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Sport: Wut auf Wuppertal

Weltrekordler Thomas Rupprath beendet den Ärger mit seinem Sponsor und wechselt nach Hannover

Berlin - Thomas Rupprath hockte auf dem Boden, die Ohren bedeckt von voluminösen Kopfhörern. Er starrte irgendwohin in der Schwimmhalle, aber nahm nicht viel etwas wahr. Er musste sich konzentrieren. Ein paar Minuten später kletterte er zufrieden aus dem Wasser. Er hatte sich gerade problemlos für das Finale über 100 Meter Rücken beim Weltcup in Berlin qualifiziert.

Später gewann Rupprath die 100 Meter Rücken gemeinsam mit dem Österreicher Markus Rogan. Beide schlugen nach 51,16 Sekunden an. Es gehe ihm sehr gut, sagt Rupprath. Der Kraftraum im Schwimmzentrum Hannover ist dreimal so groß wie der in der Wuppertaler Schwimmhalle. Er hat jetzt in Hannover eine Leichtathletik-Halle in der Nähe, einen Masseur und einen Fußballplatz. Deshalb sagt Rupprath: „Ich vermisse nichts, wenn ich an Wuppertal zurückdenke.“ Fast fünf Jahre startete er für Bayer Wuppertal. Seit September schwimmt der 27-Jährige für die Wasserfreunde Hannover. Seither hat er bei der Kurzbahn-Europameisterschaft in Wien über 50 Meter Rücken in 23,27 Sekunden einen Weltrekord aufgestellt und dort drei Titel gewonnen. Alles in Ordnung also in Ruppraths Welt? Nicht unbedingt. Es war schließlich kein normaler Wechsel nach Hannover. Rupprath hat in Wuppertal seinen Trainer Henning Lamberz zurückgelassen, den jungen Coach, mit dem er an die Weltspitze vorgedrungen ist. Und er hat in Wuppertal Vereinsfunktionäre zurückgelassen, die überaus sauer auf ihn sind.

Bei der Personalie Lamberz spielt noch Wehmut mit. „Es war eine schöne Zeit“, sagen beide. Aber sie hatten einen Sättigungsgrad erreicht. „Thomas bekommt in einer neuen Umgebung neue Reize“, sagt Lamberz. Sie telefonieren regelmäßig. Aber es gibt auch Irritationen. Bei der Sache mit dem Vereinslogo von Bayer Wuppertal zum Beispiel. Rupprath sagt: „Dem Verein geht es mehr um das Vereinslogo als um die Erfolge eines Sportlers. Und wenn das so ist, habe ich in diesem Verein nichts mehr verloren.“

Der Verein wird von Bayer gesponsert, der Verein bezahlte mit dem Geld des Konzerns Ruppraths Trainingslager, seine Hotelaufenthalte, seinen Trainer. Dafür sollte Rupprath das Bayer-Logo tragen, laut Lamberz „eine Selbstverständlichkeit“. Für Rupprath nicht. Dass er das Logo tragen muss, steht nicht in seinem Vereinsvertrag, er hat einen hoch dotierten Vertrag mit einer Brauerei. Also sagt er: „Ich habe meine Rechte an Erdinger verkauft. Da ist es doch klar, dass ich nicht immer das Bayer-Logo trage.“ Bei zwei Fernsehauftritten und der deutschen Kurzbahn-Meisterschaft tauchte er ohne Logo auf.

Der Verein reagierte mit zwei Abmahnungen und hielt erst einmal Geld zurück. Natürlich, sagt Meinolf Sprink, der Sportchef von Bayer, „versteht es sich ja von selbst, dass man öffentlich für das Unternehmen auftritt, das einem einen optimalen Sport ermöglicht“. Das habe man dann „dem Herrn Rupprath“ in einem Gespräch klar gemacht.

Der Herr Rupprath hätte trotz des Streits gerne seinen Vertrag mit Bayer Wuppertal verlängert, zu gleichen Konditionen, wie er sagt. Dass man bei Bayer erkläre, er habe mehr Geld gefordert, sei eine „bodenlose Unverschämtheit“.

Ob Rupprath in Hannover so viel Geld bekommt wie in Wuppertal, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass Rupprath nicht auf Feilschereien angewiesen ist. Nach den Olympischen Spielen hat er einen zusätzlichen Sponsorenvertrag unterschrieben. Er wirbt jetzt auch noch für Duschgels und Gesichtscremes.

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