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Sport: Zaubern im Sand

Herthas zweiter Gegner im Uefa-Pokal heißt Apoel Nikosia – die Spieler trainieren bereits bei südlichem Flair

Von André Görke

und Klaus Rocca

Berlin. Christian Keglevits war glücklich. „Ein besseres Los hätten wir kaum erwischen können. Ich bin sehr zufrieden“, sagte Keglevits. Der Trainer des Grazer AK hatte gerade erfahren, dass seinem Klub in der ersten Runde des Uefa-Pokals Apoel Nikosia zugelost worden war. Wochen später war Keglevits gar nicht mehr glücklich. Da war er mit den Grazern an den Zyprern mit 0:2 und 1:1 gescheitert. Offenbar hat sich das Scheitern des GAK und von Keglevits, der nach dem letzten 0:4 gegen den Daum-Klub Austria Wien auch noch entlassen wurde, bis nach Berlin herumgesprochen. Als nämlich gestern Mittag aus Nyon in der Schweiz die Kunde kam, dass Apoel Nikosia Gegner von Hertha BSC in der zweiten Runde ist, sagte der Berliner Trainer Huub Stevens: „Wer die Grazer ausschaltet, sollte nicht unterschätzt werden.“ Das klang ein wenig anders als die Reaktion von Manager Dieter Hoeneß: „Wir sind mit dem Los sehr zufrieden.“ Zufrieden also, wie zuvor Keglevits.

Nun muss Apoel Nikosia keinen in Angst und Schrecken versetzen. Denn „gemessen daran, wen wir alles hätten erwischen können, ist das Los ganz in Ordnung“, sagt Herthas Abwehrspieler Marko Rehmer. Dass der Klub auf der geteilten Insel 16-mal Meister und noch einmal mehr Pokalsieger wurde, besagt wenig. Gemessen am internationalen Standard ist Apoel, trotz des Erfolges über Graz, eher im unteren Drittel einzustufen. Immerhin hält der Klub einen Rekord – einen negativen. Das 1:16 im Achtelfinale des Cupsieger-Wettbewerbs in der Saison 1963/ 64 gegen Sporting Lissabon ist das höchste Ergebnis, das es je im Europapokal gab. Da waren die beiden 0:5-Niederlagen in der ersten Runde des Meisterpokals 1964/65 gegen Werder Bremen schon fast achtbar.

Dass Hertha zuerst in Nikosia antreten muss, ist sicher ein Vorteil. Die Insel kennen die Berliner noch ganz gut, und „die schlechtesten Erfahrungen haben wir dort nicht gemacht“, sagt Mannschaftskapitän Michael Preetz. Am 25. August 1999 waren die Fußballprofis von Hertha BSC schon einmal nach Zypern gereist. Damals, in Larnaka, kamen sie in der Qualifikation zur Champions League nicht über ein torloses Unentschieden gegen Anorthosis Famagusta hinaus. Das reichte jedoch, da Hertha zwei Wochen zuvor im Olympiastadion das Hinspiel 2:0 gewonnen hatte. Famagusta belegte in der vergangenen Meisterschaft Platz zwei – hinter Apoel. Entscheidend war, dass der Meister in 26 Spielen nur 22 Tore kassierte. Die Abwehr ist die Stärke Apoels.

Als Trainer Stevens und Kotrainer Holger Gehrke von der Auslosung erfuhren, haben sie sich „im Internet ein bisschen nach dem Klub umgeguckt“ (Gehrke). Den Mannschaftskader haben sie sich ausgedruckt, auch Fakten über die Spieler. In den nächsten Tagen wird die Recherche ausgedehnt. „Wir wollen uns Nikosia vor Ort anschauen“, sagte Gehrke. „So haben wir das auch vor dem Spiel gegen Aberdeen gemacht.“

Zypern war lange Zeit nur Fußball-Provinz. Meist wurde dort auf Sandplätzen gespielt. Immerhin: Das vor zwei Jahren eingeweihte schmucke GSP-Stadion in Nikosia mit einem Fassungsvermögen von 27 000 Zuschauern hat eine Rasenfläche. Die allerdings arg strapaziert wird, denn das Stadion teilen sich alle drei Klubs aus Nikosia. Und zuletzt bestritt dort auch Bayer Leverkusen das Champions-League-Spiel gegen Maccabi Haifa. Strapaziert wird der Rasen natürlich auch im heißen Sommer. Doch Hertha muss erst zwischen dem 29. und 31. Oktober auf Zypern antreten. Das Rückspiel findet zwei Wochen später in Berlin statt.

Am Wochenende gewannen die Blau-Gelben, in der Qualifikation zur Champions League an AEK Athen gescheitert, das Derby gegen Olympiakos Nikosia 1:0. Damit liegt Apoel punktgleich mit dem Erzfeind Omonia Nikosia an der Tabellenspitze. Bei Omonia spielt übrigens Rainer Rauffmann. Mit ihm hat Holger Gehrke einst bei Blau-Weiß 90 gekickt. „Ich werde den mal anrufen“, sagte Gehrke. „Der kann uns vielleicht etwas über Apoel erzählen.“

Nachmittags dann beim Training war die Auslosung für den Uefa-Pokal natürlich ein Thema, wenn auch nicht das wichtigste. Trainer Stevens hatte sich nämlich etwas Hübsches einfallen lassen: Das Training fand unterm Dach statt. Auf Sand. Dafür wurde das Beachsport-Center im Märkischen Viertel gemietet. Hat die Vorbereitung auf südliche Gefilde also schon begonnen? „Nein, das soll den Jungs nur gute Laune bringen“, sagte Holger Gehrke. „Wir haben das beim FC Schalke 04 auch so gemacht.“ Und mit dem hat Trainer Huub Stevens bekanntlich vor fünf Jahren den Uefa-Cup gewonnen.

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