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Sport: Zeichen setzen an der Ostsee

Man kann sich dem Problem ganz einfach nähern. Bloß mal den großen Zeh ins 16 Grad kalte Wasser halten.

Man kann sich dem Problem ganz einfach nähern. Bloß mal den großen Zeh ins 16 Grad kalte Wasser halten. Eklig kalt, nicht wahr? Freiwasser-Schwimmer müssen Stunden in 16 Grad kaltem Wasser verbringen, die Regeln erlauben das. Nur kälter darf es nicht werden. Und mehr als 31 Grad warm auch nicht. Doch diese Grenzen als Gesundheitsschutz reichen nicht aus.

Freiwasser-Schwimmer sind hart im Nehmen, aber jetzt rebellieren sie. In der kühlen Ostsee soll ab Donnerstag die deutsche Meisterschaft stattfinden, doch Weltmeister Thomas Lurz fordert nun, die Mindesttemperaturen anzuheben. Lurz’ Trainer plädiert sogar im Notfall für eine Absage der Wettkämpfe. Gesundheit geht zwingend vor? Nicht beim Freiwasser-Schwimmen. Der Weltverband schützt nicht die Athleten, er schützt die Veranstalter von Weltcups, die Angst vor Absagen haben. Ein Wettbewerb kostet rund 100 000 Dollar. Außerdem haben Beckenschwimmer im Verband die größere Lobby, weil sie medial und für Sponsoren besser zu vermarkten sind als Open-Water-Krauler.

Seit dem tragischen Tod des US-Amerikaners Francis Crippen, der an einem Hitzschlag starb, sind die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verbessert worden, das stimmt. Aber umfassende Regeländerungen werden wohl frühestens im September verabschiedet. Die Funktionäre lassen sich Zeit, sie wollen ja auf diverse Veranstalter Rücksicht nehmen. Vielleicht sollten sich die Athleten deshalb wirklich weigern, in die kalte Ostsee zu springen. Es wäre ein Zeichen. Eines, das vielleicht verstanden würde.

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