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Sport: Wolken ziehen heran

Nach der Niederlage in Kaiserslautern muss Hamburgs Trainer Klaus Toppmöller um seinen Job fürchten

Der Wind in Hamburg wird in den nächsten Tagen zunehmen. Das prognostiziert der deutsche Wetterdienst. Der Regen wird stärker. Klaus Toppmöller steht mittendrin im rauen Klima und schaut dem Regenerationstraining seiner Mannschaft zu.

Auslaufen am Sonntagmorgen in der AOL-Arena am Tag nach der vierten Niederlage im fünften Spiel. Vom Himmel fallen kleine Wassertropfen und Windböen fegen durch die Stadt. Die Aussagen des Mannes mit der grauen Lockenpracht bekommen einen fatalistischen Unterton. Es sei ihm „egal“, was über ihn geschrieben werde, sagt er. Eine Art Selbstschutz des Trainers. Es scheint nur eine Frage von Tagen oder wenigen Wochen, bis er gehen muss. Auch er hat seinen Sportdirektor gehört, der nach dem 1:2 am Spielfeldrand in Kaiserslautern stand, gestern im DSF-Fernsehstudio saß und sich mit den Treueschwüren für ihn schwer tat. „Man kann einen Trainer nicht nach einem Spiel beurteilen“, sagte Dietmar Beiersdorfer in der Pfalz. Die Macher im oft steifen hanseatischen Klub haben Angst, wieder von allen vorgeführt zu werden, wenn sie Klaus Toppmöller doch irgendwann rauswerfen. So wie damals, als sie Kurt Jara den Rücken stärkten und zwei Tage später vor die Tür setzten. So üben sie sich im Moment im unwürdigen Spiel des Schönredens und machen sich im Akkord selber Mut. Die vielen Aufsichtsräte des Klubs, die sich mit dem kernigen und burschikosen Moselaner Toppmöller noch nie anfreunden konnten, stecken wieder die Köpfe zusammen und tuscheln. „Was irgendwer entscheidet, kann ich sowieso nicht beeinflussen“, sagt Toppmöller.

Und wieder lässt er kleine Spitzen gegen die HSV-Funktionäre los, die ihm sogar ein paar Spieler kauften, die er nicht wollte. „Kein Klub hat in den letzten Jahren so wenige Spieler verpflichtet wie der HSV.“ Hanseatische Zurückhaltung ist Toppmöller fremd. Schon im Presseraum in Kaiserslautern meinten Vorstandsmitglieder, Toppmöller hätte lieber den Mund halten sollen.

Sie waren fast froh, dass Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer diesen abstrusen Elfmeter für Carsten Jancker und gegen sie pfiff. Zandi verwandelte nach der harmlosen Rangelei zwischen Jancker und Reinhardt. „Wir haben genau gewusst, es wird einen unberechtigten Elfmeter gegen uns geben“, sagte Beiersdorfer. Als gelte es, einen Ladenhüter bundesweit anzupreisen, wollten Hamburgs Verantwortliche ein „ordentliches Spiel“ ihrer Mannschaft gesehen haben. Die 35 000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion sahen eine andere Partie. Teilweise hilflos wirkende Pfälzer und träge Hamburger, die kaum etwas taten, um wenigstens einen Punkt zu gewinnen. Weil Engelhardt zum 2:0 traf, beim HSV nicht mehr als der Treffer von Wicky heraussprang, fuhren sie wieder als Verlierer heim. „Wir stehen im Abstiegskampf und auf einem Abstiegsplatz. Die Situation ist ernst“, sagte Toppmöller und verbreitete dennoch Optimismus. „Wir können hier etwas aufbauen und bald weiter oben mitspielen.“

Ein großer Spaß war auch das Auslaufen am Sonntag nicht. Nicht nur wegen des Wetters. Auf der Internetseite des HSV glaubt fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer nicht an einen Heimsieg kommenden Sonntag gegen Hertha BSC. „Wir stehen hinter dem Trainer“, sagte Beiersdorfer, der im warmen Studio in München saß. „Solange man das Gefühl hat, dass sich der Trainer mit der Mannschaft auseinander setzt und diese zu ihm steht, solange kann nichts passieren. Wir haben eine neue, junge Mannschaft, die erst noch zusammenfinden muss, diesen Prozess wollen wir nicht unterbrechen.“ Klaus Toppmöller stand derweil im Hamburger Regen und sah unglücklich aus. Ein Blick zum Himmel sagte ihm, es wird nicht besser werden in den nächsten Tagen. Das Wetter und seine Situation.

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