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Sport: Zirkus-Direktoren (Kommentar)

Die Leichtathletik hat ein Image-Problem. Linford Christie, Javier Sotomayor, Merlene Ottey, allesamt bei Dopingkontrollen positiv getestet, beherrschten vor und während der WM in Sevilla vor knapp einem halben Jahr die Schlagzeilen.

Die Leichtathletik hat ein Image-Problem. Linford Christie, Javier Sotomayor, Merlene Ottey, allesamt bei Dopingkontrollen positiv getestet, beherrschten vor und während der WM in Sevilla vor knapp einem halben Jahr die Schlagzeilen. In Deutschland hat man den Eindruck, als bestehe die Leichtathletik momentan nur noch aus dem "Fall Baumann". Die an dieser Sportart Interessierten scheinen inzwischen die Nase voll zu haben. So lässt sich jedenfalls die Tatsache deuten, dass am vergangenen Sonntag, trotz sehr guter Besetzung, nur 2500 statt wie in den Vorjahren 5000 Zuschauer zum Hallen-Meeting nach Sindelfingen kamen.

Aber wenden sich die Fans wirklich von der Leichtathletik ab, weil sie vom Doping-Sumpf genug haben? Die Verantwortlichen der Veranstaltung in Karlsruhe scheinen die Sache anders zu sehen. Nur so ist es zu erklären, dass sie als Hauptattraktion am Sonnabend Merlene Ottey an den Start gehen lassen wollen. Sie soll die Europahalle füllen.

Rechtlich ist ein Start der 39-Jährigen zwar in Ordnung, weil die jamaikanische Sprinterin von ihrem Verband in Rekordzeit vom Dopingverdacht rein gewaschen wurde. Da ist es unerheblich, dass vor dem internationalen Verband ihr Verfahren noch anhängig ist. Doch es ist instinktlos von den Karlsruhern, sie dem Publikum zu präsentieren, bevor ihr Fall abgeschlossen ist. Aber vielleicht wird die Halle ja voll sein. Was dann die Zyniker bestätigen würde, die behaupten, dem Publikum seis egal, es wolle die großen Stars sehen. Gedopt oder nicht. Unter Verdacht oder nicht. Dann würden aus den Meeting-Direktoren schnell Zirkus-Direktoren.

Sebastian Arlt

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