Spiel dauerte, desto harmloser waren die Angriffsbemühungen des großen Favoriten geworden. Obwohl der VfL Wolfsburg in der Schlussphase mit Dzeko, Diego und Grafite drei echte Offensiv-Könner auf dem Platz hatte, reichte es nicht mehr zur nötigen Durchschlagskraft gegen eine taktische sehr gut eingestellte Mainzer Mannschaft. Reservist Schürrle und Neuzugang Lewis Holtby als der entscheidende Mann im zentralen Mittelfeld führten äußerst effektiv Regie. Diego dagegen setzte seinem Leistungsabfall nach der Halbzeitpause ein Krönchen auf, als er in der 70. Minute eine Gelbe Karte für eine schauspielerische Einlage sah, die man Schwalbe nennt. Die Wolfsburger Fans hatten den zunächst starken Brasilianer zwar freudig begrüßt und im Grunde jeden seiner klugen Pässe gefeiert. Aber Schlachtrufe wie „Wir wollen euch kämpfen sehen“ dokumentierten, was das Problem der Wolfsburger war. Sie hatten offenbar zu sehr geglaubt, dass sie auf Grund ihrer teuren Zugänge und ihren Stärken ein Fußballspiel nur in der Offensive bestreiten müssen.

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