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Sport: Wolfsburg mit neuer Energie

Zum Einstand von Trainer Röber siegt der VfL 3:2 gegen Cottbus

Wolfsburg. Der Körper pumpte unaufhörlich Adrenalin durch die Adern. Jürgen Röber schrie, pfiff, trat wütend in die Luft. So wie jemand, der wusste, dass ihm immer noch jemand sein so dringlich ersehntes Erfolgserlebnis abspenstig machen könnte. „Abpfeifen, abpfeifen! Hey!“, brüllte der Trainer in Richtung Schiedsrichter Hellmut Krug. Röber fuchtelte mit den Armen durch die Luft. Dann endlich, der erlösende Abpfiff. Röber ballte jubelnd die Faust. Es war amtlich: Für den neuen Trainer des VfL Wolfsburg endete sein erster wichtiger Arbeitstag mit einem Erfolgserlebnis, einem 3:2 (2:2)-Sieg über den FC Energie Cottbus.

Als Röber nach dem Spiel in die Kabine ging, sangen die Wolfsburger Fans: „Jürgen Röber, du bist der beste Mann.“ Nicht allzu originell, doch Röber sog sie begierig auf. Lobeshymnen hat der Fußballtrainer lange nicht mehr zu hören bekommen. Als Röber später auf der Pressekonferenz erschien, wirkte er entspannt. Der Cottbuser Trainer Eduard Geyer saß noch in der Kabine, als Röber einen Zettel in die Hand gedrückt bekam. Die Tabelle: Röber schaute, prüfte, dann nickte er zufrieden. Wolfsburg hatte sich auf Platz neun vorgeschoben, und das mit einem Sieg gegen einen „unbequemen Gegner. Energie hat in den letzten Wochen wirklich gut gespielt, da hatten wir den nötigen Respekt.“

WIe unangenehm diese Cottbuser waren, das hatte Röber spätestens nach einer Viertelstunde begriffen. Seine Mannschaft war zwar nach sechs Minuten durch Tomislav Maric in Führung gegangen, doch bevor sich Röber nach seinem Euphorieausbruch wieder hinsetzen konnte, hatten die Cottbuser durch Paulo Rink schon den Ausgleich geschafft. Kurz darauf gelang ihnen sogar die Führung, Laurentiu Aurelian Reghecampf verwandelte einen Foulelfmeter. „Da haben wir uns dumm angestellt“, sagte Röber. In der Tat: Der Cottbuser Robert Vagner hatte die komplette Wolfsburger Abwehr mit einem klugen Pass auf Marco Gebhardt ausgehebelt. Stefan Schnoor bremste den Cottbuser im Strafraum auf Kosten eines Fouls. Schiedsrichter Krug zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt.

Eduard Geyer sagte später: „Wenn wir auswärts zwei Tore erzielen, müssen wir mindestens einen Punkt mitnehmen. Aber einige meiner Spieler haben heute nicht gerade den Nachweis erbracht, dass sie Bundesligaprofis sind.“ Im Gegenzug freute sich Röber: „Wie wir uns in dieser Situation herangekämpft haben, das war schon gut.“ Nach Roy Prägers 2:2-Ausgleich, erzielt nach einer halben Stunde, stand Röber in seinem schwarzen Jackett, dem Rollkragenpullover und den Lackschuhen an der Seitenlinie und jubelte. „Das ist ja Rock-’n’-Roll-Fußball“ schrie der Wolfsburger Stadionsprecher – eine nette Beschreibung für das hektische und spannende Spiel. Wolfsburg hatte in der zweiten Halbzeit zugelegt und das Eckballverhältnis innerhalb von einer halben Stunde von 3:3 auf 8:3 ausgebaut. „Da hätten wir das vierte Tor machen müssen“, sagte Röber, „aber unsere Konter waren erschreckend schwach.“ Als Robson Ponte nach einer Stunde das 3:2 erzielte, war das Spiel entschieden.

Wolfsburgs rumänischer Spielmacher Dorinel Munteanu sagte nach dem Abpfiff: „Das war endlich wieder Fußball! Trainer Röber hat uns Spielern Selbstvertrauen zurückgegeben.“ Es scheint so, denn es fiel am Sonnabend nicht einmal auf, dass Stefan Effenberg wegen einer Verletzung passen musste. Auch ohne ihren Kapitän wirkten die Wolfsburger Spieler auf dem Platz äußerst selbstbewusst.

Für Energie Cottbus war die Niederlage beim VfL Wolfsburg ein herber Rückschlag im Abstiegskampf: Nächste Woche empfängt Energie den 1. FC Kaiserslautern. Marco Gebhardt und Silvio Schröter werden nicht dabei sein, sie sahen gestern jeweils die fünfte Gelbe Karte. Auch Zsolt Löw muss gegen Lautern zuschauen. Der Ungar musste zehn Minuten vor dem Abpfiff gar mit Gelb-Rot vom Platz.

André Görke

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