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Sport: Zidane spricht

Der zurückgetretene Star äußert sich zu seinem Kopfstoß im WM-Finale

Zinedine Zidane hat sich grundsätzlich für sein Verhalten im WM-Finale entschuldigt, aber er bedauert nicht, Marco Materazzi mit einem Kopfstoß attackiert zu haben. Der italienische Verteidiger habe ihn im Endspiel der Fußball-WM am Sonntag „mit sehr harten Worten“ beleidigt, sagte der zurückgetretene Kapitän der französischen Elf am Mittwochabend in einem Interview des Fernsehsenders „Canal Plus“. Es war das erste Mal, dass Zidane sich zu dem Vorfall äußerte, der in der 110. Minute des Spiels zu seinem Platzverweis geführt hatte. Er sagte jedoch nicht konkret, mit welchen Worten Materazzi ihn beleidigt haben soll. „Ich entschuldige mich bei den zwei, drei Milliarden Fernsehzuschauern, die das gesehen haben“, sagte Zidane, „bei den Kindern und bei den Erziehern, die die Kinder erziehen und ihnen beibringen, was man tut und was man nicht tut.“ Seine Geste sei nicht tolerierbar, fuhr er fort, aber er könne sie nicht bedauern. Denn das hieße, dass der, der ihn beleidigte, recht gehabt hätte. „Das kann ich nicht“, sagte Zidane dreimal hintereinander.

Der Kopfstoß gegen Materazzi sei nicht kalkuliert gewesen, sagte Zidane. Er habe vorher mit ihm nie Streit gehabt. In dem fraglichen Moment habe Materazzi ihn am Trikot so festgehalten, dass er ihm gesagt habe, er möge das lassen. Wenn er unbedingt sein Trikot haben wolle, könne er es nach dem Spiel bekommen. Darauf habe Materazzi ihm mehrmals „sehr harte Worte“ gegen seine Mutter und seine Schwester nachgerufen. „Das hören Sie sich einmal an und wenden sich ab. Das habe ich getan, denn ich bin weiter gegangen, aber dann hören Sie es ein zweites Mal und ein drittes Mal … “, sagte er. Wenn er nicht provoziert worden wäre, hätte es diese Reaktion nicht gegeben.

Ihm seien nicht die Nerven durchgegangen, beteuerte Zidane. Er sei auch keineswegs stolz auf seine Geste. „Glauben Sie nicht, dass es mir Spaß gemacht hätte, zehn Minuten vor dem Ende meiner Karriere so etwas zu tun“, sagte er weiter, „aber auf diese schwere Provokation habe ich reagieren müssen.“ Er habe dem Schiedsrichter, der ihm die Rote Karte zeigte, davon berichtet. Zu dem Disziplinarverfahren, das die Fifa gegen ihn eröffnet hat, sagte er, wenn dann müsse man den „wirklich Schuldigen“ bestrafen: „Und das ist der, der provoziert hat.“

Zidanes Bericht deckt in sich in Grenzen mit der Schilderung, die Materazzi der italienischen „Gazzetta dello Sport“ gegeben hatte. Darin bestätigte er, dass er Zidane „nur einige Sekunden“ am Trikot festgehalten habe. Dann habe Zidane ihn „mit Super-Arroganz von oben nach unten“ angeschaut und gesagt: „Wenn Du wirklich mein Trikot willst, gebe ich es Dir nachher.“ Daraufhin habe er Zidane mit einer Beleidigung geantwortet, „das ist wahr“. Aber es seien Worte gewesen, die man „manchmal zehnfach“ auf dem Fußballplatz höre. Mit welchen Worten er Zidane beleidigte, behielt auch Materazzi für sich. „Ich habe zu ihm nichts über Rassismus, Religion oder Politik gesagt“, sagte er. „Und ich habe auch nicht über seine Mutter gesprochen.“ Er habe nicht gewusst, dass sie während des Endspiels im Krankenhaus gelegen habe. „Ich wünsche ihr alles Gute“, sagte Materazzi. Zidane sei für ihn immer ein Held gewesen, den er bewundere.

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