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Qualität muss nicht teuer sein. Polter stammt aus der eigenen Jugend.

© dpa

Wolfsburg: Teuer einkaufen, billig siegen

Sebastian Polter beschert Felix Magath mit seinem entscheidenden Tor zum 1:0-Sieg gegen den 1. FC Köln etwas Ruhe. Doch der Druck auf den VfL-Trainer ist nach dem winterliche Einkaufbummel noch längst nicht verflogen.

Von Christian Otto

Irgendwie wollte es dem Chef nicht so richtig gelingen, die Freude über den Sieg und den Auftritt von Sebastian Polter zu teilen. Ein Jungprofi, 20 Jahre alt und im teuren Kader des VfL Wolfsburg nur ein minimaler Kostenfaktor, hatte mit seinem zweiten Tor im dritten Bundesligaspiel den 1:0-Heimsieg gegen den 1. FC Köln möglich gemacht. Aber Felix Magath beließ es bei einem Hauch von Lob für den jungen Mann, der vom enormen Erfolgsdruck in Wolfsburg ablenkt. Die schöne Geschichte von Polter, der aus dem eigenen Nachwuchs stammt und in das Profiteam des VfL drängt, half für den Moment. Aber sie wird auch den Druck auf jene Profis erhöhen, die gerade wieder einmal für viel Geld und aus aller Herren Länder eingekauft worden sind.

Es bleibt offensichtlich, dass sich Magath mit der deftigen Kritik an seiner brachialen Einkaufspolitik nicht anfreunden mag. Auch nach dem Erfolg gegen den 1. FC Köln geriet er in ein kleines Kreuzverhör. „Im Sommer habe ich nach deutschen Spielern gesucht und solchen, die sich in der Bundesliga auskennen. Im Winter ging es mir jetzt um jüngere Spieler aus dem Ausland, die eine Perspektive haben“, sagte der VfL-Boss, als von jenen 50 Millionen Euro die Rede war, die bereits in die aktuelle Mannschaft investiert worden sind. Kritische Nachfragen zu Spielern, die nicht mehr benötigt werden, blockt Magath recht bissig ab. Vor allem im Fall von Patrick Helmes, der mittlerweile nur noch in der U 23 des VfL spielen darf, herrscht ein fast eisiges Schweigen.

Kurzfristig, also mit Blick auf den Heimsieg, war Magath zufrieden. Fünf seiner acht in der Winterpause geholten Verstärkungen waren beim Start in die Rückrunde zum Einsatz gekommen. „Ich habe gute Ansätze und viel mehr Struktur als in der Vorrunde gesehen“, sagte der Chef der Niedersachsen. Langfristig soll Magath beim VfL Wolfsburg aber ein Team aufbauen, mit dem sich die Menschen in der Stadt identifizieren können und das kontinuierlichen Erfolg möglich macht. Die Entscheider des Volkswagen- Konzerns, dem der VfL gehört, wünschen sich mehr Nachhaltigkeit – und fordern diese unter der Regie eines Trainers ein, der im Sommer 2009 mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft in Wolfsburg abgetreten war und eine große Leere hinterlassen hatte.

Es gibt diesen Weg zurück in die Erfolgsspur, den sie auch in Wolfsburg durchaus gehen können. Er ist steiniger und sieht zunächst vielleicht wie ein Umweg aus. Aber dass Polter, der innerhalb weniger Wochen dreimal eingewechselt worden ist und dem VfL nun schon zum zweiten Mal mit seinem Tor einen Heimsieg sicherte, lenkt den Fokus auf die vielen jungen Spieler, die der VfL eben auch hat. Mit Bjarne Thoelke ist bereits ein 19 Jahre altes Talent zum Profi gemacht worden, der sich auch schon als Innenverteidiger versuchen durfte.

Mit Polter, der als B-Juniorenspieler nach Wolfsburg gewechselt war, drängt ein weiterer Nachwuchsspieler ins Rampenlicht. Es war verblüffend, mit welcher Selbstverständlichkeit der bullige Stürmer seine Chance als Einwechselspieler nutzte. „Die Rolle des Jokers liegt mir. Auch so kann man zu Einsatzzeiten kommen“, sagte Polter, der sich kämpferisch gibt. Für ihn mussten keine Millionen überwiesen werden, auf ihm lastet kein Druck. Vielleicht sind Spieler wie er, die gar nicht auf Magaths langem Einkaufszettel gestanden haben, am Ende sogar wertvoller als so mancher eingekaufte Profi.

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